Walchi-Interview
"Muss mich aus dem Dreck rausziehen"
17.02.2010
Michael Walchhofer gibt nach der Pleiten-Abfahrt noch nicht auf:
Michael Walchhofer (34) kaut schwer an seiner Abfahrtspleite. Im Interview spricht er über geplatzten Goldtraum und die Folgen.
ÖSTERREICH: Herr Walchhofer, wussten Sie schon während Ihrer
Fahrt, dass es nicht reichen wird?
Michael Walchhofer: Natürlich
habe ich gemerkt, dass es nicht optimal läuft. Aber dieses Gefühl hatte ich
schon öfter und bin dann am Ende vorne gelegen. Mein Ergebnis passt einfach
ins Bild. In dieser Saison läuft in der Abfahrt nichts zusammen. Leider auch
bei Olympia nicht! Wenn du um die Goldmedaille fahren willst und Zehnter
wirst, ist es ein Scheiß.
ÖSTERREICH: Gibt es etwas,
das Sie sich im Nachhinein vorwerfen müssen?
Walchhofer:
Jetzt bin ich einmal enttäuscht. Dass wir ohne Medaille geblieben sind, nagt
schon. Aber ich war vielleicht mit ein bisschen zu viel Gewalt unterwegs.
Ich kann die Situation schwer beschreiben, aber vielleicht fehlt mir schon
seit längerer Zeit auch das Glück. Ab Lake Louise war ich immer in
Schlagweite, rausgeschaut hat im Endeffekt ein geerbtes Podium in Bormio.
ÖSTERREICH:
Werden Sie am Ende der Saison Ihre Karriere beenden?
Walchhofer:
Gleich nach dem Rennen hätte ich es am liebsten auf der Stelle gelassen. Da
hat es mich schon g’scheit anzipft. Aber als Sportler hast du das Ziel, dich
sofort wieder aus dem Dreck rauszuwühlen. Das ist jetzt auch notwendig.
ÖSTERREICH:
Das heißt, Sie werden bei der WM 2011 in Garmisch dabei sein?
Walchhofer:
Vielleicht bin ich dabei. Die Chancen stehen 50:50. Aber ich bin jetzt seit
fast 20 Jahren im Spitzensport und habe so lange für diese eine Goldmedaille
bei Olympia gekämpft. Natürlich ist das ein schwerer Rückschlag, aber
Rückschläge gehören zu einer Karriere dazu. Eine Goldmedaille hätte
wahrscheinlich mein Leben verändert. Nur darüber muss ich mir jetzt keine
Gedanken mehr machen. Leider.
ÖSTERREICH: Sie waren sogar
für die Super-Kombi im Gespräch. Haben Sie aus Frust auf einen Start
verzichtet?
Walchhofer: Nein. Das hat nichts mit der Abfahrt zu
tun. Das Thema ist eigentlich schon seit meinem Sturz in Kitzbühel vom
Tisch. Ich konnte ja nicht einmal Slalom trainieren. Da wollte ich mir das
wirklich nicht antun.