Neo-Präsident bilanzert positiv, Herren-Skipleite aber 'gewisse Schmach'.
Karl Stoss, Neo-Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), bewertet das rot-weiß-rote Abschneiden bei den XXI. Olympischen Winterspielen in Vancouver positiv. "Ich bin sehr zufrieden mit den 16 Medaillen. Es hat sich verlagert, von einer Skination hin zu einer breit aufgestellten Wintersportnation", betonte der Vorarlberger. Neben den Medaillen freue er sich besonders über 49 Diplomplatzierungen (Anm.: Top 6), "Pech und auch einige Fehler" hätten noch mehr Podestplatzierungen verhindert.
Historische Skipleite
Das erstmalige Ausbleiben von Medaillen für
die österreichischen Skiherren, bereitet Stoss nicht all zu viel
Kopfzerbrechen. "Das ist nicht so schlimm. Medaillen wären ganz toll
gewesen, aber es kommen bald wieder andere Großereignisse. Das ist zwar eine
gewisse Schmach, aber ich würde das nicht überbewerten", meinte der seit
Herbst amtierende ÖOC-Boss. Vielmehr verwies er auf die Erfolge in den
anderen Sparten und freute sich, dass Österreich so "schön breit"
aufgestellt sei. "Das ist etwas ganz Tolles."
Beeindruckende Gastgeber
An den Wettkampfstätten selbst, die er
nach der ersten Wettkampfwoche aus beruflichen Gründen (Aufsichtsratssitzung
und Generalversammlung der Österreichischen Lotterien) wieder Richtung Wien
verlassen musste, habe ihn vor allem die Begeisterungsfähigkeit der
kanadischen Gastgeber beeindruckt. "Es war wirklich schön, das zehn Tage zu
erleben, ich wäre gerne noch länger geblieben", betonte der Generaldirektor
der Casinos Austria und Geschäftsführer der Österreichischen Lotterien, der
sich in der zweiten Woche in der Heimat stets per Internet und TV auf dem
Laufenden hielt.
Auch die Eröffnungsfeier in Vancouver sei bemerkenswert gewesen. "Das war schon ein wirklich tolles Erlebnis", meinte der 53-Jährige. Einige Dinge wie die Gestaltung der "Side Events" bei den alpinen und nordischen Bewerben in Whistler fanden jedoch nicht die volle Zustimmung des Vorarlbergers. Spartanisch eingerichtete Zelte und dergleichen hätte es in Österreich nicht gegeben. "Das ist nicht negativ gemeint, da haben sie eben eine andere Art als wir", meinte Stoss.
Neue Denkansätze für die Zukunft
Organisatorisch sei
von ÖOC-Seite alles reibungslos verlaufen, wenngleich für zukünftige
Veranstaltungen doch Verbesserungsmöglichkeiten vorhanden seien. "Es gab
hier keine negativen Erfahrungen. Das Österreich-Haus war und ist ein
Anziehungspunkt, es gibt aber auch Sachen, die man überdenken sollte",
stellte Stoss klar.
Der Standort des Hauses etwa sei diskussionswürdig. Überlegenswert sei nach Vorbild der Schweiz und Italiens auch, den Zutritt öffentlicher zu machen, dafür aber Eintritt zu verlangen. "Gratis Eintritt sollte es nicht mehr geben, jeder, der hinein will, sollte voll zahlen. Natürlich würde es weiterhin Tickets für Sponsoren und Sportler geben", erläuterte Stoss.
Dopingskandale kein Problem mehr
Negative Schwingungen gegenüber
Österreich aufgrund der Dopingskandale in Turin und Salt Lake City habe er
in Kanada nicht vernommen. "Wir wurden überall sehr freundlich aufgenommen.
Es gab auch Gespräche mit IOC-Präsident Rogge. Uns schlägt wieder eine
positive Stimmung entgegen", bekräftigte der Hobby-Bergsteiger. Dass es bei
über 2.000 Kontrollen keinen Dopingfall gegeben habe, bewertet Stoss
uneingeschränkt positiv. "Die Abschreckung ist notwendig und sie
funktioniert", ist sich der ÖOC-Präsident sicher.
Zurück in der Heimat sei nun die Weiterführung der Neuordnung des ÖOC in Angriff zu nehmen. Als nächster Schritt steht die Neubestellung eines Generalsekretärs an. Es habe mehr als 100 Bewerbungen für den Posten gegeben. Zwei bis drei dieser Kandidaten werde er dem ÖOC-Vorstand vorschlagen. Noch im März soll dann über die Nachfolge von Interims-Generalsekretär Matthias Bogner, der sich dann wieder ganz auf seine Position als ÖOC-Sportdirektor konzentrieren kann, entschieden werden.