8 Jahre nach Turin-Skandal darf Österreich wieder auf starke Langläufer hoffen.
Acht Jahre nach den folgenschweren Dopingrazzien von Turin ist in Sotschi wieder ein schlagkräftiges Langlauf-Olympiateam aus Österreich am Start. Sinnbildlich für den neuen Weg steht Johannes Dürr, der aufgrund starker Saisonleistungen sogar als Medaillenanwärter gehandelt wird.
Dürr: "Es fühlt sich gut an"
Der Langdistanzspezialist ist stolz, dass er dazu beiträgt, seinem durch viele Negativschlagzeilen nach 2006 beschädigten Sport in Österreich wieder zu einem besseren Image zu verhelfen. "Es ist schön, dass der Glaube in den Sport zurückgekommen ist. Es fühlt sich gut an, dass der Langlauf wieder Wertschätzung erfährt", betonte der Drittplatzierte der Tour de Ski 2013/14. Es sei wichtig, der Jugend zu zeigen, "dass Langlauf gar nicht so deppert ist".
Viele Zukunftshoffnungen
Aber nicht nur Dürr, sondern auch seine fast durchwegs noch jungen Teamkollegen sollten zumindest mittelfristig für internationale Erfolge sorgen können. Max Hauke, Bernhard Tritscher sowie Teresa Stadlober und Nathalie Schwarz gelten als vielversprechende Zukunftshoffnungen. Wie die Routiniers Katerina Smutna und Harald Wurm sind sie aber auch schon in Sotschi in dem einen oder anderen (Team)Bewerb für die Top Ten gut.
Sechs der acht ÖSV-Athleten geben in Russland ihr Olympiadebüt. 2010 war die eingebürgerte Smutna der einzige rot-weiß-rote Langlaufbeitrag gewesen. Wurm hat schon 2006, als durch die erfolgreichen Razzien in den Quartieren der ÖSV-Langläufer und -Biathleten jahrelange Dopingermittlungen ausgelöst wurden, Erfahrung gesammelt.
Turin-Skandal verarbeitet
In der Zeit nach Turin habe er sich manchmal sogar geschämt, Langläufer zu sein, erzählte Dürr. Mittlerweile sei es der Mannschaft aber gelungen, aus dem langen Schatten der leidigen Causa zu treten. Sein eigener, recht rasanter Aufstieg in die Weltklasse habe keinen Argwohn hervorgerufen. "Ich spüre kein Misstrauen bei den Kollegen und auch nicht bei den Medien", so Dürr. Schließlich habe er sich seit einer Trainingsumstellung vor fünf Jahren kontinuierlich entwickelt und seine Umfänge sukzessive steigern können.
Ob der auch international immer wieder von Dopingfällen gebeutelte Langlauf aktuell sauberer als 2006 ist, könne er nicht beurteilen. Die Turin-Causa mit ihren weitreichenden Folgen hat Dürr als Junior nur aus den Medien mitgekommen, aktuell habe er aber ein gutes Gefühl. "Ich glaube daran und hoffe, dass der Sport sauber ist. Die Bemühungen wie der Blutpass gehen in die richtige Richtung", bekräftigte der 26-Jährige. Er selbst sei in diesem Winter bereits 13 mal, zumeist im Training, getestet worden.
Mannschaftliche Stärke kommt erst
Auf dem richtigen Weg befindet sich seiner Ansicht nach auch das aktuelle ÖSV-Team. Die Nominierung von je vier Athleten sei ein wichtiges Signal, betonte der Göstlinger. Mit Herrenerfolgen auf breiterer Front könne man aber freilich noch nicht rechnen. "Es wird noch dauern, bis wir auch als Mannschaft so richtig reüssieren können, respektive in der Staffel die Möglichkeit haben, vorne mitzumischen."
Dürrs langjähriger Trainer Gerald Heigl erhofft sich durch weitere Großtaten seines Schützlings Impulse für den Nachwuchs. "Ich hoffe, dass das einen Ansporn gibt. Langlauf muss interessanter werden für die Jugend. Aber dazu braucht es vorne die Erfolge, das ist nicht leicht für ein Nicht-Langlauf-Land. Wir sind nicht Norwegen", erklärte Heigl.
ÖSV-Langlaufchef Markus Gandler ist sich ebenfalls sicher, dass der Shootingstar die Jugend mitziehen kann. Sorgenfrei sei man aber keineswegs, in gewissen Nachwuchsjahrgängen gebe es Löcher. "Da wird es dann schon zäh. Fünf Dürrs werden wir nie haben, aber er kann einen gewissen Hype entwickeln und auch Tritscher und Hauke werden sich noch steigern", sagte Gandler, der auch schon 2006 als Sportdirektor für die österreichischen Langläufer und -Biathleten zuständig gewesen war.