Damen Slalom
Olympia: Schild holt Silber - Zettel Bronze
20.02.2014
Shiffrin holt Gold - Bernadette Schild und Kirchgasser out.
Mit 18 Jahren hat sich Mikaela Shiffrin am Freitag zur jüngsten Slalom-Olympiasiegerin der Geschichte gekrönt. Die US-Amerikanerin holte Gold und verhinderte damit das perfekte Olympia-Märchen von Marlies Schild. Die Salzburgerin stürmte im zweiten Durchgang vom sechsten Platz noch zu Silber, Bronze ging dank der Niederösterreicherin Kathrin Zettel ebenfalls an den ÖSV.
Auf Österreichs Ski-Damen war somit bei den Winterspielen in Russland Verlass, in den fünf Rennen holte die Truppe von Cheftrainer Jürgen Kriechbaum einmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze. Bernadette Schild war als Vierte nach dem ersten Durchgang beste Österreicherin, schied aber im Finale unter Flutlicht aus. Auch Michaela Kirchgasser, die zur Halbzeit Neunte war, scheiterte - bereits nach wenigen Sekunden - im zweiten Durchgang.
Shiffrin führte nach 1. Durchgang
"Nach dem ersten Durchgang hatte ich eigentlich schon alles abgehakt", meinte Marlies Schild, die es eisig und hart liebt, und deshalb mit den weichen Schneebedingungen schwer zu kämpfen hatte. Im zweiten Lauf profitierte Schild dann aber von den etwas kälteren Temperaturen. "Da hab' ich in meinem Kopf das richtige Rezept reingebracht und hab' mich besser drauf eingestellt."
Mit diesem Rezept raste die 32-Jährige beim letzten Olympia-Auftritt ihrer Karriere mit Laufbestzeit noch zur vierten Olympia-Medaille (dreimal Silber, einmal Bronze). Dass sie ohne Olympia-Gold in die Ski-Pension gehen wird, nahm Schild mit einem Lächeln zur Kenntnis. "Ich habe so viele Rennen gewonnen, bin Weltmeisterin und habe vier Olympiamedaillen. Da darf man wirklich nicht jammern. Silber ist wirklich super."
Gratulation
Schild gratulierte Shiffrin neidlos zu Gold: "Mikaela fährt sensationell. Vor allem auf so einem Schnee ist sie die Beste, da hat sie einen Zug auf dem Ski wie keine andere." Die Teenagerin aus den USA, die sich auch von einer Verkühlung nicht bremsen ließ, ist wahrlich eine würdige Olympiasiegerin. 2013 in Schladming holte sie bereits WM-Gold, in der laufenden Saison führt sie den Slalom-Weltcup souverän an. "Ein Traum wurde wahr", jubelte die erste US-Slalom-Olympiasiegerin seit 1972. Damals hatte Barbara Cochran in Sapporo triumphiert.
Nur Mitte des zweiten Laufs kam das Wunderkind aus Vail ins Wanken, korrigierte aber geschickt und fuhr mit 0,53 Sekunden Vorsprung auf Schild über die Ziellinie. Shiffrin, die in der vergangenen Saison auch den Disziplinen-Weltcup für sich entschied, hat damit schon zwei Wochen vor ihrem 19. Geburtstag alles gewonnen, was es im Slalom zu erreichen gibt.
Jüngste slalom-Olympiasiegerin
Als jüngste Slalom-Olympiasiegerin löste Shiffrin die Italienerin Paoletta Sforza-Magoni ab, die bei ihrem Triumph 1984 in Sarajevo rund ein halbes Jahr älter war. Zettel, die die erste Olympia-Medaille ihrer Karriere einfuhr, wurde nach dem Rennen von ihren Emotionen übermannt. "Jetzt bricht alles aus mir raus, ich habe harte Tage hinter mir", erklärte Zettel, deren Oma am vergangenen Dienstag verstorben war, unter Tränen. "Dass sich das noch für eine Medaille ausgegangen ist, ist ein Wahnsinn, das freut mich sehr", sagte die 27-Jährige, die nach dem ersten Lauf Siebente war.
Zettel bedankte sich für die Unterstützung aus ihrem Umfeld in den vergangenen Tagen. "Ich hab viel Zusprache von meiner Familie, den Trainern, Kolleginnen, vom ganzen Team bekommen. Sie haben mich in den Arm genommen und aufgebaut." Mit Shiffrin, Schild und Zettel gingen übrigens diesmal alle drei Medaillen an die Salzburger Skifirma Atomic.
Mit dem undankbaren Platz vier beendete Maria Höfl-Riesch das letzte Olympia-Rennen ihrer Laufbahn. Nach dreimal Gold und einmal Silber darf die 29-jährige Deutsche dennoch auf "eine tolle olympische Karriere" zurückblicken.
Endstand Damen Slalom
1. | Mikaela Shiffrin | USA | 1:44,54 |
2. | Marlies Schild | AUT | 1:45,07 |
3. | Kathrin Zettel | AUT | 1:45,35 |
4. | Maria Höfl-Riesch | GER | 1:45,73 |
5. | Frida Hansdotter | SWE | 1:45,90 |
6. | Emelie Wikström | SWE | 1:46,11 |
7. | Nastasia Noens | FRA | 1:46,12 |
8. | Tina Maze | SLO | 1:46,26 |
9. | Marie-Michele Gagnon | CAN | 1:47,37 |
10. | Sarka Strachova | CZE | 1:47,39 |
11. | Anna Swenn-Larsson | SWE | 1:47,91 |
12. | Tanja Poutiainen | FIN | 1:48,01 |
13. | Annemone Marmottan | FRA | 1:48,96 |
14. | Barbara Wirth | GER | 1:49,00 |
15. | Brittany Phelan | CAN | 1:49,11 |
Auf Seite 2 die Reaktionen
Mikaela Shriffin (USA/Gold): "Ich kann es irgendwie schon und dann doch nicht glauben. Ein Traum ist wahr geworden. Ich bin glücklich, dass ich die Möglichkeit bekommen habe hier her zu kommen und so etwas zu erleben. Ich war vor dem Start ein bisschen nervös. Es waren noch zwei Minuten am Start und ich wollte eigentlich schon längst starten."
Marlies Schild (AUT/Silber): "Die Silbermedaille ist natürlich ein Wahnsinn. Es war heute schwierig für mich, nach dem ersten Durchgang hatte ich die Medaille gefühlsmäßig fast schon abgehakt. Mikaela (Shiffrin) fährt sensationell, vor allem auf diesem Schnee fährt sie wie keine andere. Die Goldene fehlt, aber das kann ich verschmerzen. Ich habe vier olympische Medaillen und habe zusätzlich so viel gewonnen. Ich bin einfach glücklich, eine Medaille zu haben. Ich habe mir in der Pause meinen ersten Lauf noch mal angeschaut. Ich bin immer nur über den Innenski gefahren und habe das im zweiten Lauf korrigiert. Irgendwie habe ich es doch geschafft, in meinen Kopf das richtige Rezept hineinzukriegen um hier schnell zu sein. Es tut mir leid für die Bernie (Bernadette Schild). Sie ist top drauf und hat noch viele Spiele vor sich.
Kathrin Zettel (AUT/Bronze): "Dass sich eine Medaille ausgeht, ist ein Traum. Ich bin durch harte Stunden gegangen. Ich habe viel Zuspruch von meiner Familie und meinen Freunden, den Betreuern und den Teamkolleginnen bekommen. Ich bin froh, dass ich davon etwas zurückgeben konnte. Es ist ein Wahnsinn, ich freue mich sehr. Der Kurs hat es in sich gehabt und ich habe auch schwer gekämpft, aber es ist sich mit Ach und Krach ausgegangen. Ich muss das jetzt alles erst verdauen."
Maria Höfl-Riesch (GER/4.): "Ich war heute einfach nicht gut genug, die anderen waren besser. Die Größe, das zuzugeben, muss man nach dem Rennen haben. Ich habe eigentlich gut begonnen, aber genau vor dem Flachstück habe ich einen Fehler eingebaut, der hat mir viel Geschwindigkeit gekostet. Ich habe dann nicht mehr in den Lauf hineingefunden. Es ist ein Wahnsinn, wie super und souverän sie (Shiffrin) fährt und mit dem Druck und der Erwartungshaltung umgeht. Ich freue mich sehr für die beiden Österreicherinnen, aber Mikaela ist heuer wirklich die Beste."
Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): Es freut mich sehr, sie sind beide derzeit so glücklich. Dass Shiffrin gut fährt haben wir gewusst, die war uneinholbar. Dass Marlies und Kathrin das beide so runtergebracht haben, das freut uns sehr. Die Männer sind auch stark, aber die haben leider viele vierte Plätze, das ist schade. Für morgen rechne ich mit gar nichts, aber ich denke, wir haben eine gute Chance."
Benjamin Raich (Lebensgefährte Marlies Schild): "Sensationell. Ich bin begeistert, die Marlies ist super gefahren. Wenn man die Marlies kennt, dann weiß man, dass sie nie aufgibt. Und jetzt holt sie bei Olympia die dritte Medaille. Ich bin im Vorhinein immer ein wenig beim Tiefstapeln, denn im Slalom kann immer etwas passieren. Beim Zuschauen und Daumendrücken bin ich immer viel nervöser als wenn ich selber fahre. Jetzt bin ich für morgen (Herren-Slalom) noch mehr motiviert.
Jürgen Kriechbaum (Damen-Rennsportleiter ÖSV): "Wenn ich nach dem ersten Durchgang gerechnet hätte, okay, dann hätte ich gedacht, der erste ist relativ weit weg, aber der zweite und dritte doch in Reichweite. Wenn sie wirklich mit Herz fahren und die schwierigen Passagen gut erwischen, ist alles möglich. Maze hat verbremst, Höfl-Riesch Fehler gemacht, es hat alles zusammengespielt.
Michaela Kirchgasser (AUT/Ausfall im 2. Durchgang): "Ich wollte sinnvoll attackieren, die Intelligenz hat mich beim zweiten Tor verlassen. Mit Attackieren wäre vielleicht was möglich gewesen. Es war leider so, dass ich viel zu gerade hin bin, es hat mich hinten reingedrückt. Fahren wir halt noch einmal vier Jahre."