Er kam (zurück), sprach nicht und ist trotzdem der große Star der Eiskunstlaufbewerbe: Der Russe Jewgenij Pluschenko.
Die Olympischen Eiskunstlauf-Bewerbe in Vancouver stehen in erster Linie im Zeichen von Jewgenij Pluschenko. Der Russe war zwar nach seinem Olympiasieg 2006 in Turin für dreieinhalb Jahre zurückgetreten gewesen, hat seit seinem Comeback zu Beginn der Saison aber sehr gute Chancen auf die erste erfolgreiche Olympia-Titelverteidigung im Herrenbewerb seit den Fünfzigern. Und die Konkurrenz stand schon beim Training in Pluschenkos Schatten.
Aberglaube
Als der 27-Jährige am Donnerstag erstmals zu seinem
ersten, 40-minütigen Training in die Wettkampf-Arena Pacific Coliseum kam,
scharten sich die Journalisten um ihn, wurden aber enttäuscht. "Ich gebe
jetzt keine Statements ab, denn ich bin abergläubisch", meinte Pluschenko im
Vorbeigehen. "Ich werde nach dem Kurzprogramm reden." Dieser erste Teil der
olympischen Konkurrenz ist für Dienstag angesetzt.
Schon im Vorfeld von Pluschenkos Ankunft hatte es wieder einmal eine Wertungsrichter-Debatte gegeben, obwohl das Punkterichter-System nach den Spielen 2002 in Salt Lake City reformiert worden war. Die beiden nunmehrigen Fronten vertreten die sprunggewaltigeren Athleten wie Pluschenko oder den Schweizer Olympia-Zweite Stephane Lambiel bzw. die mehr technisch orientierten Nordamerikaner.
Wie entscheiden Preisrichter?
Welchen Typ die Preisrichter bei
diesen Spielen bevorzugen, bleibt abzuwarten. Klar scheint aber, dass der
Name immer noch am meisten zählt. Der Österreicher Viktor Pfeifer, nach
Turin 2006 zum zweiten Mal bei Olympia dabei, nahm sich da kein Blatt vor
den Mund. "Auch wenn ich genauso gut wie Pluschenko laufe, würde ich nicht
so gut wie er bewertet", erklärte der Vorarlberger. "Wenn wir mit einer
Stoppuhr bewertet würden, wäre es perfekt. Aber das geht natürlich nicht."
Konkurrenz
Pfeifer ist selbstverständlich kein Titelrivale von
Europameister Pluschenko, sehr wohl aber sind das der auch erst in dieser
Saison in das Geschehen zurückgekehrte Lambiel und US-Weltmeister Yvan
Lysacek. Der Franzose Brian Joubert ist neben Pluschenko, Lambiel und
Lysacek der vierte Athlet mit zumindest einem WM-Titel im Teilnehmerfeld.
Die kanadischen Fans hoffen auf eine Überraschung ihres erst 19-jährigen
Landsmannes Patrick Chan.
Paarlauf
Den Auftakt machen am Sonntag die Paartänzer, wobei es
für die Chinesen Shen Xue/Zhao Hongbo bei ihren vierten und letzten Spielen
nach zwei Bronze-Medaillen mit Gold klappen könnte. Zhao konnte Shen nur aus
dem sportlichen Ruhestand holen, indem er sie auf ihre Bedingung hin 2007
heiratete. Heuer ist das Paar noch unbesiegt, die zweifachen deutschen
Weltmeister Aljona Savchenko/Robin Szolkowy wollen ihnen aber die Show
stehlen.
Chance für Youngsters
Scheinen bei den Herren und Paaren
eher die Routiniers im Vorteil, haben bei den Eistänzern und Damen die
Jüngeren keine schlechten Karten. Im Damen-Feld sind mit der Südkoreanerin
Kim Yu-na sowie den Japanerinnen Mao Asada und Miki Ando die
Titelträgerinnen der vergangenen drei Weltmeisterschaften erste
Podestanwärterinnen. Kanada hofft auf Joannie Rochette. Bei den Eistänzern
stachen diesen Winter bisher Meryl Davis/Charlie White (USA) und Tessa
Viertue/Scott Moir (CAN) hervor.