Super-G-Debakel
Raich will ruhig bleiben
20.02.2010
"Habe mir nichts vorzuwerfen", so Raich, der bei Olympia noch 3 x zuschlagen kann.
Die Situation ist für Benjamin Raich nicht neu. Der Druck, der ohnehin auf seinen Schultern lastet, ist noch größer geworden. Österreichs alpine Skiherren haben bei den Olympischen Winterspielen in Kanada nach zwei Bewerben noch keine Medaille gewonnen, wie vor einem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Val d'Isere ging die stolze Skination in Abfahrt und Super-G leer aus. In Zeichen der Fünf Ringe passierte das zuvor zum letzten Mal 1994 in Lillehammer.
Nächste Chance Superkombi
Es könnte den Österreichern auch
durchaus blühen, dass sie nach den ersten drei Rennen in Whistler noch ohne
Edelmetall dastehen, dies ist nicht nur in Lillehammer geschehen, sondern
auch bei der WM 2009, als Hoffnungsträger Raich in der Super-Kombination
ausschied. Der Pitztaler zählt am Sonntag zu den Medaillenanwärtern, jedoch
wird die Aufgabe nicht leichter. "Ich denke schon, dass ich gute Chancen
habe, man beginnt immer wieder bei Null, muss immer wieder alles geben,
sonst hat man keine Chance."
"Vollprofi"
Alpinchef Hans Pum macht sich keine Sorgen
um Raich. "Benni ist ein Vollprofi." Und der Tiroler selbst, der am Freitag
von seiner am Sonntag anreisenden Lebensgefährtin Marlies Schild per Telefon
aufgebaut worden ist, kennt die Situation. 2006 in Turin war er im Super-G
"schlecht gefahren" (Platz 21) und in der Kombination sogar ausgefallen, ehe
er Gold in Riesentorlauf und Slalom holte. Geschafft habe er dies, weil er
ruhiggeblieben sei. "Ich werde versuchen, meine Chancen, wie sie kommen, zu
nützen."
Historischer Negativrekord
Platz 14 für den besten Österreicher
war nicht nur das schlechteste Abschneiden für den ÖSV in einem
Olympia-Super-G, sondern damit wurde auch der Weltcup-Minusrekord von Val
d'Isere 1989, als Hubert Strolz 14. wurde, egalisiert. "Bester Österreicher
gewesen zu sein, ist natürlich nicht zufriedenstellend, wenn man 14. ist.
Das ist einfach schlecht", brachte es Raich auf den Punkt.
"Ich kann nur für mich reden, ich habe alles gegeben und mir nichts vorzuwerfen. Es hat nicht gereicht, man muss schauen und seine Schlüsse draus ziehen. Aber für den einzelnen Athleten ist das eine normale Sache, das kommt immer wieder vor", sagte der 31-Jährige. Es sei beim Skifahren auch nichts anderes als im normalen Leben. "Es geht nicht immer ganz oben dahin. Es schlagt halt ein paar Mal aus, jetzt sind wir ein bisserl weiter unten, aber es wird schon wieder aufwärtsgehen."
"Für alle enttäuschend"
Auf die Frage, ob er
froh sei, nicht im Olympischen Dorf zu wohnen und die langen Gesichter der
Teamkollegen sehen zu müssen, antwortete Raich: "Das spielt keine Rolle. Es
ist enttäuschend für alle, aber die Athleten und Trainer sind Profis genug,
dass sie das abhaken werden und sich für die nächsten Rennen vorbereiten."
Für Giger war es "kein guter Tag"
ÖSV-Herren-Cheftrainer
Toni Giger hatte für das ORF-Olympiastudio nach dem Videostudium bereits
eine Analyse des Super-G parat: "Scheiber hat schon oben einen Bock
geschossen, dann ist er sehr schnell gewesen. Raich hat von oben bis unten
in den Kurven einen guten Speed gehabt, aber in den flachen Stücken viel
Zeit verloren. Walchhofer ist die Übergänge schlecht gefahren und hat im
Flachstück viel Zeit verloren. Streitberger hat sich bei den Übergängen und
Wellen sehr schwergetan. Alles in allem war es kein guter Tag."
Im ersten Moment hätte er zerspringen mögen vor Ärger. Nun müsse man die Lehren daraus ziehen. Und das rasch, denn die Übergänge, die durchwegs schlecht absolviert wurden, werden laut Giger auch im Riesentorlauf sehr wichtig sein.