Eiskunstlauf-Superstar soll Russland im neuen Team-Bewerb zu Gold führen.
u Beginn und am Schlusstag der Olympischen Spiele erhoffen sich die Gastgeber Gold in den zwei für sie prestigeträchtigsten Sportarten. Die Russen setzen dabei auf ihre zwei großen Stars: Alexander Owetschkin soll die "Sbornaja" zu Eishockey-Gold führen, Jewgenij Pluschenko die Eiskunstläufer zum Sieg im neu eingeführten Teambewerb. Dort und da gelten Kanada und die USA als stärkste Konkurrenten.
Spekulationen über Fitness
Pluschenko sorgt schon für reichlich Gesprächsstoff, bevor er als erster Läufer seiner Mannschaft im Teambewerb am Donnerstag (16.30 Uhr MEZ) auf das Eis soll. Der "Eis-Zar" aus St. Petersburg hat die ersten drei Trainingseinheiten ausgelassen und damit Spekulationen über seine Fitness ausgelöst. "Bei uns läuft alles nach Plan", versicherte jedoch Trainer Alexej Mischin.
Stimmt das, dann hat Pluschenko nach zwölf Operationen an Kniegelenken und am Rücken schon ein Ziel erreicht - noch ein letztes Mal im Rampenlicht aufzutreten. Das vierte Mal bei Winterspielen nach Gold in Turin 2006 sowie Silber in Salt Lake City 2002 und Vancouver 2010 ist für den 31-Jährigen der krönende Abschluss seiner langen Karriere. "Ich liebe den Wettkampf, dieses Adrenalin, die Atmosphäre. Das hat mir gefehlt", sagte der Russe.
Putins Liebling
Pluschenko ist Wladimir Putins Liebling, der sportbegeisterte russische Präsident hat sich für die Eiskunstlauf-Bewerbe angekündigt. Und die zahlreichen Fans werden kreischen, wenn der St. Petersburger mit der langen blonden Mähne auf das Eis geht. Nur Maxim Kowtun wird traurig sein. Das 18-jährige Talent schlug den dreifachen Weltmeister bei den nationalen Meisterschaften und hoffte auf den Zuschlag für das einzige Ticket für Sotschi im Herren-Bewerb. Ausgerechnet Kowtun hatte mit Rang 17 bei der WM 2013 einen zweiten Startplatz verloren.
Der russische Eislauf-Verband wollte sich aber erst nach den Europameisterschaften Mitte Jänner entscheiden, an denen Pluschenko gar nicht teilnahm. "Putins Glamourboy" ("Der Spiegel") gewährte man einen Leistungstest nach der EM. Beim kontinentalen Championat verpatzte derweil der sichtlich nervöse Kowtun seine Kür. Pluschenko soll die Überprüfung bravourös mit zwei Vierfach-Sprüngen gemeistert haben und wurde nominiert.
Zweifel an Leistungsfähigkeit
Einen Tag vor der Eröffnungsfeier wird der Star der Gastgeber und das "Gesicht der Spiele" seine große Stunde haben. Olympia ohne ihn, der sogar in Guatemala bei der Präsentation 2007 für die Winterspiele auf einer kleinen Eisfläche Werbung für die russische Traditions-Sportart machte, hätte die Fans geschmerzt. Pluschenko soll helfen, die mäßige Bilanz von Vancouver mit nur dreimal Gold und Platz elf im Medaillenspiegel zu vergessen. Doch ob der angeschlagene "Pluschi", wie ihn seine Anhänger nennen, gegen die jungen Hüpfer aus Kanada, Japan und auch Spanien bestehen kann, darf bezweifelt werden.
Schwere Rückschläge
Nach dem Einsetzen einer künstlichen Bandscheibe in die Wirbelsäule Anfang 2013 in Tel Aviv musste er gar das Laufen ohne Schlittschuhe wieder lernen. Die Rückkehr auf das Eis war ein langer Prozess. "Es war sehr hart, denn ich habe zwei große Schrauben in meinem Rücken. Ich hatte Angst, dass die ganze Konstruktion wieder herausfliegt", erklärte Pluschenko vor einigen Tagen. Und deshalb redet er schon lange nicht mehr von der zweiten olympischen Goldmedaille.
Nur zwei Wettkämpfe bestritt der siebenfache Europameister in dieser Saison, einen für die Erfüllung der Olympia-Norm in Riga und dann die verpatzten russischen Meisterschaften. Danach sprach er in Unkenntnis der Regeln davon, nur den Teamwettkampf zu bestreiten und dann für Kowtun den Platz in der Einzelkonkurrenz freizumachen.
Nun wird spekuliert, dass er genau das Angekündigte machen wird, allerdings mit einem ärztlichen Attest nach dem Teamwettkampf. Denn zwei Kurzprogramme und zwei Küren wird er kaum durchstehen.