"Knopf aufgehen"
Silberne Reithmayer hat noch viel vor
17.02.2010
Die 25-jährige Tirolerin hofft nach ihrer Silbermedaille in Zukunft auf mehr.
Nina Reithmayer hat mit einem enormen Glauben an ihr Ziel und auch an sich selbst die Überraschung geschafft. Die 25-jährige Tirolerin holte am Dienstag Silber im Rodel-Einsitzer und hat damit dem ÖRV nicht nur die insgesamt 17. Olympia-Medaille beschert, sondern auch den Doppelsitzern vor dem abschließenden Bewerb am Mittwoch einiges an Druck genommen.
Dass die im Weltcup nie besser als auf Rang 3 platzierte Reithmayer sogar die Phalanx der deutschen Rodlerinnen durchbrechen würde, damit hatte niemand wirklich gerechnet. Den Olympiasieg von Tatjana Hüfner konnte die auch schon nach dem ersten Tag auf Platz zwei gelegene ÖRV-Athletin zwar nicht verhindern, wohl aber den Angriff von Natalie Geisenberger abwehren.
Stürmische Feier
"Ich glaube, das ist schon sehr hart,
zwischen die Deutschen reinzufahren. Sie sind sehr gut auf der Bahn, sind
athletisch gewaltig beieinander", meinte Reithmayer, die natürlich auch
im Österreich-Haus, gemeinsam mit dem silbernen Biathleten Christoph Sumann,
stürmisch gefeiert wurde. "Mir fällt ein Stein vom Herzen, wenn
man sieht, dass das Training im Sommer gefruchtet hat." Noch härter als
zuvor habe sie trainiert, außerdem hat sie sowohl bei der Leichtathletik als
auch im Kraftraum Umstellungen vorgenommen. "Es war hammermäßig, was
ich meinem Körper abverlangt habe, aber es hat sich gelohnt."
Fast anstrengender als die vier Läufe war für die Tirolerin der mediale Spießrutenlauf seit dem Gewinn der Medaille. "Ich bin noch ein bisserl überfordert mit der Situation, weil einfach so viel auf dich einprasselt. Ich habe das noch nicht richtig mitgekriegt und muss jetzt mal eine Nacht drüber schlafen. Es tut schon gut zu wissen, dass man bei den besten Rodlern dabei ist."
Reithmayer wusste um ihre Chance und wohl auch Sportdirektor Markus Prock, der ihr kaum von der Seite gewichen ist und sie auch beruhigt hat. "Ich habe die Medaille gerochen und die wollte ich auf gar keinen Fall hergeben. Da habe ich schon fast zugebissen gehabt, muss ich sagen!", sagt die sympathische Tirolerin lachend. Normalerweise ist die junge Dame nicht auf den Mund gefallen, doch sprachlos war sie an diesem Tag einige Male: "Als ich den Einser vor der Endzeit gesehen habe (vor dem Start der führenden Hüfner-Anm.), da war ich mal hin und weg. Auf dem Podest war es sowieso super, und selbst jetzt bin ich auch noch - für meine Art - relativ ruhig."
Großes Potenzial
Durchaus möglich, dass man in Zukunft noch
mehr von ihr hören wird. Nicht nur Cheftrainer Rene Friedl ortet bei der
EM-Bronzenen von Sigulda noch weiteres Potenzial und traut ihr gar zu, die
Deutschen auch schlagen zu können. "Der Knopf muss noch weiter
aufgehen, dass ich wirklich sehe, was ich drauf habe. Ich glaube, die
Trainer haben es schon gesehen, nur ich habe es noch nicht ganz realisiert."
Grundsätzlich habe sie sich in Whistler auf dem Schlitten pudelwohl wie
lange nicht und sich eins mit ihrem Gerät gefühlt.
Überrascht hat sie die emotionale Reaktion ihres Freundes Matthias Guggenberger, der sie völlig aufgelöst und verweint umarmte. Sie wird ihm im Skeletonbewerb freilich auch die Daumen drücken. "Ich weiß, dass er super drauf ist. Ich habe heute zu ihm schon gesagt, dass ich die Bahn schon für ihn aufgewärmt habe."