Langläufer Johannes Dürr (26) positiv getestet. ÖSV-Boss im Interview.
Plötzlich war Schluss mit lustig. Kein Feiern mehr, nur Entsetzen. Die letzten Party-Tiger hatten soeben erst das Austria Tirol House verlassen, als die Doping-Meldung die Runde machte: Johannes Dürr positiv auf EPO getestet!
Acht Jahre nach Turin wird Österreich wieder von einem Doping-Skandal heimgesucht! Dürr droht eine Sperre bis zu vier Jahren. Aus dem ÖSV wurde er sofort ausgeschlossen. Die Affäre könnte auch der Todesstoß für den Langlaufsport in Österreich sein. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel will die Sparte aus seinem Verband eliminieren: "Es kann nicht sein, dass wir immer die Arschkarte ziehen."
Schröcksnadel: "Langlaufen soll aus ÖSV fliegen"
ÖSTERREICH: Herr Präsident, wie sehr hat Sie die Nachricht getroffen?
Peter Schröcksnadel: So ein dummer Mensch. Ich bin extra für ihn dageblieben, da ich ihm versprochen habe, zum Bewerb zu kommen. Da wäre ich lieber heimgefahren.
ÖSTERREICH: Was wird mit Dürr im ÖSV passieren?
Schröcksnadel: Er ist der Betrüger, und mit Betrügern können wir nichts anderes tun, als sie auszuschließen.
ÖSTERREICH: Was passiert mit der Sparte Langlaufen?
Schröcksnadel: Es kann nicht sein, dass wir immer die Arschkarte ziehen. Wenn man mit den Langläufern nur Probleme hat, muss man überlegen, wie weit die noch gefördert werden. Wir stecken bis zu 900.000 Euro pro Saison ins Langlaufen. Ich werde zur Diskussion stellen, Langlaufen aus dem ÖSV zu streichen. Die sollen ihren eigenen Verband gründen.
ÖSTERREICH: Wie leid tut es Ihnen für Markus Gandler?
Schröcksnadel: Für ihn ist das ganz schlimm. Er ist ein Ehrenmann, und er hätte sich das nie erwartet. bei den strengen Anti-Dopinggesetzen in Österreich wird Dürr einen guten Rechtsanwalt brauchen.
Markus Gandler: "Wahrheit aus ihm herausgeprügelt"
ÖSTERREICH: Markus, wie schwer hat Sie diese Nachricht getroffen?
Markus Gandler: Wir haben uns für den Hund den Arsch aufgerissen. und dann wirst du so betrogen. Das ist ja nicht irgendwas, das ist schwerstes Doping. Vor einem Tag habe ich noch über ihn gesagt: ein Traumbursche. und was sage ich heute?
ÖSTERREICH: Wie hat die Mannschaft reagiert?
Gandler: Die Mannschaft ist zerbrochen, da waren Nervenzusammenbrüche dabei. Mir tut es leid für die Mannschaft, wieder Spiele, wo ich sage, unglaublich auch für meine Leute.
ÖSTERREICH: Können Sie für die anderen Athleten noch Ihre Hand ins Feuer legen?
Gandler: Das ist für mich gegessen, tut mir leid, auch wenn es ungerecht ist. Das Vertrauen habe ich verloren. Ich kann keinem mehr vertrauen.
ÖSTERREICH: Dürr hat gesagt, er hat den falschen Menschen vertraut. Kennen Sie diese Hintermänner?
Gandler: Nein. Zuerst habe ich die Wahrheit aus ihm fast herausgeprügelt. Das hat mich gestört. Ich muss schon den Mumm und den Arsch in der Hose haben, alles zu sagen.