ÖSV-Kombiniererstaffel muss sich nur Norwegen und Deutschland geschlagen geben.
Österreichs Nordische Kombinierer haben am Donnerstag bei den XXII. Olympischen Winterspielen doch noch ihre Medaille geholt und damit die ÖOC-Ausbeute auf zehn Stück ausgebaut. Lukas Klapfer, Christoph Bieler, Bernhard Gruber und Schlussläufer Mario Stecher sicherten sich am Donnerstag in Krasnaja Poljana in souveräner Manier Bronze hinter Norwegen und Deutschland. Und kämpften sogar um Gold.
Coach Eugen erleichtert
Der Jubel nach der Ziellinie war im österreichischen Lager riesengroß, schließlich hätten die ÖSV-Kombinierer erstmals seit 1998 ohne Olympia-Medaille bleiben können. Cheftrainer Christoph Eugen fiel am Ende ein Stein vom Herzen. "Ich bin sehr zufrieden. Ein toller Tag für uns alle zusammen. Wenn man wie letztes Jahr in Predazzo gleich eine Medaille macht, läuft alles ein bisschen leichter. Darum freut es mich umso mehr, dass wir heute Bronze gewonnen haben", erklärte Eugen und ergänzte. "Was mir noch mehr taugt, ist, dass wir heute sogar um Gold mitgekämpft haben, was sicherlich keiner von uns erwartet hat."
Klapfer hält Norweger in Schach
Die nach dem Springen auf Platz zwei gelegenen Österreicher gingen mit Startläufer Lukas Klapfer sieben Sekunden hinter Leader Deutschland in die 4x5-km-Loipe. Dieser übergab nach seinen 5 Kilometern in Führung liegend an Christoph Bieler. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich wie erwartet ein Führungstrio aus Österreich, Norwegen und Deutschland gebildet. Die viertplatzierten Franzosen wiesen mit 29,7 Sekunden schon einen Respektsabstand auf.
"Ich bin froh, dass ich gleich als Erster relativ gut gelaufen bin. Ich habe den Deutschen eingeholt und den Norweger nicht flüchten lassen. Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen", freute sich Olympia-Debütant Klapfer.
Freude bei Schlussläufer Stecher
An dem Bild des klar führenden Trios sollte sich auch danach nichts ändern. Auch Bieler, Gruber und Schlussläufer Stecher waren jederzeit in den Top drei, Stecher attackierte zwar im Schlussanstieg, doch es sollte im Finish nicht mehr ganz für einen seriösen Angriff auf Gold reichen. Hinzukommt, dass nach dem langen Anstieg im Zielbereich viele Spitzkehren im Auslauf der beiden Schanzen zu laufen waren. Wer da vorne ist, ist schwer zu überholen. Und Stecher war zu diesem Zeitpunkt Dritter.
"Mir war es am Schluss schon so egal, welche Farbe es wird. Es ist nur schön, dass wir nicht mit leeren Händen heimfahren", sagte der erleichterte Klapfer und Schlussläufer Stecher war über die Vorarbeit seiner Kumpels happy. "So ist das ein schönes Laufen und beruhigt natürlich einen Schlussläufer, dass man die Bronzemedaille nur noch durch einen Sturz verlieren könnte. Es war ein Super-Rennen, schön, wenn man die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten kann."
"Oldies" liefern Topleistungen ab
Überglücklich war auch Bieler, der sich bei der Übergabe bewusst war, dass dies sein letzter Auftritt bei Olympia sein wird wie auch jener von Stecher. "Ich habe mir gesagt: 'genieße es vom ersten bis zum letzten Moment. Kotz dich aus, gib alles. Was die zwei Alten (er und Stecher, Anm.) heute auf der Schanze noch einmal gezeigt haben, macht mich echt stolz." Auch die Art und Weise wie die Medaille passiert ist. "Mit den übermenschlichen Norwegern und Deutschen bis auf die Zielgerade um Gold mitgefightet zu haben - für mich ist das fast die schönste Olympiamedaille."
Gruber am Limit
Auch Bernie Gruber, der als einziger bei allerdings schlechten Bedingungen auf der Schanze nicht seine gewohnte Leistung hatte bringen können, war am Ende vollauf zufrieden. "Wir haben in der Loipe absolut super Arbeit gezeigt und voll dagegen gehalten. Wir haben uns nicht versteckt und offensiv gelaufen. Der Tag ist einfach nur schön. Wir haben es uns absolut verdient."
Völlig ausgepumpt lagen sowohl Bieler als auch Gruber lange nach ihren Läufen noch an der Seite. Gruber: "Ich habe mit dem 'pain-train' mit Magnus Krog und Johannes Rydzek laufen müssen. Zum Schluss habe ich die Haxn in den Kurven nicht gespürt, da habe ich aufpassen müssen."
Hängen Stecher & Bieler noch ein Jahr dran?
Im Gegensatz zu den beiden 36-jährigen Stecher und Bieler ist für den fünf Jahre jüngeren Gruber das Erlebnis Olympia auch 2018 fix eingeplant. "Absolut. Ich habe Lust auf mehr. Wir haben gezeigt, dass man bei Großereignissen mit uns rechnen muss." Stecher und Bieler wollten sich unisono noch nicht festlegen, ob sie noch die kommende WM-Saison anhängen oder ihre Karrieren beenden.
Da wird es wohl noch einige Überredungsarbeit von Teamkollegen und auch der ÖSV-Führung geben. Der Sportliche Leiter der Sparten Skispringen und Nordische Kombination im ÖSV, Ernst Vettori, wollte sich zunächst aber nur freuen. "Es ist eine enorm wichtige Medaille. Für mich ist es insgesamt toll, weil wir jetzt in jeder Sparte eine Medaille geholt haben", erinnerte der Tiroler an Silber durch Daniela Iraschko und Silber durch die ÖSV-Adler-Mannschaft. Die olympischen Bewerbe im RusSki-Gorki-Stadion sind Geschichte.
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Die Reaktionen zur Bronze-Medaille
Lukas Klapfer (AUT/Bronze): "Ich bin sprachlos. Bei Olympia eine Medaille zu holen, damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Man darf nie aufgeben. Ich habe hart gearbeitet und es hat sich ausgezahlt. Am Schlussstück habe ich noch zusetzen können, das taugt mir voll."
Christoph Bieler (AUT/Bronze): "Es ist so geil. Dass ich auf meine alten Tage noch so ein Rennen laufe, ist Gänsehaut pur. Wie ich an Bernie übergeben habe, habe ich schon gewusst, 'das war einfach geil'. Die Saison war schwierig, wir haben uns zusammen gesetzt und heute gezeigt, was wir können. Dass wir mit den zwei besten Nationen so mitkommen, das hätte uns, glaube ich, niemand zugetraut. Das Wie, wie wir die Medaille gewonnen haben, macht mich stolz und ich bin stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Ich habe mir vor dem Rennen gedacht 'sollte es dein letztes Rennen (bei Olympia) sein, genieße es und gib einfach alles' und das ist mir geglückt. Leid tut es mir um den Willi (Wilhelm Denfil). Von uns hat die Qualifikation keiner wirklich verdient und einen hat es eben treffen müssen. Ich kann ihm nur das Beste wünschen und hoffe, dass er so etwas womöglich noch erleben darf."
Bernhard Gruber (AUT/Bronze): "Diese Medaille bedeutet mir sehr, sehr viel. Wir haben gezeigt, dass bei Großereignissen mit uns immer zu rechnen ist. Heute haben alle einen guten Job gemacht. Nach meinem nicht idealen Sprung habe ich mich in der Langlaufloipe zusammengerissen. Im Ziel hab ich meine Haxen nimmer gespürt. Heute werden wir es uns gut gehen lassen, das haben wir uns verdient. Bei der Übergabe habe ich mit dem Mario (Stecher) noch einen kleinen Hakler gehabt. Aber der Mario ist so ein guter Skifahrer, der hat das gut gemeistert."
Mario Stecher (AUT/Bronze): "Wir haben heute eine Top-Leistung geboten. Wir haben mit den Serviceleuten und dem Trainerteam eine Einheit gebildet und sind dann über uns hinausgewachsen. Man fährt zu Olympischen Spielen um eine Medaille zu gewinnen. Dass mir das heute noch einmal gelungen ist, ist ein super Gefühl und tut sehr gut. Ich habe immer gesagt, der Sprung muss dir aufgehen, das muss passieren. Ich werde mir nach der Saison überlegen, was ich weiterhin mache."
Christoph Eugen (AUT-Cheftrainer Nordische Kombination): "Wir sind heute um Gold mit gelaufen, das taugt mir besonders. Wir haben bis zum Schluss mitgefightet. Wir waren auf der Schanze gut und sind auf der Loipe gut gelaufen. Ich bin sehr zufrieden mit Bronze. Ein Danke gilt auch unseren Serviceleuten und Willi Denifl."
Ernst Vettori (ÖSV-Direktor Nordisch): "Es ist eine enorm wichtige Medaille. Es war ein extrem schwieriges Rennen, denn es waren fünf Teams auf Augenhöhe. Im Langlaufen waren wir heute wirklich mit den Besten dabei. Sie haben gezeigt, dass sie auf der Loipe mithalten können. Der enge Zieleinlauf ist schwierig, wenn man da nicht vorne dabei ist, hat man keine Chance. Für mich ist es insgesamt toll, weil wir jetzt in jeder Sparte eine Medaille geholt haben."