Eishockey-Tetamchef gibt im Interview die Marschroute für Olympia-Turnier vor.
Emanuel "Manny" Viveiros führt als Teamchef erstmals seit zwölf Jahren eine österreichische Eishockey-Nationalmannschaft zu Olympischen Spielen. Stolz auf das Erreichte und die Hoffnung auf Erfolge in Sotschi sprechen aus dem 48-jährigen Austro-Kanadier im Interview.
Frage: Sie hatten bei der Kader-Zusammenstellung schwierige Entscheidungen zu treffen. Hatten Sie ein paar schlaflose Nächte?
Viveiros: "Nicht nur ein paar Tage, fast ein Monat. Ich nehme das nicht leicht, weil ich weiß, was das für Spieler bedeutet, bei Olympia dabei zu sein. Wir haben alles diskutiert, was ist das Beste für die Mannschaft, wir haben Spieler analysiert, jede Kleinigkeit, was sie der Mannschaft bringen können, ihre Stärke und die Schwäche. Bei jedem Spieler. Wir haben Vertrauen, dass wir jetzt die beste Mannschaft haben."
Frage: Was hat Sie bewogen, gegenüber dem ersten Kader noch zwei Änderungen vorzunehmen? Was sprach für Andreas Nödl und Mathias Lange?
Viveiros: "Es war nicht, weil es Schwächen der anderen Spieler gibt. Andi Nödl ist wieder in jener Form, die wir alle erwartet haben. Der einzige Grund war, dass er verletzt war und dadurch zurückgefallen ist. Wir waren nicht 100 Prozent sicher. Was er im letzten Monat gemacht hat, damit waren wir sehr zufrieden. Lange hat in Deutschland gut gespielt, und viel gespielt, das war der Hauptfaktor. (Der eliminierte Torhüter) Fabian Weinhandl hat seit einem Monat nicht gespielt."
Frage: Es hat beim ursprünglichen Kader Kritik gegeben, vor allem von Thomas Vanek. Wie sind Sie damit umgegangen?
Viveiros: "Ich habe am gleichen Tag mit Thomas gesprochen. In 15 Minuten war das erledigt. Seine Absicht war nicht zu kritisieren. Er hat auch gesagt, vielleicht war das nicht die beste Form, seine Gedanken mitzuteilen, das ist für mich gut genug. Ich verstehe, warum er das gemacht hat. Thomas ist der Star unserer Mannschaft und wenn er eine Meinung hat, dann werden wir mit ihm diskutieren. Ich habe mir seither nicht eine Minute Gedanken gemacht."
Frage: Sie haben Thomas Vanek zum Kapitän bestimmt. Was waren Ihre Gründe?
Viveiros: "Wir haben schon immer daran gedacht. Wir haben zuerst mit Tommy Koch (Anm.: bisheriger Kapitän) gesprochen, er hat gesagt, was am besten für die Mannschaft ist, passt gut für ihn. Aber wir haben nicht nur Thomas als Kapitän, wir haben eine Führungsgruppe."
Frage: Was erwarten Sie von ihm?
Viveiros: "Thomas ist den Umgang mit der Presse gewöhnt. Nach 95 Prozent der Spiele muss er zum Interview. Er ist ein Spieler, der in der Kabine positiven Einfluss hat, das ist für uns wichtig. Er ist eine Führungspersönlichkeit, unser Aushängeschild."
Frage: Was geht in Ihnen vor, wenn Sie daran denken, dass Sie eine Mannschaft zu Olympia führen?
Viveiros: "Alle träumen davon. Das ist eine ganz große Ehre, als Trainer mit den Spielern nach Sotschi zu fahren. Österreich ist meine Heimat seit 15, 20 Jahren. Das ist nicht nur ein Job, wir leben hier, daher ist es noch besonderer."
Frage: Im zweiten Spiel geht es gegen Ihr Vaterland Kanada.
Viveiros: "Ganz Kanada schaut auf dieses Spiel. Das Spiel ist für mich ein bisschen mehr als normalerweise. Aber mit dem ersten Bully schaue ich nur noch auf das Spiel."
Frage: Sie haben davon gesprochen, dass das Ziel eine Medaille ist.
Viveiros: "Wir wissen, dass die Prozente nicht hoch sind. Aber jeder Sportler träumt von einer Medaille. Jeder gibt alles und dann schauen wir, was passiert. Wir fahren nicht nach Sotschi, um nur mitzuspielen. Wir wollen so zurückkommen, dass die Österreicher sagen, wir sind stolz auf diese Mannschaft."
Frage: Was muss passieren, damit Sie stolz?
Viveiros: "In jedem Spiel immer alles geben. Die Leute sollen sehen, dass die Mannschaft mit viel Herz und Stolz spielt. Aber das ist auch bei einer WM so. Wir können gut spielen, aber wir müssen zusammen spielen. Sport ist Sport, da kann alles passieren. Können wir eine Medaille holen? Wahrscheinlich nicht. Aber wir können jedem Gegner das Leben schwer machen."
Frage: Ist es schwierig, gegen diese Top-Gegner die richtige Balance zu finden zwischen Defensive und dem Mut nach vorne zu spielen?
Viveiros: "Wir wissen, dass wir viel ohne Scheibe sein werden. Daher ist es wichtig, dass wir kompakt blieben. Aber wir dürfen nicht passiv gegen so eine Mannschaft spielen, weil sonst hast du keine Chance. Wir müssen aggressiv im Forechecking sein, wir haben diese Leute. Wir müssen kompakt und aggressiv spielen."
Frage: Wollen Sie sich abseits von Eishockey was anschauen?
Viveiros: "Nichts. Wir haben so viel zu planen. Wir müssen das Training des Gegners und das Spiel anschauen, so schnell wie möglich Informationen von den Gegnern holen. Es gibt nicht viel Zeit, was anderes zu schauen, nicht für die Trainer"
Frage: Beschäftigt Sie das Thema Sicherheit?
Viveiros: "Das hat man im Kopf, aber ich glaube, das ist immer ein Thema, egal wo Olympia ist. Vielleicht in Sotschi ein bisschen mehr, weil es in der Umgebung Unruhe gibt. Aber dort sind 40.000 Soldaten, das ist in den drei Wochen vielleicht der sicherste Platz auf der Welt."