Bronze für Görgl

Vonn rast zu 1. Olympiagold

16.02.2010

Lindsey wird Favoritenrolle gerecht, Görgl als Dritte sensationell. Leider viele schwere Stürze beim brutal schweren Zielsprung.

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Angesagte Siege finden selten statt! Nicht aber, wenn es um Lindsey Vonn und die Abfahrt geht. Während die US-Topfavoritin am Mittwoch trotz Beinverletzung und brutaler Rumpelpiste das von schweren Stürzen geprägte Olympia-Rennen in der Königsdisziplin überlegen mit 0,56 Sekunden Vorsprung auf ihre US-Landsfrau Julia Mancuso gewann, holte Elisabeth Görgl als Dritte (+1,46 Sek.) mit Bronze die erste Alpin-Medaille dieser Spiele für Österreich. Andrea Fischbacher lag als Vierte nur 3/100 dahinter.

Sieg it Ansage
Seit Jahren dominiert Lindsey Vonn die Speed-Rennen im Weltcup, alleine in diesem Winter hatte sie von den sechs Abfahrten vor den Spielen fünf gewonnen. Lediglich zwei Dinge hatten den sicher scheinenden Olympiasieg der überragenden Favoritin zuletzt aber doch etwas fraglich erscheinen lassen. Zunächst wurde sie bei der Generalprobe in St. Moritz von ihrer Busenfreundin Maria Riesch besiegt, unmittelbar vor den Spielen zog sie sich zudem im Slalomtraining eine schwere Schienbeinprellung zu, die sie über eine Woche lang vom Skifahren abgehalten hatte.

Aber offenbar hat Vonn derzeit sogar "Mutter Natur" auf ihrer Seite. Das anhaltende Schlechtwetter am Olympia-Schauplatz Whistler hatte dafür gesorgt, dass nicht nur einige Trainings verschoben wurden, sondern das erste Damen-Rennen erst am Mittwoch statt schon am Sonntag über die Bühne ging. Zeit, die Vonn zur Gesundung perfekt nützte.

Mitfavoritinnen straucheln
Denn in der Abfahrt bewies Vonn bei erstmals strahlendem Sonnenschein am Whistler Mountain ihre Extraklasse. Sie toppte trotz ihrer Probleme die überraschende Bestzeit der seit 2007 im Weltcup sieglosen Riesentorlauf-Olympiasiegerin Mancuso und schritt mit Tränen in den Augen zum ersten Interview, nachdem Anja Pärson mit einem bösen Sturz nach 60-m-Satz ihre Medaillen-Chance vergeben hatte und auch Riesch als Achte überraschend klar zurückgeblieben war.

ÖSV-Girls überraschen
Während Vonn endlich ihre so heiß ersehnte und erste Olympia-Medaille gleich in Gold abholte, war für Österreichs bisher schwer geprügelte Abfahrtsdamen der erste Saison-Podestplatz auf der schwersten Abfahrt dieses Winters gleichbedeutend mit Olympia-Bronze für Görgl. Auch die Steirerin war fassungslos ob ihrer ersten Olympiamedaille, mit der sie drei Tage vor dem 29. Geburtstag ihr zweites Edelmetall bei Großereignissen holte, nachdem sie vor einem Jahr auch in der WM-Superkombi Platz drei belegt hatte. Detail am Rande: Vor exakt 50 Jahren hatte Görgls Mutter, Traudl Hecher, bei Olympia ebenfalls Bronze in der Abfahrt geholt...

Auch der Riesenabstand auf Vonn und der hauchdünne Vorsprung von nur 3/100 auf die schwer enttäuschte Teamkollegin Fischbacher ("Ein blöder Fehler im unteren Teil. So knapp, das ist ein bisserl hart") konnte die Freude bei der in Innsbruck lebenden Kapfenbergerin nicht trüben. "Es war eine Fahrt mit voller Attacke, aber ich habe nicht alle Passagen optimal erwischt", sagte Görgl und erklärte ihre Tränen. "Anja wäre ohne Sturz sicher vor mir gewesen, davon habe ich profitiert."

Viele Stürze
Für den meisten Gesprächsstoff sorgte aber leider der gefährliche Zielsprung, den die Damen bei ihrem einzigen Training nicht in vollem Renntempo probieren konnten. Beim „Ernstfall“ hatten dann viele Läuferinnen große Probleme, einige prominente Damen kamen sogar schwer zu Sturz.

Gisin hebt ab
Als Erste erwischte es die Schweizerin Dominique Gisin, die bei der Landung verschnitt und dann bis ins Ziel stürzte. Dort erwischte die Schweizerin noch eine Bodenwelle, die sie abermals spektakulär abheben ließ. Das Rennen wurde daraufhin unterbrochen, die Welle abgegraben – der Zielsprung selbst blieb aber.

Nächstes Opfer der Tücken der Piste: die Italienerin Daniela Merighetti. Sie hatte aber Glück, rutschte in verhältnismäßig langsamen Tempo über die Piste und ins Ziel.

Pärson fliegt ab
Am brutalsten erwischte es beim Zielsprung aber die Schwedin Anja Pärson. Sie erreichte nach dem Absprung einen unglaublichen Luftstand und sprang rund 60 Meter. Diese gigantische Weite konnte auch die kräftige Pärson nicht stehen. Sie wurde mit dem Rücken nach hinten auf die Piste gedrückt, räumte ein Tor ab und stürzte bis kurz vors Ziel. Wieder Rennunterbrechung. Pärson konnte nur von zwei Pistenhelfern gestützt den Weg ins Ziel bewältigen. Nach einigen Minuten aber Entwarnung: Pärson umarmte Siegerin Lindsey Vonn im Ziel, lächelte in die Kameras und konnte wieder ganz alleine gehen - die vielleicht schönste Meldung des Tages.

Ergebnis Damen-Abfahrt
1. Lindsey Vonn USA 1:44,19
2. Julia Mancuso USA 1:44,75
3. Elisabeth Görgl AUT 1:45,65
4. Andrea Fischbacher AUT 1:45,68

5. Fabienne Suter SUI 1:46,17
6. Britt Janyk CAN 1:46,21
7. Marie Marchand-Arvier FRA 1:46,22
8. Maria Riesch GER 1:46,26
9. Lucia Recchia ITA 1:46,50
10. Gina Stechert GER 1:46,93
14. Regina Mader AUT 1:47,53
25. Anna Fenninger AUT 1:49,95

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