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Hut brennt jetzt

Die Olympia-Pleite

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Vier Jahre nach London drohen Österreich die nächsten medaillenlosen Sommerspiele.

2012, nach der Medaillen-Nullnummer bei den Olympischen Spielen in London, war Schröcksnadel für das Projekt „Rio 2016“ bestellt worden – doch auch am Morgen des Tags 7 der Spiele in Rio de Janeiro stand Österreich noch ohne Edelmetall da.

Offiziell 20 Millionen, laut Insidern sind es sogar 22, wurden von Sponsoren und vom Steuerzahler investiert, damit es diesmal klappt. Er werde nur Athleten nach Rio schicken, die Finalchancen haben, hatte Schröcksnadel versprochen. Doch davon war bei vielen nicht die Rede:

  • Die Judoka ließen bis auf die junge Bernadette Graf aus. Ludwig Paischer, immerhin Silber in Peking 2008, war bereits nach 27 Sekunden auf der Matte.
  • Die Schwimmerinnen Lisa Zaiser, die wenigstens Er­fahrungen sammelte, und Jördis Steinegger – Totalausfälle.
  • Auch Fahnenträgerin Liu Jia scheiterte im Tischtennis früh.
  • Gab es gute Leistungen, kam Pech dazu – wie bei der Kanutin Corinna Kuhnle, die Fünfte wurde, oder der Schützin Olivia Hofmann, ebenfalls Fünfte. Bleiben nur mehr wenige Hoffnungen: im Schießen, im Beachvolleyball oder im Segeln.

Wenig Interesse

Das schwache Abschneiden schlägt sich auch auf die „olympische Stimmung“ im Land nieder. Zu viele uninteressante Bewerbe, unzumutbare Übertragungszeiten. Auch im TV ist Rio kein Hit.

In den ersten zehn Olympia-Tagen war medaillenmäßig alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. Judo-Ass Ludwig Paischer, mit dem Silber aus Peking 2008 einziger aktiver Medaillengewinner, hätte am ersten Tag die mentale Bremse mit einem Erfolgserlebnis lösen wollen. Doch dieser Traum platzte nach nur 27 Sekunden. Symptomatisch für den darauf folgenden „Lauf“ unserer Athleten.

Es gab nicht weniger als sechs fünfte Plätze

Bei Wildwasser-Lady Corinna Kuhnle (29), als Semifinal-Schnellste Favoritin, versagten im Finale die Nerven. Bernadette Graf (24) führte im Judo-Kampf um Bronze, doch eine winzige Unachtsamkeit kostete auch hier die Medaille. Genauso wie bei Olivia Hofmann (24) im Kleinkaliber-Finale. Fürs Tennis-Doppel Marach

Peya war gegen die späteren Olympiasieger Nadal/Lopez Endstation. Auch für unsere Tischtennis-Teams hingen Medaillen zu hoch.

Fehlt unseren Sommersportlern das Sieger-Gen?

Prokop: Kritik an den
 heimischen Fachverbänden

„Ja“, sagt Experte Gunnar Prokop und ortet die Wurzel alles Übels in den Fachverbänden: „Da sitzen großteils Ahnungslose, die Posten werden meist politisch vergeben.“

Noch drastischer bringt es Steffi Graf, 800-m-Silbermedaillengewinnerin 2000, auf den Punkt: „Mit vollen Hosen gewinnst du nix.“

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Olympia-Modetrends

Gisele Bündchen war natürlich der Blickfang bei der Eröffnungsfeier. Die Brasilianerin stolzierte ganz allein durch das Stadion, zu den Klängen von "The Girl from Ipanema". Ihre größte Angst vor dem Milliarden-Fernsehpublikum: "Ich habe mir gesagt, 'oh mein Gott, und wenn ich hier jetzt hinfalle?'" Tat sie aber nicht.

Die Gummi-Schlapfen, ein Exportschlager (218 Millionen werden jährlich weltweit verkauft), haben in Brasilien nur einen Namen: Havaianas. Zu kaufen gibt es sie an jeder Ecke. Viele Olympia-Teilnehmer latschen im Dorf damit herum oder packen welche als Mitbringsel ein (erhältlich im Onlineshop www.havaianas-store.com/de um 22 Euro)

Die "Jammers", die eng anliegenden Shorts der Schwimmer, werden mittlerweile gerne in Landesfarben getragen, etwa von den Ungarn und Deutschen.

Nada Meawad und Doaa Elghobashy aus Ägypten traten als erste muslimische Frauenmannschaft im Beach-Volleyball an - in schwarz-türkisen Ganzkörper-Anzügen, wobei der von Elghobashy auch über ein integriertes Kopftuch ("Hidschab") verfügt. Eine Funktionärin erklärte: "Bei uns entscheidet jede Spielerin selbst, in welcher Kleidung sie antreten will." Erst 2012 hatte der Weltverband FIVB die Regel abgeschafft, die die knappen Bikinis für Damen verpflichtend vorgeschrieben hatte.

Simbabwes "Antennen"-Fußballerin Marjory Nyaumwe (29) ist mit ihren nach allen Himmelsrichtungen abstehenden dünnen Dreadlocks ein Star im Netz. Ihre deutsche Gegenspielerin Melanie Behringer durfte ihre Haare sogar einmal anfassen: "Coole Frisur. Ich dachte, die Haare wären hart, waren sie aber nicht."

Brasiliens Tennis-Profi Thomaz Bellucci hat einen wilden Lockenkopf. Beim Doppel störte eine Haarsträhne. Da griff sein Partner Andre Sa in einer Spielpause kurzerhand zur Schere und schnitt Bellucci die widerspenstige Locke ab.

Tattoos sind in der jungen Generation längst nichts Besonderes mehr. Bei den Sportlern, die ihre Haut zu Markte tragen, schon gar nicht. Beliebtes Motiv: die Olympischen Ringe. Für einen Leistungssportler passend sind auch die Worte auf der Brust des deutschen Turners Marcel Nguyen: "Pain is temporary, pride is forever" - "Schmerz geht vorüber, Stolz bleibt für immer."

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