Das gab es noch nie: Deutschland wartet nach drei Tagen noch auf Medaille.
70 Medaillen hatten die Experten der "Bild"-Zeitung Deutschland prognostiziert. Damit übertraf man den großen Medaillen-Check von "Sports Illustrated" gleich um ganze 23 Mal Edelmetall. Nach drei erfolglosen Tagen scheint dieser Optimismus gebrochen. Es kehrt Ernüchterung ein.
"Wieder keine Medaille! Historischer Fehlstart perfekt", titelte das Blatt. Eine derartige Flaute gab es seit der Wiedervereinigung Deutschlands noch nie. Michael Vesper, der Chef de Mission, versucht zu beruhigen: "Wir wussten von Anfang an, dass wir gerade an den ersten Tagen nur wenige ernsthafte Chancen haben. Deshalb lassen wir uns jetzt nicht verrückt machen."
Dennoch: Fahnenträger Timo Boll scheiterte überraschend früh, Schwimm-Star Paul Biedermann kam über 200 Meter Freistil nicht über Platz sechs hinaus. Zudem stehen die Fußballer vor dem Aus.
"Können Niveau nicht mitgehen"
Nach dem ernüchternden 3:3 gegen Südkorea braucht man sogar ein Schützenfest mit fünf Toren Differenz, um sich gegen die Zwerge der Fidschi Inseln weiter zu retten. Und das obwohl zahlreiche Bundesliga-erprobte Spieler im Kader stehen.
© Getty
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Für unseren "Lieblingsnachbarn" läuft es nicht rund. DOSB-Präsident Alfons Hörmann weiß das: "Der Start ist nicht so wie wir uns das gewünscht haben, alles andere wäre schön geredet." Zwar habe er die Hoffnung auf Besserung, dennoch stellt er fest: "Wir haben im Weltsport ein Niveau, das wir in zahlreichen Verbänden nicht vollumfänglich mitgehen können."
Er sei im Vorfeld ohnehin verwundert gewesen über die fehlende Bescheidenheit. "Ich bin weit zurückhaltender", betonte Hörmann, "in den euphorischen und optimistischen Prognosen wie manch anderer." Die 70 Medaillen rücken jedenfalls in weite Ferne.