Diskuswerfer Christoph Harting zog bei der Siegerehrung eine seltsame Show ab.
Für seinen Auftritt bei der Siegerehrung in Rio de Janeiro hat Christoph Harting viel Kritik einstecken müssen. "Gold im Diskus ist echt super geil!!! Aber für dieses Verhalten schäme ich mich in Deutschland vor dem TV!", schrieb Sebastian Beyer, Ex-Europameister im Weitsprung, am Samstag auf seiner Facebook-Seite. "Sorry aber dann würde ich lieber auf diese Medaille verzichten...."
Blödelei bei Siegerehrung
Diskuswerfer Harting hatte nach seinem Sensationscoup in Rio, wo er Nachfolger seines Bruders Robert wurde, beim Abspielen der Nationalhymne auf dem Podest die Arme verschränkt, geschunkelt und auch etwas herumgeblödelt. Bei der Pressekonferenz sagte er später: "Ich bin ein Mensch, der Rhythmus braucht, der Rhythmus liebt, aber es ist schwierig nach der Nationalhymne zu tanzen."
Harting meinte, dass er auf dem Podium noch halb im Wettkampfmodus gewesen sei. "Du bist im Kopf eigentlich völlig woanders, du bist hormon-technisch völlig übersteuert", sagte er. "Stillstehen war nicht so meins, deswegen ist das vielleicht falsch angekommen."
Harting bei der Siegerehrung in Rio; Foto: Getty Images
"Arroganz-Auftritt"
In den sozialen Netzwerken stieß Hartings Auftritt vielerorts auf Widerwillen. Die Tageszeitung "Die Welt" schrieb in einem Kommentar von einer verheerenden Wirkung. "Sensationell hatte Christoph Harting bei den Spielen von Rio seinen verletzten Bruder Robert als Diskus-Olympiasieger beerbt. Sein anschließendes Verhalten aber war eines Goldmedaillengewinners nicht würdig." "Bild.de" schrieb am Samstag von einem "Arroganz-Auftritt nach Diskus-Gold".
Auch die Führung der deutschen Olympia-Mannschaft rügte das Verhalten von Harting. "Was er da aufgeführt hat bei der Siegerehrung, das war nicht gut, denn er ist ein Mitglied unserer Mannschaft und Botschafter unseres Landes", sagte der Chef de Mission, Michael Vesper.
Harting bei der Siegerehrung in Rio; Foto: Getty Images
Entschuldigung angekündigt
Ähnlich sah es der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann: "Aus meiner Sicht war das nicht optimal, aber ich bin überzeugt, dass er das so nicht wollte." Harting habe ein Leben lang auf diesen Moment hingearbeitet. "Wenn man sich mit Körpersprache beschäftigt, dann war er aus meiner Sicht einfach überwältigt und überfordert", sagte Hörmann und fügte hinzu, Harting habe für Sonntag eine öffentliche Entschuldigung angekündigt.
Laut Vesper sei der neue Diskus-Held einsichtig. "Ihm ist klar, dass das nicht in Ordnung war. Ich glaube, dass war keine böse Absicht von ihm, sondern es war seine erste Siegerehrung in dieser Größe. Da musste er sich erstmal darauf einstellen", sagte der Chef de Mission.
Weißhaidinger: "Freunde werden wir nicht mehr"
Der österreichische Olympia-Sechste Lukas Weißhaidinger hat ein gespaltenes Verhältnis zu Harting II. "Freunde werden wir nicht mehr, aber wir respektieren uns. Wenn ich die Bilder so sehe - er ist schon ein bisschen ein Kasperl. Aber das ist einfach der Christoph, der braucht die Aufmerksamkeit, die hat er sich verdient und die bekommt er jetzt. Ich würde es nicht so machen", meinte der 24-Jährige in einem ORF-TV-Interview und sprach auch von einem offenbar schwierigen Verhältnis zwischen den beiden Harting-Brüdern.
Vater verteidigt Sohn
Der Vater Hartings verteidigte das Verhalten seines Sohnes. "Wir haben die Siegerehrung auf der Großleinwand mitverfolgt. Das ist Christoph und seine Art, Erfolge zu feiern", sagte Gerd Harting am Samstag in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Christoph will seinen Spaß haben."