Wir sind Olympia - ÖSTERREICH blickt in Rio hinter die Kulissen.
ÖSTERREICH-Reporter Walter Unterweger berichtet LIVE aus Rio de Janeiro.
Wir sind Olympia - ÖSTERREICH blickt in Rio hinter die Kulissen.
ÖSTERREICH-Reporter Walter Unterweger berichtet LIVE aus Rio de Janeiro.
Gestern traf ich im Olympic Village Gewichtheber Sargis Martirosyan. Er tritt in der Klasse bis 105 Kilogramm an, ist mit Abstand unser stärkster Olympionike in Rio. "Wie gut bist du in Form?", frage ich ihn. So schnell kann ich gar nicht schauen, packt er mich unter der Achsel und am Knie und wuchtet mich wie eine Langhantel in die Luft.
Danke! Ich bin überzeugt. Mit meinen 64 Kilo hatte Sargis null Probleme. Nicht einmal ins Schnaufen ist er gekommen. Kein Wunder: Seine Bestmarke im Reißen liegt bei 183 Kilo. Österreichischer Rekord. Zuletzt im Trainingslager hat er erstmals 210 Kilo gestemmt.
© ÖSTERREICH
Allein seine Geschichte ist olympiareif. Nachdem er in seiner Heimat Armenien keine Zukunft sah, kam er nach Österreich und landete im Flüchtlingslager Traiskirchen. Über einen Freund fasst er im Gewichtheben Fuß.
"Eigentlich war ich vor London 2012 in Topform", erzählt er mir. Da war die Einbürgerung noch nicht durch. Ob er Diät halten muss, frage ich ihn. "Nein", grinst er. "Ich esse, was ich will. Am liebsten Schnitzel."
"Sauber", was die Russen da hingestellt haben. Obwohl die Mannschaft nach der Staatsdoping-Affäre dezimiert antritt, wird richtig geprotzt. Zwischen den berühmten Stränden Copacabana und Ipanema steht das "Russian House". Die Lage könnte nicht besser sein. Für die Räumlichkeiten des Clube dos Marimbas blätterten die Putin-Jünger umgerechnet eine Million Euro Miete hin.
Als ich eintrete, fallen mir sofort die riesigen Matroschka-Puppen rechts beim Eingang auf. Statt Wodka wird aber doch Caipirinha serviert. Und was ist das bitte? Mittendrin steht der Rumpf eines Superjets. Ich darf einen Blick hineinwerfen.Hightech pur!
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Irina Zelenkova, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Russischen Olympischen Comitees (ROC), erzählt mir, dass Russlands Topsportler künftig mit diesem Jet reisen sollen. Der Flieger ist vollgestopft mit speziellem Equipment. Zum Beispiel mit dem weltweit ersten mobilen Diagnosegerät, das den Funktionszustand der Sportler während des Fluges überwacht. Echt abgehoben.
Die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum ist weniger einladend. Keine Spur von der "Cidade Maravilhosa" - der "wunderbaren Stadt". Ich stehe mit dem Taxi gleich einmal im Stau. Alltag in der Stadt unterm Zuckerhut. Die Favelas drängen sich dicht an die Beton-Autobahn. Eine Autopanne sollte man hier nicht haben. Obwohl: Alle wichtigen Zufahrtsstraßen werden von Militär und Polizei bewacht. Nur die gelten als korrupt.
Herz von Olympia liegt gar nicht in Rio de Janeiro
Morgen werden die ersten Olympischen Spiele in Südamerika eröffnet. Bis zuletzt wird gebohrt und gehämmert, was das Zeug hält. Überall, ob an der Copacabana oder im Zentrum, gibt es noch immer Baustellen.
Schon jetzt steht fest: Improvisieren wird wohl auch zur olympischen Sportart erhoben werden. Doch die Cariocas -so nennen sich die Einwohner Rios -sind Großmeister darin.
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Interessant: Das Herz Olympias befindet sich gar nicht in Rio, sondern 30 Kilometer entfernt in Barra da Tijuca. Dort wurden Stadien aus dem Boden gestampft, dort befindet sich auch das Olympic Village mit dem umstrittenen Athletendorf. Einen großen Gewinner gibt es schon vor Eröffnung: Brasiliens Milliardär Carlos Carvalho. Als Bauherr profitierte er am meisten von den Milliardeninvestitionen in Rio.
Das Zika-Virus scheint im Moment das kleinste Problem. Hier im Winter, bei angenehmen 26 Grad, sind scheinbar alle auf der Suche nach einer Unterkunft. Und das einen Tag vor der Eröffnung! Hotels wurden nicht rechtzeitig fertig bzw. sind überbucht.
Wer einen besonderen Thrill haben will, der mietet sich ein Hostel-Zimmer in einer der über tausend Favelas. Ist zwar nicht sicher, aber dafür günstig. Auch nicht schlecht: Stunden-Hotels wurden in Touristen-Herbergen umfunktioniert. Ab 95 Euro die Nacht ist man dabei. Für spezielle Zimmer legt man locker das Doppelte drauf. Dafür fühlt man sich nicht einmal sicher. Obwohl überall Militär und Polizei herumstehen.
Die letzte Lieferung aus der Heimat ist gerade noch rechtzeitig eingetroffen. Das ÖOC ließ 1,2 Tonnen Käse, 1,5 Tonnen Speck, 20.000 Liter Bier, 8.000 Flaschen Sekt und Wein, 60.000 Portionen Kaffee per Schiff aus Rotterdam in Kühlcontainern nach Rio de Janeiro befördern. Das war aber noch nicht alles. Zusätzlich werden in der Olympiastadt noch 2 Tonnen Rindfleisch, 2,5 Tonnen Schnitzelfleisch, 1,5 Tonnen Hühnerf leisch, 1 Tonne Kartoffeln, 400 kg Gemüse, 200 kg Limetten, 10.000 Flaschen Mineralwasser und Softdrinks besorgt.
Das Klubhaus von Fußballklub Botafogo ist die perfekte Location. 10.000 Euro Miete legt das ÖOC hin -pro Tag! Da werden Medaillenfeiern schon zur Pflicht.
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