19. Gold des Ausnahme-Athleten durch Sieg über 4 x 100 m Kraul.
Auch die zweite Schwimm-Finalsession bei den Olympischen Sommerspiele in Rio wurde zur Weltrekord-Show, doch die größte Schlagzeile schrieb wieder einmal Michael Phelps. Der Rekord-Olympionike siegte am Sonntag (Ortszeit) Minuten vor Mitternacht mit der US-Kraulstaffel über 4 x 100 m und holte damit sein schon 19. Olympia-Gold bzw. seine 23. -Medaille. Niemand war nur annähernd so erfolgreich.
Phelps war bei den US-Trials über die Kraulstrecken gar nicht gestartet, wurde für das Staffel-Finale aber doch nominiert. Damit verschaffte er dem Quartett gemeinsam mit dem 27-jährigen London-Olympiasieger Nathan Adrian genügend Routine für den Titelgewinn. Phelps war mit seinem Split von 47,12 Sekunden zwar hinter Cameron McEvoy (AUS/47,00) und Jeremy Stravius (FRA/47,11) "nur" der Drittschnellste im Staffelfeld, aber das reichte vollauf.
Der 31-Jährige übernahm vom zehn Jahre jüngeren Caeleb Dressel als Zweiter und übergab 100 m später mit 1,06 Sekunden Vorsprung an Ryan Held. Der hielt sich vorne und Adrian brachte das Ding nach Hause.
Drei Mal Einzel-Gold?
Phelps hatte nach dem Olympia-Debüt 2000 in Sydney in Athen 2004 sechs Goldene geholt, ließ in Peking 2008 sonst nie erreichte acht folgen und schlug in London 2012 viermal zu. Dazu gesellten sich je zwei Silber- und Bronzemedaillen.
In Rio geht der nach den London-Spielen zurückgetretene und knapp zwei Jahre danach ins Becken zurückgekehrte Phelps auf drei Einzel-Gold los - über 200 m Delfin (Montag), 200 m Lagen (Mittwoch) und 100 m Delfin (Donnerstag). Die Finali finden jeweils einen Tag später statt.
Zudem sollte er auch für die Staffeln über 4 x 100 m Lagen und 4 x 200 m Kraul gesetzt sein. Sein Ziel von weiteren vier Goldmedaillen könnte also eventuell sogar zu nieder gegriffen sein.
Die Weltrekorde purzeln
Auch andere schoben sich an diesem Abend in den Vordergrund, und zwar kräftig. Sowohl US-Jungstar Katie Ledecky über 400 m Kraul, die Schwedin Sarah Sjöström über 100 m Delfin und der Brite Adam Peaty über 100 m Brust unterboten ihre eigenen Weltbestmarken. Damit sind an zwei Wettkampftagen im Aquatics Stadium schon sechs Weltrekorde gefallen.
Ledecky war als haushohe Favoritin ins Rennen gegangen, aber sie hat sich auch selbst wieder neue Maßstäbe gesetzt. In 3:56,47 Minuten pulverisierte sie ihre vor knapp zwei Jahren fixierte bisherige Weltbestmarke um gleich 1,91 Sekunden, auf die ihr folgende Britin Jazz Carlin hatte die 19-Jährige nicht weniger als 4,57 Sekunden Vorsprung. Es ist Ledeckys zweites Olympia-Gold nach dem über 800 m Kraul in London 2012. In Rio 2016 sollten noch etwas nachkommen.
Kaum minder beeindruckend die Leistung von Peaty. Hatte er seinen Weltrekord schon am Samstag im Vorlauf um 37/100 hinuntergesetzt, war er im Endlauf in 57,13 Sekunden um weitere 42/100 schneller. Der Südafrikaner Cameron van der Burgh, Schützling des Graz-Trainers Dirk Lange, wurde als Zweitplatzierter um 1,56 Sekunden distanziert.
Auböck verpasst Semifinale knapp
Sjöström schließlich war in 55,48 Sekunden um 16/100 schneller als sie es vor einem Jahr bei der Kasan-WM war. In den Semifinali über 100 m Brust überzeugte Julia Jefimowa mit einem sehr starken Finish in 1:05,72. Die 23-jährige Russin mit Dopingvergangenheit hatte die Freigabe für die Spiele erst am Freitag erhalten.
US-Youngster Lilly King war im anderen Lauf noch um 2/100 schneller. Über 100 m Rücken gehen am Montag die US-Amerikaner Ryan Murphy (52,49 Sekunden) und Kathleen Baker (58,84) als Semifinal-Schnellste in die Finalentscheidungen. In den Semifinali über 200 m Kraul vermittelte der Chinese Sun Yang, am Vortag Zweiter über 400 m Kraul, mit 1:44,63 Minuten den klar besten Eindruck.
Der 1.500-m-Olympiasieger von 2012 geht am Montag als Goldfavorit ins Rennen. Der deutsche Weltrekordler Paul Biedermann kam als Viertbester weiter. Der Österreicher Felix Auböck, 18. der Vorläufe, hatte das Semifinale im Endeffekt nur um einen Platz verpasst, da sich Stravius streichen ließ.