Diskus
Weißhaidinger schafft Final-Einzug
12.08.2016
Österreicher konnte in der Qualifikation voll überzeugen.
Mit der Superweite auf 65,86 m im zweiten Versuch der Diskuswurf-Qualifikation hat sich Lukas Weißhaidinger nicht nur in das Olympiafinale der Top Zwölf in Rio de Janeiro katapultiert. "Ich glaube, ich habe meiner Freundin ein super Geschenk machen können. Hanna, alles Gute zum Geburtstag", richtete der Oberösterreicher einen besonderen Gruß in die Heimat.
Riesenerfolg
"Es ist ein Riesenerfolg für mich, man hat es, glaube ich, an meinen Jubel gesehen", sagte der 24-jährige Weißhaidinger, der als erster Diskuswerfer aus Österreich nach Gerhard Mayer 2009 bei der WM in Berlin (Achter) den Finaleinzug bei einem Freiluft-Großereignis auf Weltebene geschafft hat. Es war ein perfekter Auftakt für das ÖOC-Leichtathletik-Sextett bei den Sommerspielen in Brasilien.
Der Oberösterreicher qualifizierte sich direkt, gefordert waren 65,50 m. "Das ist ein Wahnsinn, richtig geil. Ich habe mich darauf gefasst, dass es knapp wird, aber dass ich im zweiten so einen rauslasse, hätte ich nicht gemeint. Beim Regen will man sicher stehen, man muss Timing und Punkte finden. Ich bin nicht auf Vorsicht gegangen, sondern habe doch ein bisserl angegriffen", erzählte Weißhaidinger, der insgesamt auf seine "sichere Technik" gesetzt hatte, in der Hinterhand beherrscht er auch noch "eine riskante".
Starke Leistung
"Wahnsinn, und das im Regen, das ist ein unbeschreibliches Gefühl", konnte es Weißhaidinger lange nicht fassen. "Ich habe mich beim ersten ein bisschen zurückgehalten, aber der ist schon über 63 m gegangen (63,43 m/Anm.). Und dass der zweite dann im Regen so weit geht, ist schon stark", sagte er zur persönlichen Saisonbestleistung.
Er habe schon beim Wegfliegen gesehen, dass der Diskus richtig weit gehen könnte. "Ich habe mich voll reingehaut. Echt genial. Ein Ausrufezeichen ist gesetzt. Nächster Schritt ist das Finale."
Da werde wieder von null begonnen. "Ich hätte mir den Wurf gerne für das Finale aufgehoben, muss ich ganz ehrlich sagen. Der wäre schon nicht schlecht gewesen. Ich versuche, nochmals Ähnliches abzurufen. Ich habe an das Finale geglaubt, ich habe davon geträumt. Dass ich da umsetzen konnte, umso schöner."
Es fängt wieder von null an
Auch wenn er in der Qualifikation ganz vorne mitmischte, so habe sie doch eigene Gesetze. "Die Qualifikation ist das eine, das Finale das andere. Ich muss wieder von null anfangen, muss die Spannung aufrechterhalten, die ich jetzt vielleicht durch die Emotion ein bisserl verloren habe", erzählte er. Er werde seine Freundin anrufen, sich zurückziehen, sammeln, Energie tanken und "dann morgen noch einmal volle Attacke" gehen.
Kurzfristig hatte Weißhaidinger im Juni nicht mehr daran geglaubt, dass er in Rio dabei sein wird. Er zog sich als Sieger beim Madrider World-Challenge-Meeting einen Bruch des Mittelfußknochens zu und musste die EM in Amsterdam auslassen. "Ich dachte, die EM wird meine Vorbereitung auf Rio. So bin ich ein bisserl nackert hergefahren." Und gab sich dennoch keine Blöße.
Trainer Gregor Högler betätigte sich nach der Verletzung auch als Mental-Coach, riet dem Athleten, sich jeden Tag Videos von dessen besten Wurf anzuschauen. "Ich habe es mir stundenlang angeschaut. Das hat sich ausgezahlt", bekannte Weißhaidinger.
Doch mit nach Rio durfte auch der langjährige Vertrauenstrainer Josef Schopf, der noch eine Akkreditierung bekam. "Wir freuen uns alle. Ihm geht das Herz auf." Man spreche sich nach jedem Versuch ab, aber nach dem heute habe es nicht mehr viel zu sagen gegeben. "Alle haben gegrinst über das ganze Gesicht."
Die Finalzeit am Samstag mit späten Vormittag in Rio (15.50 Uhr MESZ) freut Weißhaidinger, weil damit zu Hause alle zuschauen können. "Wir haben daheim auch schon am Vormittag geworfen. Ich bin hier auch schon immer früh aufgestanden."
Man habe sich bisher auf den Wettkampf fokussiert und alles ausgeblendet, das sei der richtige Weg gewesen. Nicht olympisch war auch die Stimmung im Stadion, nur spärlich waren die Ränge bei der Freitag-Vormittagssession gefüllt. "Relativ wie bei den Staatsmeisterschaften. Wäre schön, wenn mehr zuschauen würden, aber daheim sind es umso mehr", weiß der U20-Europameister von 2011 in Tallinn.