In Pyeongchang regiert das Chaos. Fast wäre es zur Tragödie gekommen.
Wind, extreme Kälte und das Norovirus. Das erste Wochenende hat den XXIII. Winterspielen in Pyeongchang einen zähen Start beschert. Vor allem der heftige Wind hat die Organisatoren sofort unter Zeitdruck gebracht, mussten doch gleich die ersten zwei Skirennen abgesagt und verschoben werden. Kälte und Wind bleiben vorerst mächtige Konkurrenten der Sportler an den Wettkampfstätten.
Wie schon die ebenfalls in Asien stattfindende Alpinski-WM 1993 in Morioka sowie Olympia vor 20 Jahren in Nagano sind damit die ebenfalls nahe dem Meer stattfindenden Winterspiele auf der Koreanischen Halbinsel im Würgegriff des Wetters. Trotz meist klarem Himmel und Sonnenschein beeinflussten extreme Kälte und vor allem der Wind mit sturmartigen Böen nicht nur an den Alpinschauplätzen das Programm.
Der "Königsbewerb" Herrenabfahrt und der Riesentorlauf der Damen mussten auf Donnerstag verschoben werden, die Rennen bis dahin sind ebenfalls windgefährdet. So auch die Alpine Kombination am Dienstag, in der Marcel Hirscher erstmals auf Medaillenjagd geht. Beim abgesagten Damen-Riesentorlauf wurden am Montag am Berg 22 Grad minus gemessen, mit Windchill-Faktor lag man da bei minus 30.
Im Ziel wurde vom Sturm eine TV-Kamera samt Stativ von einem Turm gerissen. Ein Mann steht daneben, wird nur knapp nicht getroffen. Eine Beinahe-Katastrophe, die zeigt, wie gefährlich es auf der Piste gewesen wäre. "Es wird nun eine große Herausforderung", gestand Atle Skaardal, FIS-Renndirektor bei den Damen.
IOC beruhigt: "Noch genügend Zeit"
Zumindest bis inklusive Mittwoch "bläst" es im Mountain Cluster der Spiele weiter. Und das brachte die Organisatoren schon am Beginn der Spiele gehörig unter Druck. Vor allem beim windanfälligen Skispringen oder den Alpinskifahrern führte der eiskalte Wind zu Beeinträchtigungen und Verschiebungen. Das Internationale Olympische Komitee ist aber offenbar noch nicht beunruhigt.
"Es ist noch genügend Zeit. Alle Wettbewerbe lassen sich abwickeln", sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Montag in Pyeongchang. "Es wäre verfrüht, über eine mögliche Verlängerung der Spiele zu sprechen." Fair ging es bei den windanfälligen Freiluft-Bewerben zunächst freilich nur selten zu. So wurde der erste Bewerb der Skispringer in Alpensia zu einer Lotterie mit mehreren Verschiebungen und ging erst deutlich nach Mitternacht zu Ende.
Die Slopestyle-Qualifikation der Damen in Bokwang musste wegen zu viel Wind überhaupt abgesagt werden. Im Finale kamen viele Fahrerinnen wegen gefährlicher Windbedingungen zu Sturz bzw. konnten nicht ihre besten Tricks zeigen. Selbst die Biathlon-Favoriten zeigten am Sonntagabend im Sprint angesichts der schwierigen Verhältnisse Schussschwächen.
Wind, Kälte, Erdbeben, Norovirus
Hintergrund ist, dass die besondere geografische Lage der Koreanischen Halbinsel eine große meteorologische Herausforderung darstellt. "Die Wettersysteme, die vom Gelben Meer im Westen und vom Japanischen Meer im Osten aufziehen, treffen auf die bis zu 1.700 Meter hohen Bergketten der Olympiaregion. Schnell wechselnde Wetterlagen mit oft großen Regen-und Schneemengen sind hier typisch", hatte ZAMG-Projektleiter Benedikt Bica der APA vor den Spielen erklärt.
Zusätzlich zum Wetter sorgte in der Nacht zum Sonntag eine Erdbebenwarnung für Alarm, allerdings erschütterte das Beben mit einer Stärke von 4,6 den Osten Südkoreas. Sein Zentrum lag 260 Kilometer vom Austragungsort entfernt. Die Olympia-Organisatoren versicherten, dass keine Gefahr für Sportler und Zuschauer bestehe.
Die jetzt schon zu den kältesten aller Zeiten zählenden Spiele fordern Sportler ebenso wie Zuschauer und Medienleute. Dass viele derzeit in Korea flachliegen, hat aber andere Gründe. 177 bestätigte Fälle des hochansteckenden Norovirus, das eine akute Magen-Darm-Erkrankung auslöst, gab es in der Olympiaregion bis 11. Februar. 68 davon betroffene Menschen sind aber schon wieder zurück bei der Arbeit.