Salzburgerin kommt früher als gedacht zu ihrem nächsten Olympia-Einsatz.
"Das war ein absoluter Gänsehaut-Moment. So etwas erlebt man nur einmal", sagte Anna Veith am Freitag. Ihr wurde die große Ehre zuteil, das österreichische Team bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Pyeongchang anzuführen.
Und für die Fahnenträgerin gab es am Samstag gleich die nächste frohe Kunde: Veith darf auch den Riesentorlauf in Angriff nehmen. Die Salzburgerin wurde überraschend von Cheftrainer Jürgen Kriechbaum gemeinsam mit Stephanie Brunner, Bernadette Schild und Ricarda Haaser für das erste Damen-Rennen am 12. Februar nominiert.
Veith: "Die Freude am Start zu sein, setzt unglaubliche Energien frei." Mit einem Platz gerechnet habe sie nicht. "Ich bin die letzten Weltcup-Rennen im Riesentorlauf nicht gefahren und davon ausgegangen, dass sich jemand fix qualifizieren wird." Nur zwei Mal qualifizierte sich die 28-Jährige heuer für den zweiten Lauf. Bestes Ergebnis: der 21. Platz in Lienz.
Warum sie dennoch den Vorzug bekam? "Ich denke, meine Vergangenheit spricht für mich", so Veith, die 2014 und 2015 die RTL-Weltcupkugel bejubelte und in Sotschi vor vier Jahren Silber holte. Dass sie in ihrer einstigen Parade-Disziplin noch am meisten Aufholbedarf hat, daraus macht die Super-G-Olympiasiegerin keinen Hehl.
"Einfach wird es natürlich nicht"
Aber: "Ich habe in den letzten Wochen gut trainiert. Einfach wird es natürlich trotzdem nicht." Ihr oberstes Ziel ist, befreit zu fahren, Spaß zu haben. "Eine Medaille kann man nicht anvisieren und sagen, die hole ich mir jetzt." Die besten Chancen auf Edelmetall hat sie wohl im Super-G am 17. Februar. Auch in der Abfahrt vier Tage später scheint eine Top-Platzierung möglich.
Eine solche sollte für Brunner auch im RTL möglich sein: "Ich weiß, dass ich besser Ski fahren kann als zuletzt", kommentierte sie ihre Plätze elf und zwölf in Lenzerheide und am Kronplatz. Das habe u.a. mit einer vielleicht zu hohen Erwartungshaltung zu tun gehabt, gestand die 23-jährige Tirolerin. "Nach Kranjska, wo ich es in den letzten Toren vergeben habe, war einfach der Wurm drin."
Olympia wirkte aber wie ein Erfrischungstuch. "Weil dann habe ich mir gesagt, jetzt kommt Olympia und ich habe dort nichts zu verlieren. Damit war der Druck weg. Jetzt bin ich wieder selbstsicherer und auch die Lockerheit ist wieder da." Dazu komme, dass ihr der Schnee gleich sehr getaugt habe und auch das Material passe, meinte die Atomic-Pilotin. Klappt es mit dem ersten Podestplatz ausgerechnet bei Olympia, wäre dies eine sehr positive Überraschung.
Für Veith und Schild ist der "Riesen" eine gute Gelegenheit, den speziellen, trockenen, "koreanischen" Schnee für kommende Aufgaben zu testen. "Ich sehe den ersten Start als Vorteil, weil das den Druck für den Super-G nimmt", so Veith. Schild hat indes am Mittwoch im Slalom Österreichs größte Chance auf eine Technik-Medaille.
Favoriten-Trio eine Klasse für sich
Wie Brunner ist auch Haaser zum ersten Mal bei Olympia. "Ich freue mich echt, dass ich diese Chance kriege", sagte die Tirolerin. Schild ist seit einer Woche bei Olympia und hielt erfreut fest: "Der Rennhang ist nicht supersteil, was für mich im Riesen gut ist. Es erinnert mich ein bisschen an St. Moritz. Aber es geht schon immer bergab."
Die Medaillen scheinen an das Favoriten-Trio vergeben zu sein, fahren Rebensburg, Shiffrin und Worley im Riesentorlauf doch in einer eigenen Liga. Rebensburg (28) hat von den sieben Saisonrennen drei gewonnen und war zweimal Zweite. Sie ist "reif" für das zweite Olympiagold nach jenem vor acht Jahren in Vancouver. Vor vier Jahren in Sotschi war sie hinter Tina Maze und Veith (damals noch Fenninger) Dritte.
Worley ist Weltmeisterin und hat nach drei zweiten Plätzen in Lenzerheide den letzten RTL vor den Spielen gewonnen. Weltcup-Gesamtsiegerin Shiffrin hat in Courchevel und Kranjska Gora gesiegt und mit einem Intensivkurs vor den Spielen in Korea ihre jüngsten Schwächen ausgemerzt. Zu jenen, die dieses Trio sprengen können, zählen vor allem die Italienerinnen rund um Lienz-Siegerin Federica Brignone.