Österreicherin ist auf Gold-Kurs, kommt bei starkem Wind aber zu Sturz.
Die Windböen sind so stark gewesen, dass man ob der Schneeverwirbelungen den letzten Kicker phasenweise nur noch schemenhaft gesehen hat. Die Durchführung des olympischen Slopestyle-Finales der Snowboarderinnen am Montag in Bokwang kam einem Skandal nahe, böenhafter Wind sorgte für gefährliche Verhältnisse. Anna Gasser war bitter enttäuscht, Platz 15 dabei Nebensache.
Die Goldmedaille ging an die US-amerikanische Titelverteidigerin Jamie Anderson (83,00 Punkte), womit es zumindest keine Zufallssiegerin gab. Silber holte sich die Kanadierin Laurie Blouin (76,33), Bronze die Finnin Enni Rukajärvi (75,38).
"Es war reine Lotterie und sehr gefährlich. Viele Mädels hatte Angst - und ich auch. Ich bin froh, dass mir nichts passiert ist. Wenn ich mich verletzt hätte, weil man hier einen Contest unter solchen Bedingungen abhält, wäre das schlimm gewesen. Ich bin nicht auf mich selbst böse, ich bin nur böse und enttäuscht, dass der Bewerb durchgeführt wurde", sagte die Kärntnerin.
Mitstreiterin Anderson hatte sich bei ihr am Montag nicht gerade beliebt gemacht: "Alle Mädels wollten, dass es verschoben wird, außer sie. Sie wusste, dass sie bei diesen Verhältnissen einen Sicherheitsrun machen kann." Die Organisatoren hätten schon nach Lösungen gesucht, dann aber gesagt, wenn es heute nicht stattfindet, werde alles gecancelt.
"Das finde ich nicht fair, also hatten wir einen Druck. Dann sagte Jamie: 'Mädels, es ist nicht so schlimm, probieren wir es.' Sie war der ausschlaggebende Punkt. Ich wusste, dass ihr das taugt. Sonst reicht ein Sicherheitslauf nämlich nicht."
"Bin vom Veranstalter enttäuscht"
Im Weltcup wäre ein Contest bei diesen Bedingungen nicht durchgeführt worden, ist sich Gasser sicher. Nicht anzutreten war aber keine Überlegung. "Olympia ist nur alle vier Jahre. Natürlich ist es schade, wenn man genau auf was hintrainiert, dass dann so was passiert." Die drittplatzierte Rukajärvi sprang ihr zur Seite: "Es war ziemlich gefährlich. Man wusste nicht, was einen erwartet. Sie hätten es absagen oder verschieben müssen." Anderson und Blouin indes meinten, es hätte keine Debatte vor dem Start gegeben.
Nachdem am Vortag die Qualifikation wegen starken Windes abgesagt worden war, wurde die Finalentscheidung am Montag mit allen Teilnehmerinnen in nur zwei statt drei Runs durchgeführt. Unterm Strich absolvierten 25 Teilnehmerinnen insgesamt 50 Runs, 32 davon endeten mit einem Sturz. Das Niveau war eines olympischen Bewerbs unwürdig, zumal die Boarderinnen in den vergangenen Jahren ihre Tricks stark verbessert und sich die Szene deutlich entwickelt hatte.
"Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ich bin vom Veranstalter enttäuscht, dass er das heute durchgezogen hat", schüttelte Gasser abermals den Kopf. "Jede hatte einen anderen Wind, und echt Gute wie die Japanerinnen hatten einfach keine Chance. Man hat wirklich ein Glück haben müssen mit dem Wind und dass man keine Böe bekommt. Eine olympische Medaillenentscheidung soll keine Wind-Lotterie sein."
Gasser hadert mit Windböe
Die Freestylerinnen wurden unter ihrem Wert verkauft, das wusste auch Gasser. "Vom Fahrerischen können wir Mädels mehr, das war keine gute Show für unseren Sport. Die Runs in Sotschi waren besser als hier. Es gibt so viel Progression im Sport, dass es schade ist, dass wir das nicht zeigen haben können." Aufgrund der langsamen Verhältnisse wegen des Gegen- und Aufwindes landeten viele Läuferinnen einfach zu kurz.
"Im ersten Run habe ich noch den Double gezeigt, ich dachte mir, vielleicht brauche ich das. Jetzt im Nachhinein, nachdem ich den Winning Run von Jamie gesehen habe, denke ich mir, hätte ich ihn nicht riskieren müssen. Aber das weiß man einfach nicht", sagte Gasser. Sie selbst griff bei der Landung in den Schnee, weil sie zu weit war, und verzichtete auf einen weiteren Trick. Anderson gab zu: "Bei anderen Contests hätte mein Run kaum für das Finale gereicht."
Als Zwölfte ging Gasser in die Entscheidung, hielt sich in der Rail-Sektion schadlos, geriet aber auf dem vorletzten Kicker zu weit. "Ich kann nicht einmal sagen, dass ich selber viel Schuld daran hatte. Ich hatte einfach eine Windböe nach unten und bin fünf Meter weiter als geplant gesprungen." Sie wisse, wenn sie ihren Run gelandet hätte, wäre sie vorne mit dabei gewesen, aber wenn der Speed nicht passe, gehe das nicht." Im Big Air hofft sie nun auf faire Verhältnisse, dort ist sie Topfavoritin.