Angesichts weiter steigender Infektionszahlen weitet Japan den Corona-Notstand weniger als drei Monate vor den geplanten Olympischen Spielen nochmals aus.
In den Präfekturen Hokkaido, Okayama und Hiroshima müssten bis 31. Mai ebenfalls strengere Restriktionen umgesetzt werden, gab der zuständige Minister Yasutoshi Nishimura am Freitag bekannt. Indes zählt die Petition für die Absage der Sommerspiele bereits 350.000 Unterschriften.
Die Regierung hatte erst kürzlich den Notstand für die Olympia-Stadt Tokio abermals verlängert und auf insgesamt sechs Regionen ausgeweitet. Für Hokkaido, Okayama und Hiroshima war eigentlich nur ein Quasi-Notstand vorgesehen gewesen, doch Experten drängten darauf, auch dort strengere Maßnahmen zu ergreifen.
Kein Lockdown
Ein Lockdown ist der Notstand in Japan aber nicht: Restaurants und Bars sollen keinen Alkohol ausschenken und schon um 20.00 Uhr schließen. Die Bürger sind dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Unternehmen sollen Heimarbeit ermöglichen. Große Komplexe wie Kaufhäuser und Kinos sollen entweder geschlossen bleiben oder früher schließen. Größere Veranstaltungen in Kultur und Sport sind zwar inzwischen wieder erlaubt, allerdings mit höchstens 5.000 Zuschauern.
Die Nordinselpräfektur Hokkaido, in der die Marathons stattfinden sollen, meldete am Donnerstag einen Rekord von 712 Fällen, während Tokio 1.010 Fälle hatte. In Japan wurden bisher insgesamt rund 656.000 Infektionsfälle mit 11.161 Todesfällen bestätigt.
Sorge um medizinische Ressourcen
Die Olympischen Spiele waren wegen der Corona-Krise um ein Jahr verschoben worden. In Umfragen spricht sich eine deutliche Mehrheit der Japaner für eine erneute Verschiebung oder Absage der Spiele aus. Die Regierung und das Internationale Olympische Komitee (IOC) betonen jedoch immer wieder, dass die Spiele ungeachtet des äußerst langsamen Impftempos in Japan wie geplant und für jeden "sicher" stattfinden sollen.
Am Freitag überreichten die Initiatoren der Kampagne "Stop Tokyo Olympics" eine Liste mit 350.000 Unterschriften an die Organisatoren der Olympischen Spiele, Paralympics und Tokios Gouverneurin Yuriko Koike. Kenji Utsunomiya, ein Anwalt und Ersteller der Petition, sagte, dass das globale Sportfest nur stattfinden solle, wenn man die Besucher und Athleten von ganzem Herzen dazu begrüßen könne. "In dieser Situation sind wir nicht, daher sollten die Spiele abgesagt werden." Wertvolle medizinische Ressourcen würden zu den Sommerspielen umgeleitet werden, fügte er an.
Der Schutz des Lebens der Menschen vor dem Coronavirus müsse oberste Priorität haben und nicht die Olympischen Spiele, heißt es in dem Schreiben.