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Unsere Tiere

Alarmstufe Rot: Artenvielfalt in Gefahr

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Es ist ein globaler Weckruf – und er könnte kaum deutlicher sein: Am 27. März 2025 hat die Weltnaturschutzunion IUCN die aktuellste Fassung der Roten Liste der bedrohten Arten veröffentlicht. 

Die Zahlen sind erschütternd – und doch nur die Spitze des Eisbergs. Insgesamt führt die Liste inzwischen 169.420 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Davon gelten 47.187 Arten als bedroht – das entspricht mehr als jeder vierten bislang bewerteten Art.

Die Rote Liste der IUCN ist das bedeutendste internationale Instrument zur Bewertung des Aussterberisikos von Arten. Ihre regelmäßig aktualisierten Einträge zeigen nicht nur auf, welche Arten bedroht sind, sondern auch warum. Lebensraumverlust, Klimakrise, Umweltverschmutzung, invasive Arten und Übernutzung sind dabei die häufigsten Ursachen. Doch in der diesjährigen Ausgabe rückt eine oft übersehene Gruppe besonders in den Fokus: Pilze.

Ein Drittel der bewerteten Pilzarten ist bedroht

Was viele nicht wissen: Pilze sind keine Pflanzen – sie bilden ein eigenes Reich im biologischen System. Sie sind entscheidend für das Funktionieren fast aller Ökosysteme. Sie zersetzen organisches Material, versorgen Pflanzen mit Nährstoffen und bilden lebenswichtige Mykorrhizanetze im Boden. Und doch: Ein Drittel aller bislang bewerteten Pilzarten wird nun als bedroht eingestuft.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Abholzung, Bodenversiegelung, intensive Landwirtschaft, aber auch die Klimakrise, die lokale Ökosysteme destabilisiert. Viele Pilzarten sind hochspezialisiert – verschwinden ihre Wirtspflanzen oder ihre gewohnten Lebensräume, sterben sie mit.

Artensterben im Schatten der Aufmerksamkeit

Während charismatische Arten wie Tiger, Elefanten oder Meeresschildkröten regelmäßig mediale Aufmerksamkeit bekommen – zu Recht – geschieht das größte Artensterben oft im Verborgenen. Kleintiere, Amphibien, Insekten, Moose und eben Pilze verschwinden still und leise. Der dramatische Rückgang von Wildbienen, Amphibienarten und sogar Allerweltsvögeln in Europa zeigt: Der Verlust der Biodiversität betrifft längst nicht mehr nur ferne Tropenwälder – er ist längst auch bei uns angekommen.

Die neue Rote Liste ist nicht nur ein Dokument der Bedrohung – sie ist auch ein Werkzeug der Hoffnung. Denn sie liefert nicht nur Fakten, sondern auch Grundlagen für konkreten Schutz. Viele Arten konnten in der Vergangenheit durch gezielte Schutzprogramme stabilisiert oder sogar von der Liste gestrichen werden. Der Kalifornische Kondor, der Iberische Luchs, aber auch der Europäische Biber sind solche Erfolge.

Doch solche Geschichten bleiben Ausnahmen – wenn wir nicht jetzt handeln.

Was können wir tun?

Artenschutz beginnt nicht nur im Regenwald oder den Savannen – sondern auch vor unserer Haustür:

  • Durch naturnahe Gärten, die Insekten und Vögeln Schutz bieten.
  • Durch nachhaltigen Konsum, der Lebensräume bewahrt.
  • Und durch Unterstützung von Organisationen, die sich wissenschaftlich, politisch und praktisch für den Erhalt der Biodiversität einsetzen.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 06.04.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 13.04.2025, 18:30 Uhr 

Denn eins ist klar: Wenn Arten verschwinden, verschwindet auch ein Teil unseres eigenen Überlebenssystems. Die Natur ist kein separates System – wir sind ein Teil von ihr.

Das Artensterben ist kein Naturgesetz – es ist eine Folge unserer Entscheidungen. Doch ebenso liegt es in unserer Macht, diesen Trend umzukehren. Die Rote Liste 2025 ist ein Spiegel unserer Beziehung zur Natur – und sie fordert uns auf, endlich genauer hinzusehen. Denn jede Art, die verschwindet, nimmt ein Stück der Geschichte dieses Planeten mit sich – und vielleicht auch ein Stück unserer eigenen Zukunft.

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