Aktuelle Umfrage zum AMA Gütesiegel ergibt, dass die Realität nicht hält, was die Werbung verspricht.
„Ich schau auf die Haltung, ganz genau. Wenn ich aufs AMA-Gütesiegel schau." – Mit diesem Slogan bewirbt das AMA Marketing seit Jahren äußerst erfolgreich ihre tierischen Produkte. In einer aktuellen Online-Umfrage von Vier Pfoten und dem Konsumentenschutz der AK OÖ wird nun, so der Tenor der Ergebnis-Interpretation durch die beiden Organisationen, der Widerspruch zwischen Werbung und Realität deutlich.
Überwältigende 92 Prozent der Befragten kennen das AMA-Gütesiegel und rund die Hälfte davon (43 Prozent) verbinden es mit Tierwohl. Die Umfrage-Ergebnisse im Überblick:
- Ganze 48 Prozent der Befragten sind der Überzeugung, dass Schweine im AMA Gütesiegel Programm Auslauf im Freien und allgemein ausreichend Platz haben.
- Immer noch 40 Prozent meinen, die AMA-Schweine haben „mit Stroh eingestreute Liegeflächen“.
- Eine beträchtliche Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten (39 Prozent) ist überzeugt, dass Vollspaltenböden verboten sind.
- 40 Prozent glauben, dass Ringelschwänze nicht routinemäßig abgeschnitten werden
- 35 Prozent sind der Meinung, dass Ferkel nur unter Betäubung kastriert werden dürfen.
- 53 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass AMA-Schweine kein gentechnisch verändertes Futter bekommen.
„Das jahrelange Vorgaukeln einer heilen Welt in der Tierhaltung mit groß angelegten Werbekampagnen - Stichwort glückliche Schweine im Stroh - hat zu einer komplett verzerrten Wahrnehmung bei den Konsumentinnen und Konsumenten geführt. Das Standard-AMA Gütesiegel erfüllt zum Großteil gerade einmal die gesetzlichen Mindeststandards – und die sind aus Tierschutzsicht vor allem in der Schweinemast völlig unzureichend. Man kann hier sicher nicht von Tierwohl reden“, erklärt Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten, dazu.
Realitätscheck: So steht es wirklich um die Gütesiegel-Schweine
Etwa 45 Prozent der in Österreich lebenden Schweine tragen das AMA Gütesiegel. Das Gros der Schweine wird im Standard-AMA Gütesiegel gehalten. Ca. 80 Prozent – und das sind immerhin 1.760.000 Tiere – stehen auf Vollspaltenböden ohne Stroheinstreu. Die speziellen AMA-Tierwohlprogramme machen hingegen einen verschwindend geringen Anteil aus und sind wie auch das Standard-Programm freiwillig – kein Betrieb muss hier mitgehen!
Es zeigt sich ein eklatanter Widerspruch zur Realität: Ein Schwein im Standard AMA Gütesiegel erlebt systematisch Schmerzen von den ersten Lebenstagen an: vom routinemäßigen Ringelschwanzkupieren bis zur betäubungslosen Kastration. Neben den qualvollen Vollspaltenböden ohne Stroheinstreu haben die Tiere viel zu wenig Platz, keinen Auslauf und kein ausreichendes Beschäftigungsmaterial zur Verfügung. Frische Luft erleben die Schweine meistens nur am Tag, an dem sie zum Schlachthof transportiert werden. Und selbstverständlich bekommt ein großer Teil auch gentechnisch verändertes Futter aus Übersee.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 5. Dezember 2021, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 12. Dezember 2021, 18:30 Uhr.