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Unsere Tiere

Aufregung um Kunst-Tierköpfe

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Täuschend echt aussehende und lebensgroße Raubkatzenköpfe und einige Superstars haben bei den Haute-Couture-Schauen in Paris das Publikum begeistert.

Besonders Unternehmerin und Realitystar Kylie Jenner zog die Blicke bei der Schiaparelli-Show, zu der sie als Gast kam, auf sich. Jenner trug eines der Kleider, die auch auf dem Laufsteg gezeigt wurden – mit einem riesigen Löwenkopf vor der Brust.
Unter dem Titel "Leo Couture" schrieb Schiaparelli, dass für die Herstellung der Looks keine Tiere zu Schaden gekommen seien. Der Löwe bestehe aus Schaumstoff, Wolle und Seide und sei handbemalt. „Um so lebensecht wie möglich auszusehen und die Pracht der Natur zu feiern.“ Auf dem Laufsteg waren auch Tier-Kreationen wie die Nachbildung eines Schneeleopards zu sehen – und Supermodels wie Irina Shayk und Naomi Campbell.

„Inspiration ist mächtig"

In den sozialen Medien gab es aber auch Kritik an den Raubkatzen-Kleidern. Beispielsweise der Filmemacher und Tierwelt-Experte Dan O'Neill schrieb zu einem der Instagram-Posts: „Wir müssen aufhören, Tiere als Luxus-Produkte zu zeigen.“ Die auf dem Laufsteg gezeigten Tiere seien wegen ihrer Felle gejagt worden und nun gefährdet. „Inspiration ist mächtig, und das ist keine gute Inspiration.“
Direkt wurde Kritik über das ungewöhnliche Accessoires von Kylie Jenner laut, da viele es fälschlicherweise für ein echtes Tierpräparat hielten, bevor sich später herausstellte, dass es sich um eine Fälschung aus Schaumstoff, Wolle und Seidenpelzimitat handelte.

Harte Kritik in Sozialen Medien

“Nichts ist so, wie es in Schiaparellis Inferno Couture zu sein scheint”, erklärte die Marke auf ihrer Instagram-Seite, bevor sie klarstellte, dass “bei der Herstellung dieser Looks keine Tiere zu Schaden gekommen sind.” Diese Erklärung war natürlich wichtig – die Furore um die Kleider beendete sie aber nicht. “Ich entfolge euch direkt. Das ist einfach nur krank”, kommentierte die befreundete Modedesignerin Georgia Hardinge, während andere Kommentare, die viel Zustimmung erhielten, Gedanken wie: “Das ganze Konzept ist abstoßend. Unabhängig davon, ob die Tierköpfe echt oder nachgebildet sind, fördern sie die Trophäenjagd, die offensichtlich ekelhaft, gewalttätig und nicht fortschrittlich ist. Macht es besser.” teilten.

Verbot nicht der Weg zum Ziel

Kritisiert wird die wahrscheinlich unbeabsichtigte Verharmlosung der Trophäenjagd. Tiere sind keine Trophäen und der Mensch sollte sie weder als Kunstobjekt noch als Luxus-Accessoire sehen. Erst im Oktober hat das Europäische Parlament eine Entschließung angenommen, in der die Mitgliedstaaten und die Europäische Kommission aufgefordert werden, die Einfuhr von Jagdtrophäen aller im CITES-Übereinkommen aufgelisteten Arten zu verbieten.

Eine solche Entscheidung, würde sie verwirklicht werden, hätte erhebliche negative Auswirkungen auf den Schutz der Natur und die Lebensgrundlagen der Menschen in vielen Ländern der Welt.
"Im Einzelfall, wenn die Jagd Bestandteil eines integrierten, umfassenden Schutz- und Nutzungskonzeptes ist, tolerieren wir deshalb die Trophäenjagd", sagte WWF-Mitarbeiterin Sylvia Ratzlaff gegenüber der Zeit. "In der Regel ist die Zahl der von Hobbyjägern erlegten Tiere äußerst gering und Wilderei stellt die wesentlich größere Bedrohung für Tierarten wie Elefant und Nashorn dar."

Dem Deutschen Bundesamt zufolge waren im Jahr 2020 insgesamt 518 Jagdtrophäen nach Deutschland gebracht worden, für das Vorpandemiejahr 2019 zählt die Behörde 784 Vorgänge. Den bislang bekannten Daten für das Jahr 2021 zufolge gehörten Namibia, Südafrika und Tansania zu den häufigsten Herkunftsländern solcher Tier-Trophäen.

Geteilte Meinungen

"Die Tatsache, dass die Trophäenjagd auf seltene und gefährdete Tierarten immer noch legal ist, ist absolut schockierend! Ich appelliere an die deutsche Bundesregierung, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten", erklärte die Forscherin Goodall. Ihr Herkunftsland Großbritannien hatte Ende des vergangenen Jahres erklärt, die Einfuhr von Jagdtrophäen per Gesetz verbieten zu wollen.
Die deutsche Umweltministerin Lemke hatte selbst im März 2021 als damalige naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion die Jagdtrophäen-Praxis als "absurd" kritisiert. Als Bundesumweltministerin hat sie sich nach Angaben einer Sprecherin von Pro Wildlife bislang noch nicht zu der Forderung nach einem Einfuhrverbot positioniert.

Allerdings ist das Thema innerhalb der IUCN umstritten. Es gebe in einer Reihe von Ländern Beispiele für Korruption, mangelnde Transparenz, übermäßige Quoten, illegale Jagd und schlechte Überwachung, heißt es in einem IUCN-Papier. Legale gut regulierte Trophäenjagdprogramme könnten aber eine wichtige Rolle spielen für den Schutz der Wildtiere und für den Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung.

EU zweitgrößter Importeur von Jagdtrophäen weltweit

Die EU ist nach den USA der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen weltweit; seit 2016 ist die EU der größte Importeur von Löwentrophäen weltweit. Zwischen 2014 und 2018 wurden Trophäen von mindestens 15.000 international geschützten Säugetieren von 73 CITES-gelisteten Arten legal in die EU eingeführt. Darüber hinaus sind die Trophäeneinfuhren in diesem Zeitraum um fast 40 % gestiegen. Zählt man Arten hinzu, die nicht unter internationalem Schutz stehen, ist die tatsächliche Zahl weitaus höher.

Die fünf wichtigsten EU-Mitgliedstaaten, die Jagdtrophäen von Säugetieren einführen, sind Deutschland, Spanien, Dänemark, Österreich und Schweden.

Derzeit ist eine Importgenehmigung für Jagdtrophäen in die EU nur für die in Anhang A der EU-Artenschutzverordnung aufgeführten Arten sowie für sechs weitere in Anhang B aufgeführte Arten erforderlich, nämlich den Afrikanischen Elefanten, das Flusspferd, den Afrikanischen Löwen, das Südliche Breitmaulnashorn, den Eisbären und das Argalischaf.

Legal erworbene Jagdtrophäen der unter diese Vorschriften fallenden Arten dürfen nur dann in die EU eingeführt werden, wenn ein Mitgliedstaat eine Importgenehmigung erteilt und überprüft hat, dass die Trophäen legal erlangt wurden und der Erhaltung der Art nicht schaden. Es gibt jedoch kein transparentes Verfahren für die Erteilung solcher Genehmigungen und die Feststellung der Unbedenklichkeit. Jagdtrophäen aller anderen Arten sind von dieser Regelung ausgenommen.

Die Expertengruppe für Ethik der Weltkommission für Umweltrecht der Weltnaturschutzunion IUCN fordert aus ethischen, ökologischen und rechtlichen Gründen ein Ende des Imports von Jagdtrophäen.
Das belgische Bundesparlament verabschiedete einstimmig einen Beschluss, in dem die Regierung aufgefordert wird, unverzüglich keine Einfuhrgenehmigungen für Trophäen von Arten mehr zu erteilen, die durch internationale Handelsvorschriften geschützt sind.

Länder erwägen Verbot für Jagdtrophäen

Seit diesem Jahr werden in Italien, Spanien und Polen politische Optionen für ein Verbot der Ein- und Ausfuhr bestimmter Jagdtrophäen erwogen, das durch eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2021 gestützt wird; die Mehrheit der Bürger der genannten Länder befürwortet ein Einfuhrverbot für Jagdtrophäen.

Die Niederlande und Frankreich waren die Vorreiter dieses Paradigmenwechsels in Europa. Im Jahr 2015 hat Frankreich ein Einfuhrverbot für Löwentrophäen erlassen. Im selben Jahr beschloss die niederländische Regierung ein Einfuhrverbot für Trophäen von über 200 Tierarten, das 2016 in Kraft trat. Eine kürzlich von rund 170 Naturschutz- und Tierschutz-NGOs aus der ganzen Welt unterzeichnetes Positionspapier fordert ebenfalls ein dringendes Ende der Trophäenjagd. Einige der Organisationen stammen aus wichtigen Herkunftsländern für Jagdtrophäen. 

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 05. Februar 2023, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 12. Februar 2023, 18:30 Uhr.
 

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