Nach Meldungen über gravierende Missstände in einem Schweinemastbetrieb mit über 1.000 Tieren griffen acht Tierschützer, darunter VGT-Obmann DDr. Martin Balluch, am Mittwochmorgen spontan ein.
Unter Einhaltung strengster Hygienemaßnahmen betraten sie den Betrieb, um das angezeigte Tierleid zu untersuchen und riefen sofort die Polizei. Die Zustände vor Ort waren erschütternd: Schweine mit großen Beulen, abgebissenen Schwänzen und schweren Verletzungen – laut dem VGT das Resultat des Vollspaltenbodens, der für enormes Tierleid verantwortlich sei.
Protestaktion von Tierschützern
Die Situation führte schnell zu einer größeren Protestaktion, als sich zahlreiche Tierschützer spontan vor dem Betrieb versammelten. Anfangs sah es nach einer längeren Auseinandersetzung aus, da die zuständige Amtstierärztin sich weigerte, den Betrieb zu kontrollieren. Doch die Polizei vermittelte und erreichte einen Kompromiss: Die Tierschützer verließen das Gelände, im Gegenzug sollte die Amtstierärztin den Betrieb untersuchen. Bis zu ihrer Ankunft durfte der Betriebsleiter die Schweinefabrik nicht betreten, um die Zustände nicht zu verändern. Die Tierschützer konnten anschließend unbehelligt nach Hause gehen. Die Kontrolle des Betriebs ist derzeit noch im Gange.
VGT-Obmann DDr. Balluch: Dringender Appell für ein Verbot von Vollspaltenbodenhaltung in der Tierhaltung
VGT-Obmann DDr. Balluch zeigte sich mit dem Verhalten der Polizei zufrieden: „Die Polizei hat sich korrekt verhalten und war um eine friedliche Lösung bemüht. Auch der Betriebsleiter war freundlich und gesprächsbereit. Obwohl wir sicherlich in vielen Punkten nicht übereinstimmen, hat er erkannt, dass der Vollspaltenboden ein Ablaufdatum hat und war grundsätzlich bereit, den Tieren Auslauf zu ermöglichen.“ Der Betrieb halte derzeit etwa 1.600 Tiere, einschließlich Zuchttiere, und sei damit nicht gerade klein.
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Kritik äußerte Balluch jedoch an der Amtstierärztin: „Es bleibt unverständlich, warum sie nur tätig wird, wenn ihre politischen Forderungen erfüllt werden.“Balluch betonte abschließend, dass die Haltung von Schweinen und Rindern auf Vollspaltenboden jetzt im Zentrum der tierschutzpolitischen Debatte stehe – nicht nur im Vorfeld der Nationalratswahl, sondern auch darüber hinaus. „Die neue Regierung wird so schnell wie möglich ein echtes Verbot des Vollspaltenbodens beschließen müssen, um die Frist des Verfassungsgerichtshofs bis Juli 2025 einzuhalten. Eines ist jedoch klar: Schweine brauchen Stroh – zum Liegen und zum Wühlen. Ohne diese Grundvoraussetzung kann ihnen nicht einmal das Minimum an Lebensqualität geboten werden.“