Die Macht der Märchen
Die Angst vorm bösen Wolf
13.06.2023Angstmache statt faktenbasierter Kommunikation führt zu immer mehr Hass gegen den Wolf.
Wieder einmal überschlagen sich die Meldungen zum blutrünstigen Wolf, obwohl es in den letzten Jahrzehnten keinen einzigen verletzten Menschen durch einen Wolf in Europa gegeben hat.
Im Rahmen der europarechtswidrigen Verordnungen der Bundesländer werden immer mehr Wölfe abgeschossen, es wurden sogar Abschussprämien ausgelobt! Erneut schürt man eine ungerechtfertigte Angst vor freilebenden Wölfen. Statt die Bevölkerung mit fundierten, sachlichen Informationen zu versorgen, werden die Menschen mit Märchen, Mythen und Legenden zunehmend verunsichert und in Panik versetzt.
Geschürte Angst schadet Rettungsdiensten und Tieren
Erst vor kurzem führte eine unklare Wolfssichtung zu einem Hubschraubereinsatz. Dabei mussten zwei Frauen von einem Berg gerettet werden, nachdem sie angeblich von einem Wolf beobachtete wurden. Ob es sich bei dem Tier wirklich um einen Wolf gehandelt hat, ist bis heute ungeklärt. "Die Hetze von Teilen der Jägerschaft und bestimmter politischer Gruppen gegen Wölfe treibt immer skurrilere Blüten: Eine "Rettung" per Helikopter aus Angst vor Wölfen wäre noch vor wenigen Monaten bei einer völlig identen Ausgangssituation undenkbar gewesen. Tatsächlich ist kein einziger Mensch in Österreich durch freilebende Wölfe zu Schaden gekommen, wohl aber z.B. durch Kühe, vor denen niemand Angst hat“, erklärt MMag. Dr.in. Madeleine Petrovic Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins (Tierschutz Austria). „Die geschürte Angst ohne realen Hintergrund ist verwerflich, führt zum Missbrauch von Rettungsdiensten und sollte zu verwaltungsrechtlichen Konsequenzen führen."
Die politische Instrumentalisierung der Wölfe mittels Angstmache ist offensichtlich. Es ist wahrlich kein gutes Zeichen für den Zustand von Gesellschaft und Demokratie, wenn man Wildtiere gezielt zu Feindbildern und Sündenböcken aufbaut.
Drei Fakten warum man vor Wölfen keine Angst haben muss
- Ihr natürliches Verhalten: Wölfe sind vorsichtige Tiere, die in der Regel den Kontakt zum Menschen meiden. Wölfe bevorzugen in erster Linie Wildtiere als Nahrung. Mensch steht nicht auf dem Speiseplan. .
- Sie sind keine Gefahr für Menschen: In den letzten Jahrzehnten gibt es trotz zunehmender Populationen keine Fälle von wildlebenden Wölfen, die in Europa oder Österreich Menschen angegriffen oder verletzt hätten. .
- Ihre Ökosystemfunktionen: Wölfe spielen als Spitzenprädatoren wichtige Rollen im Ökosystem. Sie kontrollieren effektiv kleinere Beutegreifer wie Fuchs oder Marderhund, sorgen für eine Verbesserung der Biodiversität, indem sie etwa bodenbrütende Vögel begünstigen und sind besser als menschliche Jäger, Rehe, Hirsche und Wildschweine gesund zu halten.
Kommentar von Kurt Kotrschal
Die Anwesenheit von Wölfen kann somit zur Gesundheit und Vielfalt der Ökosysteme beitragen. In einem Kommentar von Kurt Kotrschal, Sprecher der AG Wildtiere, wird der unumgehbare Schutz der Wölfe auf den Punkt gebracht. Er weist darauf hin, dass Wölfe nicht auf wundersamerweise von selber wieder verschwinden. Die einzig rationale Strategie bestehe daher darin, Weidetiere fachgerecht zu schützen. Ein Ausschnitt seines Kommentars fasst die Problematik in Österreich zusammen. Wir sind das einzige Land in Mitteleuropa in dem die Populationen von Bären, Luchse, Wölfe, Goldschakale, Fischotter, Biber, etc sinken!
Weidetiere müssen fachgerecht geschützt werden
2020 schrieb der Biologe und Verhaltensforscher: „Abschuss bringt aber keine Sicherheit, weil jederzeit und an jedem Ort in Österreich der nächste Wolf auftauchen und ungeschützte Schafe töten kann. Die Wölfe werden nicht wundersamerweise von selber wieder verschwinden. Die einzig rationale Strategie besteht daher darin, die Weidetiere fachgerecht zu schützen. Für diesen nicht unbeträchtlichen zusätzlichen Aufwand gibt es auf EU-Ebene gut gefüllte Fördertöpfe. Solange sich aber unsere Bündler und Politiker weigern, in Anerkennung der Fakten, diese Mittel auch abzuholen, lassen sie „ihre“ Bauern schlicht im Regen stehen. Zu einer rationalen Strategie, sich mit Wolf zu arrangieren, gehört übrigens auch, Rudelbildung zuzulassen. Denn Rudel können lernen, Weidetiere in Ruhe zu lassen und sie halten fremde Durchwanderer fern. Rudelbildung bedeutet, dauerhaft etwa 6 Wölfe auf 300km2 und fragilen Burgfrieden. Darauf sollte man sich pragmatisch einstellen.“
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 11. Juni 2023, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 18. Juni, 18:30 Uhr.