Ergebnisse des EU-Untersuchungsausschusses zu Tiertransporten hätten richtungsweisend sein können.
Jedes Jahr werden Millionen von Tieren über Tausende von Kilometern auf dem Luft-, See- oder Landweg transportiert, um geschlachtet oder für die Schlachtung gemästet zu werden. Während dieser Transporte leiden sie an extremem Stress, Erschöpfung, Überhitzung und Verletzungen. Selbst nicht entwöhnte Kälber werden ab einem Alter von 14 Tagen auf Langstrecken transportiert, was ihr ohnehin schwaches Immunsystem noch zusätzlich stark beeinträchtigt. Auch trächtige Tieren, die manchmal unter schrecklichen Bedingungen an Bord von Fahrzeugen oder Schiffen gebären, werden nicht verschont.
Der Untersuchungsausschuss für den Schutz von Tieren beim Transport (ANIT) wurde auf EU-Ebene im Juni 2020 eingesetzt, um angebliche Verstöße bei der Anwendung der "Transportverordnung" (Verordnung (EG) Nr. 1/2005 des Rates über den Schutz von Tieren beim Transport) zu untersuchen.
Keine klare Position zu Tiertransporten
Dieser ist der vierte Untersuchungsausschuss in der Geschichte des Europäischen Parlaments und der erste zum Thema Tierschutz. Nachdem er bei der Verabschiedung im Juni 2020 eine unglaubliche Unterstützung erhalten hatte, wurde dem Ausschuss eine Verlängerung gewährt, um die Probleme im Zusammenhang mit Tiertransporten noch besser beurteilen zu können. Insgesamt hat er 18 Monate gedauert.
In der Plenarsitzung im EU-Parlament am 20. Jänner stimmten die Abgeordneten über eine Reihe von Empfehlungen zu Lebendtiertransporten ab. Laut Tierschutz-Organisationen wie Vier Pfoten, etc. sind die EU-Parlamentarier:innen daran gescheitert, den Vorschlag des Untersuchungsausschusses über Lebendtiertransporte (ANIT) zu stärken. Vielmehr sind die Empfehlungen zu Transporten für nicht entwöhnte Kälber und trächtige Tiere noch weiter geschwächt worden. Dennoch sind einige wichtige Punkte, wie z.B. ein Vier-Stunden-Limit für Geflügel und Kaninchen und die Forderung, den Transport von Fleisch und Tierkörpern anstelle von lebenden Tieren zu bevorzugen, in den endgültigen Empfehlungen enthalten. Das längst überfällige generelle Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten bleibt jedoch ein weit entferntes Ziel.
Verpasste Gelegenheit
Vier Pfoten fordert die Mitgliedsstaaten und die Europäische Kommission nun auf, bei der Aktualisierung der Gesetzgebung weiter zu gehen und die Empfehlungen nachzuschärfen. Veronika Weissenböck, Vier Pfoten-Kampagnenleiterin, dazu: „Wir sind enttäuscht. Das ist eine verpasste Gelegenheit, die schmerzt – und das bei einem Thema, das so vielen Europäer:innen am Herzen liegt und das uns alle betrifft."
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 23. Jänner 2022, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 30. Jänner 2022, 18:30 Uhr.