In vielen Tierparks und Falknereien werden Greifvögel und Eulen angekettet, um sie dem Publikum zu präsentieren.
Bei dieser sogenannten Anbindehaltung sind die Wildvögel meist stunden- oder gar tagelang mit einem kurzen Lederriemen an einen Holzblock gefesselt. Nur während Flugshows oder wenn die Falkner:innen ihnen „Freiflug gewähren“, dürfen die Tiere sich kurzzeitig artgemäß bewegen. Den Tieren wird so alles genommen, was ihr Leben in Freiheit ausmacht. Für viele von ihnen ist dies vermutlich über Monate hinweg die hauptsächliche Haltungsform.
Ein trauriges Leben in Ketten
Zwischen Juni und Oktober 2021 entstandene Aufnahmen, die Peta Deutschland nun veröffentlichte, aus verschiedenen deutschen Tierparks mit Greifvogelhaltung zeigen, dass die „Herrscher der Lüfte“ dort regelrecht vor sich hinvegetieren. Den Großteil ihres Lebens verbringen die Tiere in Bodennähe angeleint. Wenn die angebundenen Wildvögel versuchen zu fliegen, werden sie von dem Lederriemen an ihren Füßen zurückgerissen. Ein paar kurze Hüpfer zwischen den Sitzmöglichkeiten sind alles, was ihnen die meiste Zeit über an Bewegung möglich ist. Einige Tiere knabbern auch an den Fußfesseln, um sich zu befreien.
Gemäß den in Deutschland aktuell geltenden Richtlinien zur Haltung von Greifvögeln und Eulen ist es sogar zulässig, die Tiere in dieser Haltungsform lediglich jeden zweiten Tag nur kurz fliegen zu lassen. Laut einer Untersuchung von Flugshows mit Greifvögeln in Großbritannien konnten sich die Vögel bei den Flugvorführungen durchschnittlich nur für 11 Minuten frei bewegen, den Großteil des Tages waren sie somit angebunden.
Warum werden Greifvögel und Eulen angebunden gehalten?
In dieser Haltungsform haben Falkner einen leichteren „Zugriff“ auf die angebundenen Tiere, da die Vögel nicht aus Volieren herausgeholt werden müssen. Vögel wie Falken, Adler und Uhus werden in den Tierparks bei Schauflügen eingesetzt und so zu Unterhaltungszwecken missbraucht. Teilweise müssen die Tiere auch als Attraktion herhalten, um von Besucher:innen für Selfies auf dem Arm gehalten oder sogar gestreichelt zu werden. Für die stressempfindlichen Wildvögel ist dieser erzwungene Kontakt zum Menschen mit enormem Stress verbunden. Die Rechercheaufnahmen zeigen auch, dass Eulen, die meist nacht- oder dämmerungsaktiv sind, vielerorts entgegen ihrem natürlichen Aktivitätsrhythmus tagsüber für Schauvorführungen benutzt werden.
In Österreich ist die dauernde Anbindehaltung von Greifvögeln für Flugshows bereits verboten, da dies eine massive Einschränkung für die Tiere darstellt. Darüber hinaus werden die Greifvögel und Eulen von Falkner:innen für die Jagd auf andere Tiere – wie Hasen oder Tauben – missbraucht („Beizjagd“) und so zu lebendigen Waffen degradiert.
Tierschützer:innen: "Falknerei ist Tierquälerei!"
Die Flugshows erwecken zwar den Anschein, dass die Vögel freiwillig zurückkommen. Doch diese vermeintliche Nähe zwischen Falkner:in und Vogel basiert nicht auf Freiwilligkeit, sondern wurde im Vorfeld vom Menschen erzwungen: Meist werden die Greifvögel oder Eulen bereits als Jungtiere auf den Menschen fehlgeprägt und unter Nahrungsentzug abgerichtet. Dadurch werden die Wildtiere abhängig und gefügig gemacht, sodass sie immer wieder zu den Falkner:innen zurückkehren.
Tierschützer:innen: Anbindehaltung von Greifvögeln und Eulen muss verboten werden
Derzeit (Stand November 2021) ist zwar eine Überarbeitung der veralteten Richtlinien für die Haltung von Greifvögeln und Eulen geplant („Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen“ von 1995 [1]). Allerdings soll die tierquälerische Anbindehaltung auf Druck der Falknerei- und Tierparkverbände voraussichtlich weiterhin erlaubt bleiben.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 21. November 2021, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 28. November 2021, 18:30 Uhr.