Gründe und Verhaltensregeln
Warum heuer ein Jahr mit besonders vielen Hornissen und Wespen ist, können auch Wissenschaftler nicht genau beantworten. Doch der Frühling galt als besonders mild und das könnte dazu geführt haben, dass Wespen und Hornissen sehr früh begonnen haben ihren Staat zu bilden. Die Königinnen der Wespen haben heuer bereits im April die ersten Waben gebaut, mit der Folge, dass im August ein Wespennest bis zu 12.000 Bewohner haben kann. Experten vermuten jedoch, dass es im nächsten Jahr dafür umso weniger Wespen geben könnte. Da die Völker sich gegenseitig stören und so die Anzahl der jungen Königinnen geringer werde.
Vorsicht vor Wespen und Hornissen im Herbst: Erhöhte Stichbereitschaft
Im Herbst sollten sich Menschen besonders vor Wespen und Hornissen in Acht nehmen. Die Europäische Hornisse zieht momentan Männchen und Königinnen heran, was ihre Achtsamkeit und Stichbereitschaft erhöht, erklärt Melanie von Orlow, Geschäftsführerin des Nabu Berlin. Auch die Deutsche und die Gemeine Wespe reagieren empfindlich auf Störungen.
Aufklärung ist auch heute noch dringend notwendig, denn kaum eine Tiergruppe ruft so heftige Reaktionen hervor wie diese unter dem wissenschaftlichen Begriff Hautflügler zusammengefassten Insekten. „Die Tatsache, dass nur wenige Menschen mit der Lebensweise von Wespen oder Hornissen vertraut sind, hat zur Bildung von Mythen und Vorurteilen beigetragen“, erklärt NABU-Expertin Melanie von Orlow.
Durch eine bessere Einschätzung zum Teil bekannter Situationen können selbst Hornissen und Menschen friedliche Nachbarn werden. So ist es im Sommer ratsam, süße Nahrungsmittel im Freien abzudecken. Außerdem ist es sinnvoll, nicht nach anfliegenden Tieren zu schlagen. Besser ist es, sie bestimmt, aber ruhig daran zu hindern auf der Nahrung zu landen. Einerseits unterbindet man so eine Rekrutierung von Nestgenossinnen, andererseits wird eine Kontamination der Nahrung mit Keimen vermieden.
Besonders bei Tätigkeiten im Garten sollte man auf den Flugverkehr der Tiere achten, so von Orlow, die den Nabu-Hymenopterendienst Berlin leitet. „1,5 bis 2 Meter Abstand von Nestern sind allgemein zu empfehlen.“, so die Expertin.
Besonders geschützte Art: Umsiedlung der Europäischen Hornisse boomt nach mildem Jahresbeginn
Die einheimische Hornisse zählt wegen ihrer akuten Bestandsgefährdung zu den besonders geschützten Arten. Sie darf nicht getötet, und ihr Nest darf nicht zerstört werden. Die Beseitigung eines an kritischer Stelle befindlichen Nestes ist nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden möglich. Ängstliche oder nicht informierte Bürger, die sich durch Hornissen bedroht fühlen, wenden sich immer wieder an die Feuerwehr oder an eine Schädlingsbekämpfungsfirma, um ein vermeintlich störendes Nest entfernen zu lassen.
Die Europäische Hornisse hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich, da sie durch den milden Jahresanfang früher mit dem Brutgeschäft begann. In Berlin wurden dieses Jahr bereits 75 Nester der Europäischen Hornisse umgesiedelt.
Auch die Deutsche und die Gemeine Wespe haben von dem milden Wetter profitiert und sehr große Völker aufgebaut, die sich in Böden, Komposthaufen oder Schuppen befinden können. „Insbesondere auf Nesterschütterungen reagieren die Tiere mit starkem Ausflug und Stichen.“ sagt die Expertin Melanie von Orlow. Falls ein vernünftiger Grund vorliegt, darf ein Schädlingsbekämpfer die Nester abtöten.
Wespen könnten bis Ende November aktiv sein, während die Nester der Europäischen Hornissen bis Ende Oktober absterben. Nach dem restlosen Absterben der Völker können die Zugänge zu den Nistorten verschlossen werden, um Neuansiedlungen zu verhindern.
Hornissen: Mythen, Fakten und der Umgang mit Stichen
Hornissen besitzen wie Bienen und Wespen einen Giftstachel, den sie zum Töten ihrer Beute, und wenn es nicht anders geht zur Verteidigung einsetzen. Hornissengift ist jedoch nicht gefährlicher als Bienen- oder Wespengift! Nicht einmal die Giftmenge eines gesamten Hornissenvolkes mit mehreren Hundert Tieren könnte einen Menschen töten. Selbst Kleinkinder haben nichts Ernsthaftes zu befürchten.
Hornissenstiche sind zwar lästig und durchaus schmerzend, aber kein ärztliches Problem. Es kommt zu einer Schwellung und Rötung, die bald wieder abklingt und die man ab besten kühlt. Wie bei Bienen- oder Wespenstichen gilt natürlich, dass Stiche im Rachen oder Hals sofortige ärztliche Hilfe erfordern. Das ist anders als bei Wespen aber sehr unwahrscheinlich. Denn als stolze Insektenjäger interessieren sich Hornissen überhaupt nicht für den kuchengedeckten Kaffeetisch, für süße Getränke oder Speiseeis.
Aufpassen müssen, wie bei vielen anderen Insektenstichen Allergiker: Sie reagieren auf bestimmte Eiweißkörper, die im Gift von Hornissen enthalten sind, mit heftigen allergischen Reaktionen. Personen mit einer häufiger auftretenden Bienengiftallergie sind dabei nicht automatisch gegen Wespen oder Hornissen allergisch. Betroffene Personen sollten das fachärztlich prüfen lassen. Normal empfindliche Menschen können zahlreiche Stiche, sowohl von der Hornisse als auch von Wespen, ohne Folgen überstehen. In den meisten Fällen lässt es sich mit Hornissen und Wespen in Frieden leben, wenn ein wenig Vorsicht gegenüber den Tieren geübt und ein paar einfache Verhaltensregeln beachtet werden. Hornissen und Wespen flüchten eher bei Beunruhigung, als dass sie angreifen. Die Tiere sollten jedoch nicht angefasst oder gequetscht oder nach ihnen geschlagen werden. Nur wenn sich Hornissen oder Wespen bedroht fühlen, kann es dann zu einem Stich kommen.
Natürliche Schädlingsbekämpfer und Bestäuber
Alle Staaten bildenden Hornissen- und Wespenarten erbeuten viele für uns schädliche Insekten, die sie an ihren Nachwuchs verfüttern und somit die Funktion eines natürlichen Schädlingsbekämpfers übernehmen. Die Hauptnahrung der erwachsenen Hornissen sind kohlenhydratreiche Baumsäfte. Zur Aufzucht der Brut benötigen sie darüber hinaus Proteine, die sie sich in Form von Fliegen, Raupen, Spinnen und anderen Wespen besorgen. Ein starkes Hornissenvolk verfüttert pro Tag bis zu 500 g Insekten an seine Brut und leistet somit das Tagespensum von fünf bis sechs Meisenfamilien. Auch gibt es eine Reihe von Pflanzen, die von Wespen befruchtet werden - z.B.: die Knotige Braunwurz, und die Schneebeere.
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Wespenvölker erbeuten ebenso andere Insekten (vor allem Fliegenarten) und sind dadurch sehr nützlich. Hiervon benötigen große Wespenvölker gewichtige Mengen zur Aufzucht ihrer Larven. Ihren Kohlenhydratbedarf decken sie mit Blütennektar, Honigtau, süßem Obst (bevorzugt Fallobst) und eben auch mit zuckerhaltigen Speisen und Getränken der Menschen.Auch ihr Beitrag zur Bestäubung sollte nicht unterschätzt werden. Denn jede Wespe, die wie die Biene Blüten besucht, um dort den süßen Nektar aufzusaugen, trägt unweigerlich zur Bestäubung bei.