VGT deckt auf

Hühner eiskalt überfahren

19.12.2022

Der VGT veröffentlicht grausame Aufnahmen aus einem steirischen Hühnermast-Betrieb, der das AMA Gütesiegel trägt.

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Österreich ist nun das 4. europäische Land, in dem entsetzliche Szenen aus einem Hühnermast-Betrieb veröffentlicht werden, der in Verbindung zu Lidl-Lieferanten steht. Nach den Aufdeckungen von Tierquälerei in deutschen und spanischen Hühnermast-Betrieben wurden diese Woche schockierende Aufnahmen aus Österreich vom VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN veröffentlicht. Zu sehen sind, wie zuvor in deutschen, italienischen und spanischen Hühnermasten, nicht nur die horrenden Zustände in diesen Tierfabriken und das Tierleid durch viel zu schnelles Wachstum, sondern auch, dass beim Einsammeln der Hühner zum Transport in den Schlachthof einige der Tiere einfach eiskalt überfahren werden. Das zeigt, wie wenig ein Lebewesen für die Tierindustrie wert ist.

Qualzucht

Der aktuell betroffene Betrieb in der Südoststeiermark ist mit dem AMA Gütesiegel ausgezeichnet. In Österreich seien wir die absoluten Vorreiter in der Hühnerhaltung, heißt es oft seitens der Industrie. Dennoch ist die aufgedeckte Hühnermast kaum von jenen in den anderen Ländern zu unterscheiden. Überall sind Tiere zu sehen, die aufgrund ihrer angezüchteten, genetischen Prädispositionen extrem anfällig für Herz-Kreislauf-Krankheiten, plötzlichen Herztod, Infektionen, Verletzungen und Missbildungen sind. Hühner, die nicht mehr aufstehen können und gezwungen sind, in der mit Fäkalien getränkten Einstreu zu liegen. Sie können sich nicht mehr zu Futter und Wasser bewegen und erleiden schmerzhafte Entzündungen der Haut. Um ein möglichst schnelles Muskelwachstum zu erreichen, wird in Kauf genommen, dass unzählige Tiere noch während der Mast langsam und qualvoll sterben. Solange ein gewisser Prozentsatz die rund fünf Wochen bis zum Schlachttermin überlebt, rentiert sich die Aufzucht dieser Hühnerrassen trotz allem.

Rücksichtslos überfahren

Das enorme Leid der Hühner ist dabei ein Faktor, der nicht nur keine Berücksichtigung findet, sondern durch den brutalen Umgang mit den Tieren sogar noch aktiv verstärkt wird. Tierquälerei konnte in allen Aufdeckungen beobachtet werden. Besonders schockierend sei, dass jemand mit einem Laster durch den Stall fährt und dabei mehrere Hühner überfährt. Einige sterben daran sofort, andere werden schwer verletzt zurückgelassen. Der VGT hat Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und die 1. Tierhaltungsverordnung erstattet.

Lieferanten des Lidl-Konzerns

Alle bisher aufgedeckten Betriebe, seien Lieferanten des Discounters Lidl. Es ist eindeutig, dass es sich hier nicht um einzelne Skandalbetriebe handelt. Vielmehr wird das Bild eines kaputten und unheimlich grausamen Systems der Hühnermast gezeichnet. Auf der Homepage beteuert der Lidl Konzern, dass er durch die enge Zusammenarbeit mit seinen Lieferanten Einfluss darauf hätte, wie die Tiere gehalten werden und dass der Konzern diesen Einfluss nutzen wolle, um die konventionelle Tierhaltung weiterzuentwickeln. Bis das nicht geschehen ist, sollte der Kauf dieser Tierqual-Produkte vermieden werden.

Europäische Masthuhn-Initiative

Der VGT, Equalia, die Albert Schweitzer Stiftung und viele weitere Tierschutzorganisationen erwarten, dass diesen Worten Taten folgen. Sie appellieren an Lidl, sich europaweit der Europäischen Masthuhn-Initiative anzuschließen, um so die Standards für die Hühnerhaltung und -zucht bei seinen Lieferanten zu verbessern. Die Europäische Masthuhn-Initiative ist ein Abkommen zwischen NGOs und Lebensmittelfirmen, das eine Reihe von wirtschaftlich realisierbaren Tierschutz-Maßnahmen auf wissenschaftlicher Basis für Masthühner setzt. Allen voran steht der Einsatz von Hühnerrassen, die weniger schnell wachsen und wesentlich gesünder sind. Zudem sollen die Tiere natürliches Licht sowie Beschäftigungsmaterial erhalten. In Frankreich hat Lidl diesen Schritt bereits getan. Dass die Hühner in allen anderen Ländern weiter leiden sollen, ist nicht nachvollziehbar.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 18.Dezember 2022, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 25.Dezember 2022, 18:30 Uhr.
  

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