Der italienische Senat hat für ein Gesetz gestimmt, das die Zucht von Pelztieren beenden wird.
Das Parlament wird das Verbot voraussichtlich demnächst beschließen, sodass die Regelung spätestens ab Juni 2022 gilt. Mimi Bekhechi, Peta UK-Vizepräsidentin für internationale Programme, kommentiert die Entscheidung wie folgt:
„Grazie mille an den italienischen Senat, der erkannt hat, dass Pelze ausschließlich den Tieren gehören, die mit ihnen geboren wurden, und eine neue Ära einläutet – eine Ära, in der Nerze nicht mehr im Namen der Mode eingesperrt, gequält und vergast werden. Da selbst die größten Namen der italienischen Modewelt – Armani, Versace und Gucci – mittlerweile pelzfrei sind, ist klar, dass die Industrie wahrhaftig tot und begraben ist.“
Pelz-Industrie ist mittlerweile tot
Pelzfarmen erwiesen sich als eine ernstzunehmende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit. Das liegt vor allem an den grausamen Haltungsbedingungen der Tiere in der Pelzindustrie: Tausende, zum Teil kranke Wildtiere werden in winzigen, verdreckten Drahtkäfigen gehalten, die dicht aneinandergereiht stehen. Dadurch können sich Viren rasant verbreiten und gefährlich mutieren – wie zuletzt das Coronavirus SARS-CoV-2 auf dänischen Nerzfarmen. In der Folge können dringend benötigte Impfstoffe an Wirkungskraft verlieren und Menschenleben gefährdet werden.
Nach dem Ausbruch einer mutierten Form des Coronavirus tötete Dänemark unlängst alle 17 Millionen Nerze des Landes mittels qualvoller Vergasung und hat die Pelzzucht vorrübergehend verboten. Das Verbot gilt allerdings nur bis Ende 2021 – danach sollen wieder Millionen Tiere in winzige Gitterkäfige gepfercht werden können. Die niederländische Regierung handelte konsequenter und zog das bereits beschlossene Pelzfarmverbot um drei Jahre auf Ende 2020 vor, nachdem das Coronavirus im Juni 2020 auf niederländischen Nerzfarmen festgestellt worden war.
Auch in Italien wurde am 10. August 2020 der erste COVID-19 Fall auf einer Nerzfarm festgestellt. Trotz der immensen Gefahr ordnete die italienische Regierung jedoch keine Massentests auf den Pelzfarmen an, sondern versuchte stattdessen, die alarmierende Situation monatelang geheim zu halten. Erst durch öffentlichen Druck wurde der Fall bekannt. Anstatt Pelzfarmen jedoch komplett zu verbieten, unterzeichnete der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza am 23. November 2020 lediglich eine Verordnung, die es ermöglicht, einzelne Pelzfarmen bis Ende Februar 2021 temporär zu schließen. Außerdem sieht die Regelung vor, alle Tiere der entsprechenden Pelzfarm zu töten, falls sich einzelne Tiere mit COVID-19 infiziert haben. Damit hat die Pelzindustrie die offizielle Erlaubnis der italienischen Regierung, auf Kosten unschuldiger und empfindsamer Tiere und der öffentlichen Gesundheit weiterhin Profite zu erwirtschaften.
Auf den letzten 13 Pelzfarmen in Italien leiden nach wie vor jedes Jahr rund 200.000 Nerze. Wie Ermittlungen auf Nerzfarmen zeigen, sind die Tiere jeden Tag ihres kurzen, armseligen Lebens in Drahtkäfigen eingesperrt und können nie im Wasser schwimmen oder über Wiesen laufen. Viele von ihnen sind schwer verletzt; bei einigen führt die immense Qual der Gefangenschaft dazu, dass sie sich selbst Verletzungen zufügen oder kannibalistisches Verhalten an Artgenossen zeigen. All dieses Leid wird den Tieren aus einem einzigen Grund angetan – für die Produktion von Pelz. Es ist an der Zeit, auch die letzten Pelzfarmen endlich zu schießen.
Pelzfarmen – Brutstätten für Infektionskrankheiten
Wenn es um die Verbreitung von Krankheiten geht, unterscheiden sich Pelzfarmen nicht von den Lebendtiermärkten, auf denen das neuartige Coronavirus seinen Anfang genommen haben soll. Auch Pelzfarmen sind gekennzeichnet von Urin, Exkrementen, Eiter und Blut und begünstigen damit die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Viele Nerze leiden an Infektionen oder eitrigen, offenen Wunden, die durch das artwidrige Leben auf Drahtgitterböden verursacht werden. Da Nerze zudem extrem empfänglich für Coronaviren sind, kann sich das gefährliche Virus auf Pelzfarmen leicht ausbreiten und ein erhöhtes Ansteckungsrisiko für Pelzfarmer und ihre Angestellten darstellen.
Mehrheit der Italiener ist gegen Pelzfarmen
Auch die Bürgerinnen und Bürger Italiens wissen, dass Pelz nicht in den Kleiderschrank, sondern in die Geschichtsbücher gehört. Über 90 % der Bevölkerung des Landes sprechen sich gegen Pelzfarmen aus. [2] Weltbekannte italienische Marken wie Armani, Gucci, Elisabetta Franchi, Prada und Versace haben die Verarbeitung von Pelz bereits eingestellt. Die Zahl der Pelzfarmen in Italien ist in den letzten 30 Jahren von 125 auf 13 geschrumpft.
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