Das Walross namens Freya, das zu einer beliebten Attraktion im Osloer Fjord geworden war, ist tot.
Aus Sicherheitsgründen wurde das Tier eingeschläfert, wie die norwegischen Behörden am Sonntag mitteilten. Schaulustige hatten Warnungen ignoriert, Abstand zum Walross zu halten. Umweltschutzorganisationen kritisieren nun die Vorgehensweise der Behörden.
Das Walross Freya bewegt in Norwegen auch nach seinem Tod noch die Gemüter. Nach Angaben des norwegischen Senders TV 2 hat ein Norweger eine private Spendenaktion gestartet, um eine Statue für das Tier zu finanzieren. Bis Montagnachmittag waren dabei schon knapp 60.000 Kronen (rund 6.070 Euro) zusammengekommen.
Aus Sicherheitsgründen eingeschläfert
Die Fischereidirektion hatte das Tier am Sonntag aus Sicherheitsgründen einschläfern lassen. Daraufhin bekamen der Fischereidirektor und seine Frau nach eigenen Angaben Morddrohungen. Zudem gab es einen Mega-Shitstorm im Netz. "Der Mensch legt einfach alles um, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Furchtbar unnötig!", so der bekannte Pfleger Ricardo Lange. "Wieso wurden die Schaulustigen nicht einfach mit Bußgeldern verwarnt?", schrieb ein anderer. "Wir haben die Schönheit dieses Planeten und seiner Wesen nicht verdient, wenn wir sie so behandeln," meinte etwa Ann-Kathrin Büüsker, Journalistin beim "Deutschlandfunk".
Weitreichende Kritik
In sozialen Netzwerken übten Umwelt- und Tierschutzorganisationen Kritik am Vorgehen der Behörden. Die Sea Shepherd Conservation Society in Frankreich sprach auf Twitter etwa von einer „absoluten Schande für Norwegen“. Die Behörden würden nicht davor zurückschrecken, ein geschütztes Tier zu töten, „anstatt dafür zu sorgen, dass die Schaulustigen die Abstände einhalten“.
Der norwegische Biologe Rune Aae sagte der Nachrichtenagentur NTB, es sei „unendlich traurig, dass man sich entschieden hat, ein so schönes Tier einzuschläfern“, weil sich Menschen so verhalten hätten. Die Interessensgruppe Blue Planet Society, die sich für den Schutz der Weltmeere einsetzt, bezeichnete die Entscheidung als „absolut schändlich“.
Auch der bekannte Schauspieler George Takei war entsetzt: "Dass die norwegischen Behörden ein geliebtes Walross töten mussten, weil menschliche Schaulustige einfach nicht auf sie hören wollten, ist wie ein Gleichnis für unsere tragische, gefährliche Zeit."
Hintergrund
Das knapp 600 Kilogramm schwere Walross war in den vergangenen Wochen immer wieder vor Oslo aufgetaucht, hatte sich auf vor Anker liegende Boote gelegt und zur Sommerattraktion entwickelt. Allerdings waren Schaulustige trotz mehrfacher Warnungen der Behörden zu dem Tier ins Wasser gesprungen oder ihm mit Kindern am Ufer sehr nahe gekommen, um Fotos zu machen. Zuletzt schätzte die Fischereidirektion das Sicherheitsrisiko als zu groß ein.
Bedrohte Art
Walrosse stehen auf der Liste der bedrohten Arten und sind streng geschützt. Die globale Population ist zwar noch sehr groß, es gibt aber Hinweise, dass die Bestände namentlich der pazifischen Unterart zurückgehen. Die Ursache für diesen Rückgang wird im Klimawandel vermutet. Ansonsten sind aber nur sehr wenige Informationen über die Populationsgrößen und die Entwicklung der Bestände. Deshalb wird die pazifische Unterart gegenwärtig in der Kategorie "Ungenügende Datengrundlage" aufgeführt und die atlantische mit einem mutmaßlichen Bestand von etwa 25'000 Tieren als potenziell gefährdet eingestuft. In Anbetracht der projizierten, durch Klimaveränderung bedingten, weiteren Beeinträchtigung des Lebensraums wird die Art insgesamt seit 2016 als gefährdet beurteilt.
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