Tierschützer empört
Kritisierter Safari-Park-Plan in NÖ
16.05.2022Vor 18 Jahren fiel der Vorhang für den Safaripark in Gänserndorf. Heute schwer vorstellbar, aber es gab vor nicht allzu langer Zeit einen Wildtierpark mit Giraffen, Elefanten und Löwen in NÖ.
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Gegründet wurde dieser 1972, der Konkurs kam 2004. Die Tiere wurden weggebracht – die Löwen etwa nach Südafrika. Nun kommt ein neuer Versuch. Seitdem war es – mit Ausnahme eines gescheiterten Wiedereröffnungsversuches – ruhig geworden um die Idee eines neuen Safariparks. Bis jetzt. Denn eine österreichische Zirkusfamilie sorgte in den Sozialen Netzwerken für Aufsehen. „Es wird Zeit, dass Österreich wieder einen Safaripark bekommt“, heißt es in einem Schreiben. Die Zirkusfamilie habe selber „sehr viele Tiere“. Die Verfasser wenden sich an Gemeinden und Privatgrundbesitzer, welche zwei bis fünf Hektar Land für das Projekt verpachten würden.
Wie echt das Vorhaben ist und wie wahrscheinlich es zu einer Umsetzung kommt, lässt sich nicht wirklich sagen. Klar ist, die Nachricht sorgte für einen Wirbel auf Facebook. Zahlreiche negative Kommentare prasselten auf die Verfasser ein. Viele befürchten eine nicht artgerechte Haltung der Tiere. Die meisten Tiere, die in Zoos leben, gehören keiner bedrohten Tierart an. Nur 20 bis 25 Prozent aller weltweit bedrohten Säugetiere werden in Zoos gehalten – bei Reptilien sind es sogar nur 3 Prozent. Viele Tierarten wie Tiger, Bären, Menschenaffen, Löwen, Giraffen oder Eisbären können jedoch niemals ausgewildert werden, wenn sie in Gefangenschaft geboren und aufgewachsen sind. Ihre Instinkte verkümmern im Zoo, und sie erlernen die Verhaltensweisen nicht, die ihr Überleben in der Natur sichern würden.
Selbst bei von den Zoos koordinierten Zuchtprogrammen kommt es schnell zu Inzucht, da es nur vergleichsweise wenige Individuen in Gefangenschaft gibt. Dadurch werden immer wieder Tiere mit schweren genetischen Defekten geboren, die nicht überlebensfähig sind. Was die Besucher:innen in Zoos sehen, sind Tiere, die vielen ihrer natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnissen nicht nachkommen können. Vögel können nicht so fliegen wie in Freiheit, Geparden nicht mit Hochgeschwindigkeit ihrer Beute hinterherjagen und Affen sich nicht von Baum zu Baum schwingen, wie sie es in der Natur tun würden. Soziale Interaktionen mit ihren Artgenossen wie das Paarungsverhalten oder die Nahrungssuche werden im Zoo weitgehend unterdrückt. Die Zoobesucher:innen sehen verhaltensgestörte oder apathische Lebewesen, die ein völlig falsches Bild über die Tiere vermitteln.
Wildtiere haben sehr hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, und Zoos können den Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht werden. Laut einer Studie, die 2012 die Tierhaltung in 25 deutschen Zoos untersuchte, stand den Tieren in den meisten Gehegen nicht einmal ausreichend Verhaltens- und Beschäftigungsmaterial zur Verfügung
Letztendlich haben Zoos ein existenzielles Interesse daran, Geld zu verdienen und möglichst viele Besucher anzulocken. Aus diesem Grund züchten sie zum Beispiel Überschusstiere – mehr Tiere, als sie unterbringen können – um Menschen mit süßen Tierbabys zu locken. Von den Zoos unerwünschte und als „Überschuss“ deklarierte Tiere werden in der Regel getötet oder an dubiose Tierhändler:innen verkauft. PETA Deutschland konnte nachweisen, dass allein der Zoo und Tierpark Berlin zwischen 2007 und 2009 über 1.000 Tiere an den Tierhändler Werner Bode verkaufte, zu dessen Kunden unter anderem ein Tierversuchslabor und ein Exotenrestaurant zählten.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 15. Mai 2022, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 22. Mai 2022, 18:30 Uhr.