Tiefsee:
Letzter unberührter Ort der Erde wird bedroht
16.08.2022Die Tiefsee ist der letzte weitgehend unberührte Ort der Erde – nun wird auch sie bedroht!
This browser does not support the video element.
In den tiefsten Tiefen der Ozeane ist es dunkel, kalt und voller Leben: Tiere, die wie Blumen aus dem Boden wachsen, feengleiche Quallen und der furchteinflößende Riesenkalmar. Doch diese einzigartige Welt ist in Gefahr. Umweltgifte, Plastikmüll und Klimawandel sind längst in der Tiefsee angekommen. Jetzt bahnt sich eine weitere Bedrohung an: der Tiefseebergbau. Der Meeresboden birgt begehrte Rohstoffe, allen voran seltene Metalle, die zum Beispiel in Handys stecken. Wo die riesigen Maschinen den Meeresboden nach den Metallen durchpflügen, hinterlassen sie eine Spur der Verwüstung, deren Folgen nicht abschätzbar sind.
In den Tiefen der Meere gibt es viel mehr Leben als lange geglaubt. Nur ein Bruchteil wurde bis jetzt entdeckt, sagt die Forschung. Rund eine Million weitere Arten könnten sich noch in der Tiefsee tummeln. Doch bevor wir diese geheimnisvolle Welt erforscht haben, ist sie schon in Gefahr: Ein Wettrennen von Ländern und Konzernen steht bevor: es geht um den Abbau von seltenen Erden und Metallen.
Von der Tiefsee sprechen wir ab einer Tiefe von etwa 200 bis 800 Metern Tiefe. Durchschnittlich ist sie aber 4000 Meter tief. Der tiefste Punkt liegt im Pazifik, im Marianengraben bei etwa 11000 Metern Tiefe. Die Tiefseerinne ist rund 2000 Kilometer östlich der Philippinen.
Anders als lange gedacht, ist die Tiefsee kein leerer Lebensraum mit nur ganz wenigen skurrilen Tieren. Skurril sind sie schon, diese fantastischen Wesen, die großem Wasserdruck, Kälte und absolute Finsternis trotzen können. Der furchteinflößende Tiefsee-Anglerfisch mit seiner leuchtenden Laterne vor der Nase ist den Menschen meist bekannt. Leuchtbakterien in ihrer Angel helfen ihm dabei, seine Beute anzulocken. Es gibt aber fast 100 verschiedene Arten von Anglerfischen.
Ein großer Teil der Artenvielfalt der Tiefsee findet sich im Bereich der Seeberge. Schätzungen zufolge gibt es weltweit bis zu 100.000 solcher Berge, die sich tausende Meter vom Meeresboden abheben können, ohne jemals die Wasseroberfläche zu erreichen. Dort wachsen vielfach seltene Korallen und Schwämme und bieten einen Lebensraum für tausende weitere Tierarten.
Artenreich ist auch das Leben an den sogenannten schwarzen Rauchern. Das sind Hydrothermalquellen, die an Tiefseevulkanen entstehen. Die Schlote können bis zu 30 Metern aus dem Meeresboden ragen und speien heißes, schwarzes und giftiges Wasser aus dem Meeresboden. Es enthält aber auch Mineralstoffe aus dem Erdinnern und dient so als Futterquelle für Bakterien, die wiederum anderen als Nahrungsquelle dienen und so eine eigene Nahrungskette in Gang setzen. Und so findet sich rund um die schwarzen (oder auch weißen) Raucher die größte Artenvielfalt der Tiefsee, sagen Forscher:innen. Darunter Muscheln, Röhrenwürmer, verschiedene Krebstiere und sogar Fische.
Tiefseebergbau bedroht Artenvielfalt
Seeberge und schwarze Raucher sind leider ins Visier von Konzernen geraten. Seit Jahren schon fischt und zerstört die Fischfang-Industrie mit zerstörerischen, schweren Fanggeräten in Tiefen von 1500 Metern. Noch weiter runter wagen sich jetzt Rohstoff-Unternehmen. Sie wollen an die Massivsulfide, aus denen die Schlote der schwarzen Raucher bestehen. Auch auf die Kobaltkrusten, die sich ebenfalls furch vulkanische Aktivitäten an den Seebergen gebildet haben, haben sie es abgesehen. Beide sind reich an High-Tech-Metallen, die für die Umwelt- und Energietechnik gebraucht werden.
Mit Tonnen schweren, monsterartigen Maschinen soll der Abbau erfolgen – welche Konsequenzen dies für das artenreiche Ökosystem der Tiefseeberge und Raucher hat, weiß die Forschung noch nicht genau. Das gesamte Meeresgefüge könnte in Gefahr geraten.
Aber auch der Meeresgrund in 3000 bis 6000 Metern Tiefe ist ins Visier von Regierungen und Konzernen geraten. Dort liegen in einigen Meeresregionen sogenannte Manganknollen. Metallische Klumpen, die Millionen Jahre alt sind. Sie enthalten ebenfalls Metalle, die in der Hightech-Industrie, beispielsweise bei der Herstellung von Handys, Laptops oder E-Autos, genutzt werden. Der Abbau der Knollen würde den Meeresboden jedoch für unabsehbar lange Zeit zerstören. Zudem leben an den Manganknollen andere Meereslebewesen wie Mikroorganismen, Würmer, Krebse und Weichtiere und die kleine Tiefsee-Krake “Casper”. Sie brütet ihre Eier auf den Manganknollen aus.
Der geplante Knollenklau mit tonnenschweren Geräten würde nicht nur den Lebensraum dieser Tiere zerstören, sondern könnte auch schwere Auswirkungen auch auf andere Arten im Meer haben. In der Natur ist alles mit allem verbunden.
Deswegen setzt sich Greenpeace dafür ein, dass die Pläne für den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee gestoppt werden. Denn es gibt andere Lösungen. Zum Beispiel ein umfassendes Recycling-System, so dass die wertvollen Stoffe aus alten Geräten wieder aufbereitet werden! Viele Konzerne forschen außerdem schon nach alternativen Möglichkeiten für die Produktion.
Machen sie mit und setzen sie sich dafür ein, dass die Pläne zur Ausbeutung der Tiefsee gestoppt werden! Unterzeichnen auch sie die Petition auf greenpeace.at
Greenpeace fordert, dass sich die deutsche und österreichische Regierung für ein solches Moratorium international stark macht. Im Juni 2023 wird über die Zukunft der Tiefsee entschieden werden. Bis dahin will Greenpeace mit zahlreichen Unterschriften, sich für diesen einzigartigen und größten Lebensraum der Erde einsetzen.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 14. August 2022, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 21. August 2022, 18:30 Uhr.