150 Delfine starben

Massensterben im Amazonas Brasiliens

23.10.2023

Dürre und Hitze haben in einem See im brasilianischen Amazonas-Gebiet in einer Woche zum Tod von mehr als 150 Delfinen geführt. Damit sind schätzungsweise zehn Prozent der Delfine im Tefé-See verendet, berichteten Umweltschützer.  

Zur Vollversion des Artikels

This browser does not support the video element.

Zur Vollversion des Artikels

In dem See waren zuvor Wassertemperaturen von mehr als 39 Grad gemessen worden. Nach Angaben des Forschungsinstituts Mamirauá und der Umweltorganisation WWF entdeckten Experten in der letzten September-Woche 153 Delfin-Kadaver im Tefé-See.

Sterblichkeitsraten steigt weiter

Es handelte sich um 130 Amazonas-Delfine und 23 Tucuxi-Delfine. Beide Arten sind stark gefährdet und stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN).

Miriam Marmontel vom MAMARIA Institut sagt „Das entspricht 5 bis 10 % der Population jeder Art (Rosa-Delfin und Tucuxi-Delfin). Dies stellt eine sehr erhebliche Auswirkung dar, da sie nahezu 5 bis 6 % des Ersatzanteils der Bevölkerung ausmacht. Wenn diese Sterblichkeitsraten weiter steigen, werden wir in eine sehr kritische Situation geraten, wenn man bedenkt, dass beide Arten vom Aussterben bedroht sind.“

Der Tefé-See liegt im Herzen des Amazonas-Gebiets im Nordwesten Brasiliens an der Mündung des gleichnamigen Flusses in den Amazonas. Eine schwere Dürre und hohe Temperaturen hatten in der Region auch zu Niedrigwasser in Flüssen und einem Fischsterben geführt. Die Folgen seien "niederschmetternd", sagte die WWF-Naturschutzspezialistin Mariana Paschoalini Frias. Das Delfin-und Fischsterben wirke sich auf das "gesamte lokale Ökosystem aus".

Geowissenschaftlicher Forscher Ayan Fleischmann im Interview

„Wir haben eine Reihe von Analysen und Umweltüberwachungskampagnen im Tefe-See durchgeführt. Die Wassertemperatur war am Todestag (28. September, als 70 Kadaver auftauchten) zeitweise sehr hoch und überschritt 39 Grad Celsius, was einen extrem hohen Wert über dem Durchschnitt darstellt. Die durchschnittliche Temperatur liegt hier in unserer Region am Tefe-See zwischen 29 und 31 Grad Celsius, für diese Jahreszeit ist das ein extrem hoher Wert, der sicherlich mit den Todesfällen zusammenhängt.“

Delfine gehören in Ökosystemen zu den sogenannten Bioindikatoren, an denen sich Auswirkungen bestimmter Einflüsse auf ihre Umwelt ablesen lassen. "Was mit ihnen passiert, spiegelt sich auch in anderen Arten wider, einschließlich des Menschen", erklärte Paschoalini Frias.

„Die Untersuchungen haben nicht aufgehört, wir führen eine Reihe von Analysen der Wasserqualität der verstorbenen Tiere durch, um zu verstehen, was die wahren Ursachen für diese Todesfälle sind. Deshalb sind wir, das Mamiraua-Institut, zusammen mit mehreren Partnerinstitutionen, ICMbio und mehreren anderen, hier und versuchen, diese Katastrophe hier in der Region zu bewältigen.“ Sagt Ayan Fleischmann.

Dürre in den Bundestaat Amazonas

Brasiliens Regierung hatte wegen der Dürre Ende September Nothilfen in den Bundesstaat Amazonas geschickt. Die meisten der vier Millionen Einwohner sind Indigene. Fische sind für sie eine wichtige Nahrungsquelle und die Flüsse sind wichtige Verkehrswege: Die Menschen bewegen sich vor allem mit Booten auf dem Amazonas und seinen vielen Nebenflüssen fort.

Die Trockenzeit im Amazonasgebiet wurde nach Einschätzung von Experten in diesem Jahr durch das Wetterphänomen El Niño verschlimmert. Brasiliens Umweltministerin Marina Silva sagte, der globale Temperaturanstieg infolge des Klimawandels habe die Lage zusätzlich verschärft.

Die Amazonas-Flussdelfine, von denen viele eine auffällige rosa Farbe haben, sind einzigartige Süßwasserarten, die nur in den Flüssen Südamerikas vorkommen, und eine von wenigen Süßwasserdelfinarten, die es noch auf der Welt gibt. Langsame Fortpflanzungszyklen machen ihre Populationen besonders anfällig für Bedrohungen.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 22.10.2023, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 29.10.2023, 18:30 Uhr    

Zur Vollversion des Artikels