Käfighaltung

Mastrinder auf Vollspaltenboden

23.10.2023

Die Käfighaltung ist in Österreich verboten, ist man sich hierzulande sicher. Bei den Legehühnern gilt das Verbot seit 2009. Auch ein Kaninchenkäfigverbot gibt es, das 2012 in Kraft getreten ist.

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Und der sogenannte Kastenstand für Mutterschweine ist ebenfalls ein Käfig, der mit kurzen Ausnahmen ab 2033 Geschichte sein sollte. Übersehen wurden wieder einmal die Mastrinder, die überhaupt nur eine Existenz am Rande der Aufmerksamkeit der Gesellschaft führen, weit weniger beachtet als die Milchkühe, die als viel wertvoller gelten.

So leben 70 % der Mastrinder, vornehmlich Stiere, nicht nur auf einem Beton-Vollspaltenboden ohne Stroheinstreu, sondern sogar in einem Käfig. Anders kann man die Aufreitstangen nicht interpretieren, die die Buchten der Tiere nur 20 cm über deren Rücken nach oben abschließen. Eine Käfighaltung, die bisher noch nicht infrage gestellt wurde. Der Sinn der Aufreitstangen ist es, zu verhindern, dass sich die Rinder, egal ob Stiere oder Kalbinnen, nicht gegenseitig aufreiten und dadurch, wie es heißt, Unruhe in die Herde bringen.

Ein weiteres natürliches Verhalten, das einfach unterbunden wird. Bei Tierwohlhaltungen sind diese Stangen verboten. Auch Univ.-Prof. Dr. Christoph Winckler zeigte sich an der BOKU in Wien bei der Freilandtagung Ende September 2023 darüber verwundert, dass diese Käfighaltung noch nie thematisiert wurde.

Käfighaltung sollte verboten werden

VGT-Obmann DDr. Martin Balluch dazu: „Wir beim VGT weisen seit einigen Monaten zunehmend ungeduldig auf die Misere hin, in der sich die Mastrinder auf Vollspaltenboden befinden. Ein Teil davon ist ihre Haltung in – man muss es so ausdrücken – Käfigen. Eigentlich sind wir in der Gesellschaft überein gekommen, dass ein Käfig niemals tiergerecht sein kann. Warum wurden da wieder einmal die Mastrinder vergessen?!“

Rinder empfinden starke Emotionen und haben eine ausgeprägte Persönlichkeit

Rinder verfügen über ausgeprägte Persönlichkeiten und starke Emotionen. Die Tiere leben in Herden, in denen klare Hierarchien gelten. Unter natürlichen Bedingungen verbringen sie die meiste Zeit mit Grasen und legen dabei mehrere Kilometer am Tag zurück. Die natürliche Lebenserwartung von Rindern liegt bei 20 Jahren. In der kommerziellen Rindermast erreichen sie durchschnittlich mit 18 Monaten ihr Schlachtalter.

In der Europäischen Union leben fast 64 Millionen Kühe außerhalb der Milchindustrie. In den meisten Fällen sehen diese Tiere nie eine Weide, sondern stehen dicht gedrängt in den Ställen. Ein Bulle, der am Ende seiner Mastzeit etwa 700 Kilogramm wiegt, hat in der Regel nur zwei bis drei Quadratmeter Platz.

Keine tiergerechte Haltung führt zu sichtbaren Erkrankungen

Mastrinder werden überwiegend auf Vollspaltenböden ohne Einstreu und ohne separaten Liegebereich gehalten. Gelenk- und Klauenentzündungen, Liegeschwielen sowie Lahmheit sind die häufigsten sichtbaren Erkrankungen der nicht tiergerechten Haltung.

Beschäftigungs- und Bewegungsmangel sowie eine nicht arttypische Fütterung der Tiere führen zu Verhaltensstörungen. Das Lecken an Metallstangen und das sogenannte Zungenrollen, welches das natürliche Nahrungsaufnahmeverhalten der Wiederkäuer nachahmt, ist eine der Folgen.

Anbindehaltung von Rindern noch immer erlaubt

Auch viele Mastbullen sind ihr ganzes Leben lang an einer Kette gefesselt. Die Anbindehaltung von Rindern verhindert weitgehend ein arttypisches Verhalten, ist aber dennoch erlaubt. Während die Anbindehaltung bei allen anderen Tierarten seit langem verboten ist, ist sie bei Rindern noch erlaubt.

Wo dies aus zum Beispiel rechtlichen und technischen Gründen nicht möglich ist, bestehen Ausnahmeregelungen, die Betrieben nach wie vor eine durchgehende, ganzjährige Anbindehaltung erlauben. Einen Anlass, das Anbindeverbot nicht einzuhalten, geben u.a. „bauliche Gegebenheiten“ oder „Sicherheitsaspekte“.

In der konventionellen Rindermast sehen die Mastrinder in der Regel nie eine Weide. Doch es geht auch anders: Am tiergerechtesten ist die Haltung von Mastrindern in einer Herde in Mehrflächenbuchten, kombiniert mit täglichem Freigang und saisonbedingtem Weidegang an mindestens 90 Tagen im Jahr. Einige Biobauern halten ihre Mastrinder sogar nahezu ganzjährig im Freien.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 22.10.2023, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 29.10.2023, 18:30 Uhr

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