Österreich läßt in der Schweinemast Praktiken zu, die in Deutschland auslaufen.
Deutschland wird von der Schweineindustrie in Österreich immer als die große Konkurrenz bezeichnet. Würde man in Österreich den Vollspaltenboden verbieten, dann kämen die Schweine vom nördlichen Nachbarn. Doch wieder einmal, wie so oft in der Propaganda der Schweineindustrie, ist das Gegenteil der Fall.
In Deutschland hat man seit 2019 einen Aktionsplan gegen das Kupieren der Schwänze bei Mastschweinen, während in Österreich gesetzwidrig routinemäßig kupiert wird und das bei 95 Prozent (!) der Tiere! Im Nachbarmarkt wurde mit Anfang 2021 das betäubungslose Kastrieren der männlichen Ferkel verboten, in Österreich verabreicht man lediglich ein Aspirin-artiges harmloses Schmerzmittel, das den Akutschmerz überhaupt nicht dämpft.
Tierwohlställe statt Vollspaltenböden
In Deutschland entwickelt man Großgruppen-Tierwohlställe mit tiefer Stroheinstreu, doppeltem Platz und Auslauf, während sich in Österreich die Landwirtschaft und die Schweineindustrie jeder Diskussion über Innovation verschließen. Im Oberösterreich gibt es Zeichen, die Vollspaltenböden in der Mast abzuschaffen und wird Gesprächsbereitschaft signalisiert. "Nur die Betonköpfe der Bundes-ÖVP", zürnt der Verein gegen Tierfabriken (VGT), "verhalten sich wie ewiggestrige Autokrat:innen, für die die Berücksichtigung von Forderungen aus der Bevölkerung unter ihrer Würde ist". Deshalb protestierten die Vertreter:innen der Tierschutzorganisation vor wenigen Tagen vor dem Schweizer Tor in der Wiener Hofburg gegen den Vollspaltenboden. Dieses Anliegen der Tierschützer:innen wird vom SPÖ-Parlamentsklub, allen voran von Jan Krainer, unterstützt.
Verlockung: Österreichische Billig-Schweine
VGT-Obmann Martin Balluch dazu: „Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, bleibt zurück. Die Haltung von Mastschweinen in Österreich ist am absoluten EU-Minimum und selbst das große Deutschland zieht uns davon. Statt mitzuziehen und über ein Verbot des Vollspaltenbodens zu diskutieren, freut man sich offensichtlich im Landwirtschaftsministerium und in der Schweineindustrie, dass beim nördlichen Nachbarn Tierwohl-Schritte gesetzt werden, weil dadurch die Exportmöglichkeit österreichischer Billig-Schweine lockt. Österreich unterläuft damit die Bemühungen für Tierschutz in anderen Ländern, ganz konträr zum Willen der Bevölkerung und zur Staatszielbestimmung Tierschutz. Wir werden dieses Faktum bei der nächsten Landtagswahl im September in OÖ sehr breit thematisieren.“
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 23. Mai 2021, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 30. Mai 2021, 18:30 Uhr.