Erfreulich
Ministerin Gewessler fordert mehr Schutz für den Wolf
06.02.2023LK-Präsidenten kritisieren ihre Forderung – Zuspruch bekommt sie von sämtlichen Tierschutzorganisationen.
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Österreich ist eines der letzten Länder Europas, das von Wölfen wieder besiedelt wird. Bei uns ist die Wolfsdichte weit geringer als in anderen Ländern mit Almwirtschaft, und insbesondere als in Ländern, in denen Wölfe nie abwesend waren, wie in Italien, Rumänien, der Slowakei oder Slowenien. Aber in Österreich ist der illegale Abschuss großer Beutegreifer – ob von Luchs, Bär oder Wolf – leider viel häufiger als anderswo. Und diese Unsitte wird auch noch von den Landesregierungen durch illegale Abschussbescheide und neuerdings Verordnungen unterstützt. Der VGT lobt deshalb den Einsatz von Umweltministerin Leonore Gewessler für den Wolfsschutz auf EU-Ebene. Insbesondere, weil zahlreiche Expert:innen darauf hinweisen, dass der Abschuss einzelner Wölfe die Anzahl der Risse von Nutztieren eher erhöht als verringert. Stattdessen sollte die Rudelbildung gefördert werden, weil sich dadurch am wenigsten Schäden einstellen.
Rudelbildung von Vorteil
Diese Ansicht vertritt auch der als jagdaffin bekannte Prof. Klaus Hackländer, Professor für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft an der BOKU Wien, in seinem neuen Buch „Er ist da. Der Wolf kehrt zurück“. Wörtlich schreibt Hackländer: „[Es] vergreifen sich in Rudeln lebende Wölfe signifikant seltener an Nutztieren als einzeln jagende Wölfe. Zerbricht ein Rudel durch den Abschuss eines Elterntieres, kann aus einer weitgehend harmlosen Wolfsfamilie ganz plötzlich eine Anzahl problematischer Einzelwölfe werden.“
Präsident der LK erzürnt
Josef Moosbruhher, der Präsident der Landwirtschaftskammer kritisierte Gewesselers Einsatz für die Wölfe: "Die Umweltministerin vertritt auf EU-Ebene einmal mehr vollkommen abgehobene und realitätsferne Interessen. Scheinbar sind ihr ein paar längst nicht mehr gefährdete Raubtiere wichtiger als die Zukunft unserer jahrhundertealten, tierwohlfreundlichen Alm- und Weidewirtschaft. Wir müssen ihr klarmachen, dass diese massiv gefährdet ist. Auf dem Spiel stehen nicht nur die Lebensgrundlage unzähliger heimischer Bauernfamilien, sondern auch die Sicherheit von Nutz- und Haustieren, ein von immer mehr Menschen gerne frequentierter Erholungsraum, die Produktion hervorragender Lebensmittel und vieles mehr".
Der Wolf als zurückhaltender Beobachter
Doch Tierschutzorganisationen sehen dies ganz anders. Denn, in der Wahrnehmung herrscht leider immer noch allzu oft das Bild des „Bösen Wolfes“ aus dem Märchen vor – doch es ist genau das: ein Märchen. Der Wolf meidet den Menschen im Normalfall, auch wenn es in Gebieten wo Wölfe dauerhaft leben immer wieder zu kurzen Beobachtungen von Wölfen kommt. Denn es kann sein, dass Menschen das Interesse von Wölfen erregen und Wölfe Menschen aufmerksam beobachten bevor sie sich zurückziehen.
Illegale Verfolgung, Verluste im Straßenverkehr sowie fehlende Akzeptanz und mangelhaftes Management sind die größten Bedrohungen für den Wolf in Österreich.
Zukünftig mehr Herdenschutzmaßnahmen notwendig
Wölfe fressen vor allem Wildtiere, aber auch ungeschützte Nutztiere, besonders Schafe und Ziegen stellen eine Gelegenheitsbeute dar. Deswegen wird es nötig sein, manche Gewohnheit zu ändern und etwa Herdenschutzmaßnahmen (Elektrozäune, Lamas oder Herdenschutzhunde) umzusetzen. Nur so kann man eine möglichst friedliche Koexistenz mit dem Wolf erreichen und Schafe effektiv schützen.
VGT-Obmann DDr. Martin Balluch äußerte sich zu Gewesslers Einsatz: „Erfreulich, dass Umweltministerin Gewessler das Rückgrat und den Mut hat, sich dem Einfluss der hysterischen Meute zu entziehen, die ständig nach Ausrottung der Wölfe schreit. Von den Landesregierungen in Tirol, Salzburg und Kärnten kann man das leider nicht sagen. Stattdessen sollten sich diese Wolfshasser:innen lieber um ihre Schafe kümmern, die sie einfach monatelang im Hochgebirge sich selbst überlassen und das dann hochtrabend ‚Almhaltung‘ nennen. Auch Prof. Hackländer sagt in seinem Buch, dass diese Form der Schafalpung international einzigartig ist und in Österreich erst seit einigen Jahrzehnten praktiziert wird. Man wird wieder zur Behirtung mit Nachtpferch zurückkehren müssen. Nicht nur wegen des Wolfs, sondern vor allem aus Tierschutzgründen, nämlich weil gut 8.000 Schafe pro Jahr in Österreichs Bergen an Vernachlässigung sterben.
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