Prinz erschießt geschützten Bären
17.05.2021
Arthur, Europas größter wilder Bär, wurde von Prinz Emanuel von und zu Liechtenstein in einem siebenbürgischen Schutzgebiet erschossen.
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Emanuel Liechtenstein, in der Steiermark residierender Adelssproß, erschoß im Zuge einer Trophäen-Jagd in Rumänien den Bären Arthur.
Tierschützer wie der Verein gegen Tierfabriken (VGT) und die rumänische Naturschutzorganisation Agent Green verurteilen die Tötung des Bären Arthur durch den Trophäenjäger Liechtenstein, der in den rumänischen Karpaten auf Bärenjagd ging.
Abschuss durch den Prinzen - Versehen oder geplant?
Dr. Emanuel Liechtenstein, Prinz von Liechtenstein und Burgherr der Riegersburg in der Steiermark, nutzte für die Jagd eine Ausnahmegenehmigung des rumänischen Umweltministeriums, die für eine kleine Bärin ausgestellt wurde. Die Bärin soll im vergangenen Sommer angeblich bei einer Farm im Dorf Ojdula in Siebenbürgen, Rumänien, Schaden angerichtet haben. Tatsächlich erschoss Dr. Liechtenstein aber einen tief in den Wäldern lebenden Bären, der nie in die Nähe einer menschlichen Siedlung gekommen war. Der Bär wurde viele Jahre lang von einem örtlichen Ranger von Agent Green beobachtet, hieß Arthur und war beliebt im ganzen Land. Die Tötung fand im Natura 2000-Schutzgebiet Oituz-Ojdula statt.
Ann-Kathrin Freude, Campaignerin des VGT: "Es ist eine Schande für Österreich, dass Prinz Emanuel diesen schönen, in Rumänien geliebten Bären, getötet hat. Es kann nicht sein, dass einflussreiche Österreicher:innen in anderen Ländern für viel Geld Jagd auf geschützte Tiere machen können! Die Jagd auf Trophäen ist generell verwerflich und wird auch von der Bevölkerung abgelehnt. Wir fordern ein generelles Verbot der Trophäenjagd und das Verbot der Einfuhr von Trophäen, wie beim Elfenbeinhandel und appellieren an den Prinzen, dieses blutige Hobby abzulegen."
Gabriel Paun, Präsident der Naturschutzorganisation Agent Green: "Arthur war 17 Jahre alt und der größte Bär, der jemals in Rumänien gesehen wurde, höchstwahrscheinlich der größte in ganz Europa. Das Jagdprotokoll stellt der Leiche von Arthur 592,8 von 600 Punkten aus, die bei der Trophäenjagd erreicht werden können. Eine so hohe Punktzahl wurde noch nie verzeichnet. Ich frage mich, wie der Prinz eine kleine Bärin, die in der Nähe eines Dorf gesehen wurde, mit dem größten männlichen Bären, der tief in der Wildnis lebt, verwechselt haben soll. Das ist Wilderei, weil sie den falschen Bären erschossen haben!"
Kungelei um Abschuss
Die Beschwerden über eine angeblich wildernde Bärin, die statt Arthur hätte getötet werden sollen, wurden im Sommer letzten Jahres laut. Laut Bürgermeister der Gemeinde Ojdula, handelten alle von einer weiblichen Bärin mit Jungen. Eine Entschädigung für mögliche entstandene Schäden durch eine vermeintliche Bärenattacke gab es allerdings für keinen der Landwirt:innen. Auch nicht für den Bauern, der schließlich um die Tötung einer Bärin ansuchte - allerdings erst Ende Januar diesen Jahres. Die für die Jagdreise des Prinzen nötigen Papiere entstanden kurz darauf, Mitte Februar, um die Jagd im März zu ermöglichen.
Ann-Kathrin Freude, Campaignerin des VGT: "Die Vermutung liegt durchaus nahe, dass es gar nie um die Tötung einer Bärin ging, sondern von Anfang an um eine große Trophäe für den Prinzen. Ob der Prinz nun selbst diese Vorgänge in Auftrag gegeben hat, oder er keine Kenntnis davon hatte, wissen wir natürlich nicht. Aber wäre das seinerseits ein Versehen gewesen, müsste er ja spätestens beim Abschuss bemerkt haben, dass er statt einer kleinen Bärin den wahrscheinlich größten Bären Europas getötet hat und sichdementsprechend betrübt zeigen."
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