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Unsere Tiere

Schlimmste Dürre seit 500 Jahren

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Die Hälfte des Gebiets der Europäischen Union ist einem Expertenbericht zufolge von Dürre bedroht. Auf 47 Prozent des EU-Gebiets bestehe im August ein Risiko für Dürre, teilte die Europäische Dürrebeobachtungsstelle am Montag mit.

Wegen fehlender Niederschläge herrsche auf 17 Prozent des Gebiets bereits Alarmzustand, der sich auf Vegetation und Ernteerträge auswirke. Bereits im Juli hatte auf 46 Prozent des EU-Gebiets ein Dürre-Risiko bestanden. "Die schwere Dürre, von der viele Regionen Europas seit Anfang des Jahres betroffen sind, hat sich seit Anfang August weiter ausgedehnt und verschlimmert", erklärten die Experten im Auftrag der EU-Kommission.

Starke Gewitter

Die jüngsten Niederschläge Mitte August "könnten die Dürrebedingungen in manchen Regionen Europas abgemildert haben", hieß es im Bericht weiter. "Jedoch verursachten die damit verbundenen Gewitter in einigen Gebieten Schäden und Verluste und schränkten möglicherweise die positiven Auswirkungen der Niederschläge ein." Unter den am stärksten von Regenmangel betroffenen Regionen sind den Wissenschaftern zufolge Teile Portugals, ganz Spanien, Südfrankreich, Mittelitalien, Süddeutschland sowie ein großes Gebiet, das die Slowakei, Ungarn und Rumänien umfasst.

Waldbrände und Treibhausgase

Die anhaltenden Waldbrände – begünstigt durch die Dürre in vielen Regionen – in Frankreich geben nach Satellitendaten Rekordmengen an Kohlenstoff in die Atmosphäre ab. Die Feuersbrünste in der Region Gironde im Südwesten des Landes hätten von Juni bis August fast eine Million Tonnen CO2 freigesetzt, teilte die europäische Satelliten-Umweltbeobachtungsstelle CAMS am Freitag mit. Das entspreche in etwa dem jährlichen Ausstoß von 790'000 Autos.

«Diese Trockenheit ist die schlimmste, die in unserem Land jemals verzeichnet wurde», so scharf formuliert Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne, wenn es um diesen Sommer geht. Wie schlimm es steht, sieht man auch der Loire an. Eigentlich ist die Loire der größte Strom, der in den Atlantik mündet. Doch von diesem Glanz ist aktuell nichts mehr übrig. Mancherorts lasse sich der Fluss inzwischen sogar zu Fuß durchqueren.

Norwegische Stromexporte aus Wasserkraft gefährdet

Und nach einem Bericht des britischen «Guardian» ist sogar der Stromexporter Norwegen beunruhigt. Das Land, das für etwa 90 Prozent seiner Stromerzeugung auf Wasserkraft angewiesen ist, meldete, dass die ungewöhnlich niedrigen Pegel seiner Stauseen es letztendlich dazu zwingen könnten, die Stromexporte zu begrenzen. Erst im Mai hatte Deutschland ein neues Stromkabel nach Norwegen in Betrieb genommen. Damit sollten mehr als drei Millionen Haushalte mit Öko-Strom versorgt werden.

Westliche Mittelmeerregionen bis in den November von Dürre betroffen

Nach der langen, außergewöhnlichen Trockenheit erwartet die Beobachtungsstelle nun von August bis Oktober in weiten Teilen "nahezu normale Bedingungen". Das werde womöglich nicht zur kompletten Erholung von den vergangenen Monaten ausreichen, aber die kritischen Bedingungen vielerorts lindern. Nach Angaben der Wissenschafter könnten die westlichen Mittelmeerregionen jedoch bis in den November "überdurchschnittlich warme und trockene Bedingungen" erleben. Für Teile Spaniens und Portugals wird demnach weiter mit einem Dürrerisiko gerechnet.

Das außergewöhnlich heiße und trockene Wetter habe voraussichtlich auch Ernteeinbußen zur Folge. Die "Ertragsaussichten für Sommerkulturen" wie Mais seien "erheblich" reduziert, erklären die Experten. Die Europäische Dürrebeobachtungsstelle gehört zur Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission.

Auch China kämpft wegen Dürre und Hitze mit Stromknappheit

Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius lassen den Stromverbrauch steigen. Gleichzeitig geht wegen der Dürre die Energiegewinnung aus Wasserkraft zurück. Eine seit Wochen anhaltende Dürre- und Hitzewelle hat in Teilen Chinas Stromknappheit ausgelöst. Wie chinesische Staatsmedien am Montag berichteten, durften die meisten Einkaufszentren in der südwestchinesischen Metropole Chongqing nur noch zwischen 16 und 21 Uhr öffnen, um so den Stromverbrauch von Klimaanlagen zu reduzieren. Bereits vergangene Woche hatten die Behörden in der benachbarten Provinz Sichuan Unternehmen aufgefordert, ihren Strom zu rationieren.

Wegen der anhaltenden Trockenheit führen viele Flüsse in China deutlich weniger Wasser. Betroffen ist mit dem Jangtse auch der drittlängste Fluss der Welt, der mehrere Wasserkraftwerke versorgt. In den Stauseen der Region ist der Pegel zum Teil auf historische Tiefstände gesunken. Sichuan ist besonders hart getroffen, weil es 80 Prozent seines Stroms von Wasserkraftwerken erhält.

Menschengemachter Klimawandel

Dürreperioden und Hitzewellen werden aufgrund des menschengemachten Klimawandels in Zukunft immer häufiger und intensiver auftreten. Die weiter voranschreitende Erderwärmung aufgrund weltweit steigender CO2-Emissionen werde diese Wetterverhältnisse laut Wissenschaftern künftig noch verschärfen.

Die anhaltende Trockenheit mit hohen Temperaturen macht auch vielen Tieren zu schaffen. «Amphibien wie der Feuersalamander brauchen klare Quellbäche, damit ihre Larven darin heranwachsen können. Fische leiden unter hohen Wassertemperaturen und dem damit einhergehenden Sauerstoffmangel.» So Felix Ekardt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Sachsen, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Aber auch viele Kleinstlebewesen oder Insekten seien an wasserführende Bäche, Teiche oder Flüsse gebunden. Wenn Gewässer austrockneten, habe das Auswirkungen auf einzelne Arten, aber auch auf das Gesamtgefüge des Ökosystems.

Vernetzung von Ökosystemen

«Geht der Biotopverbund, also die Vernetzung von Lebensräumen, dadurch verloren, werden Populationen voneinander isoliert.» So der der Wissenschaftler Ekardt. Ein Austausch sei dann nicht mehr möglich. Zahlreiche andere Wildtiere oder Insekten nähmen dagegen ihren Wasserbedarf über die Nahrung auf. «Sind Nahrung und kühle Versteckmöglichkeiten ausreichend vorhanden kommen sie gut durch den Sommer. Wichtig ist aber auch hier die Vernetzung der Lebensräume, um Ausweichmöglichkeiten zu haben.»

Laut Ekardt lässt sich der Verlust an Tieren in Dürrezeiten nur schwer beziffern. Das hänge von vielen Faktoren wie der Qualität der Lebensräume, der Nahrungsverfügbarkeit ab. «Aussagen, ob die Trockenheit zu Verlusten im Bestand führt, müssen über mehrere Jahre wissenschaftlich untersucht werden. Generell sind Trockenheit und Hitze für viele Tiere zusätzliche Stressfaktoren, die nun zu anderen Belastungen hinzukommen.» Das sei etwa der Verlust von Lebensraum durch Versiegelung oder dessen Zerschneidung durch Straßen.

Ekardt erinnerte daran, dass es mit Ausnahme von 2021 zuletzt nur sehr trockene Jahre gab. Schnelle Anpassungsmöglichkeiten vieler Tierarten seien begrenzt und hingen stark von ihren Lebensräumen ab. «Es ist wichtig, dass wir Menschen Lebensräume generell erhalten, für mehr Wasserrückhalt in der Landschaft sorgen und diese wiedervernetzen. Essenziell ist hierbei auch, die Klimakrise einzudämmen, sonst erwarten uns immer mehr Hitzewellen.»

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 28. August 2022, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 04. September 2022, 18:30 Uhr.

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