Schweinehaltung-Neuregelung in der Kritik
10.01.2022
Ab 2023 soll bei Neubauten für Schweine alles anders werden.
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"1,5 A4 Seiten mehr Platz pro 110 kg Schwein und in einem Drittel der Vollspaltenbucht nur mehr die Hälfte der Spaltendichte!", resümiert der Verein gegen Tierfabriken (VGT), die geplanten Änderungen in der Schweinehaltung.
"Der Paradigmenwechsel im Tierschutz ist da!", wiederholt die Organisation lakonisch den Jubel politischer Entscheidungsträger. Im Dezember 2021 wird eine "fundamentale Systemänderung im Umgang mit den Schweinen von der ÖVP verkündet". Ab 2023 soll bei Stall-Neubauten alles anders werden. Die 110 Kilogramm schweren Schweine sollen ganze 1,5 A4 Seiten mehr Platz zur Verfügung haben! Und in den Vollspaltenbuchten muss in einem Drittel des Bodens die Spaltendichte auf die Hälfte reduziert, also sozusagen jede zweite Spalte geschlossen werden.
"Fundamentale Systemänderung"
"Die Revolution im Tierschutz rollt!", kritisiert der VGT diese Änderungen sarkastisch. "Mit dieser 5-Sterne Schweinehotel Regelung ist Österreich zwar dem größten Schweineproduzenten der EU ganze 23 Jahre hinten nach, aber dennoch kann man laut ÖVP von der internationalen Vorreiterrolle im Tierschutz sprechen. Dabei gilt diese neue alte Schweinehaltung in Dänemark bereits seit 2015 für alle Betriebe, während sie in Österreich ab 2023 erst nur für Neu- und Umbauten gilt", kritisiert der VGT.
Diese "totale Verarschung der tierschutzaffinen Bevölkerung" thematisierte der VGT am 23. Dezember 2021 in einer Aktion auf der Wiener Mariahilferstraße. Tierschützer:innen in Masken, die die Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, ÖVP-Bauernbund Obmann Georg Strasser und ÖVP-“Tierschutz“sprecher Franz Leonhard Eßl zeigen sollen, präsentierten die revolutionäre neue alte Vollspaltenbodenbucht. Diese wurde zur Veranschaulichung vor Ort zusammen mit der alten Vollspaltenbodenbucht gezeigt. "Die Passant:innen waren über diesen Betrug entsetzt. Von Stroh ist selbstverständlich in beiden Buchten nicht die Rede, da dann ja die Spalten verklebt würden, die in beiden Buchten die gesamte Bodenfläche bedecken. Deshalb wurde auf einem Transparent Stroh für Schweine gefordert", erklärt die Organisation dazu.
Martin Balluch, VGT-Obmann, dazu: „96 % der Menschen wollen Stroh für Schweine. Und was bekommen sie von der ÖVP? Eine ein bisschen neu arrangierte Vollspaltenbodenbucht ohne die geringste Stroheinstreu. Und ganze 1,5 A4 Seiten Platz pro erwachsenem Schwein mehr! Diese Änderung, die keine ist, soll die totale Blockadehaltung der ÖVP vertuschen. Jetzt wird verkündet, dass das Ende des Vollspaltenbodens eingeläutet würde. Dabei passiert das Gegenteil: mit dieser Regelung soll der Vollspaltenboden in Wahrheit für die nächsten Jahrzehnte unverrückbar festgeschrieben werden. Man kann ja nicht verlangen, dass neue Betriebe diese neue alte Vollspaltenbodenbucht einbauen, um danach innerhalb von einigen Jahren den Vollspaltenboden tatsächlich zu verbieten. Dieses Verbot muss also noch vor 2023 kommen.“
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