Europa ziert sich, den Handel mit Haiflossen zu untersagen und zögert beim Schutz von Haien.
Nachdem das Vereinigte Königreich bereits im Mai 2021 ein Handelsverbot mit Haiflossen eingeführt hat, verabschiedete auch der US-Senat bereits Anfang Juni 2021 das Verbot, Haiflossen zu handeln. In Anbetracht dieser Entscheidungen ist jedoch eines besonders auffallend: in der EU ist der blutige Handel mit Haiflossen, trotz aller Bemühungen, nach wie vor erlaubt.
Petra Schwerdtfeger, Vorsitzende von Sharkproject Germany: "Mit ihrem generellen Handelsverbot von Haiflossen senden die USA und Großbritannien ein wichtiges Signal an die EU, endlich gesamt-europäisch und international aktiv zu werden. Weltweit werden mind. 73 Mio. Haie allein wegen ihrer Flossen brutal getötet. Nur gemeinsam können wir das Aussterben der Haie verhindern.“
"Haien werden bei vollem Bewusstsein die Flossen abgetrennt, danach werden sie zurück ins Meer geworfen, wo sie dann jämmerlich ertrinken! Eine kaum vorstellbare Grausamkeit gegenüber unschuldigen Lebewesen! Dabei haben Haie einen so großen Einfluss auf unser gesamtes Ökosystem. Auch wenn wir hier in Österreich keine Meere und somit keine Haie haben, sollten wir alles daran setzen, dass die Europäische Bürgerinitiative Erfolg hat und der Haifischflossenhandel in Europa gestoppt wird!" mahnt die Tierrechtsaktivistin Sandy P. Peng, die am 16. Oktober im Rahmen einer Aktion dazu am Wiener Stephansplatz zu Gast war.
Europäische Artenschützer sind erzürnt über Tatenlosigkeit der EU
Die Passivität der EU löst Ärger bei den Hai- und Artenschützern in Europa aus. Im Rahmen der europäischen Bürgerinitiative „Stop Finning – Stop the Trade“ setzt sich Sharkproject, mit über 90 anderen Arten- und Umweltschutzorganisationen, für ein EU-weites Verbot für den Import, Export und Transit von losen Haiflossen ein. Für einen Erfolg benötigt die Bürgerinitiative die Unterschriften von einer Million EU-Bürgern. Bisher haben rund 233.600 EU-Bürger für ein Handelsverbot mit Haiflossen gestimmt. Neben den einen Millionen Stimmen ist seitens EU, bei diesem gewaltigen Mittel der Direktdemokratie, noch vorgeschrieben, dass sieben EU-Länder ein definiertes Minimum an Stimmen erreichen. Während Österreich mit knapp 41 % der Stimmen nicht einmal die Hälfte erreicht hat, scheint in Deutschland, mit fast 82 %, dieser Meilenstein bereits in Reichweite. Von den 27 EU-Mitgliedsstaaten haben bislang nur Frankreich und Portugal das benötigte Minimum an Stimmen erreicht. (Stand Ende Juni 2021)
Stop Finning - Stop the Trade
Bis zu 273 Millionen Haie werden jedes Jahr getötet, davon ein großer Teil nur für ihre Flossen. Diese gelten vor allem in Asien als prestigeträchtige Zutat für Haifischflossensuppe. Ein hochprofitables Geschäft, lassen sich doch durch wenige Gramm Flosse bis zu 90 € verdienen. Das ist ebenfalls ein europäisches Problem, denn die EU ist weltweit die Nummer Eins beim Abfischen von Haien. Allein 2019 wurden hier ca. 112.000 Tonnen Haie gefangen, gefolgt von Indonesien mit 111.000 Tonnen und Indien mit 67.000 Tonnen. In der EU ist der Handel mit den Haifischflossen aber immer noch erlaubt. Untersagt ist nur das sogenannte „Finning“, eine Methode, bei der den Haien die Flossen direkt auf hoher See, oft bei vollem Bewusstsein, abgeschnitten werden und der restliche Körper zurück ins Meer geworfen wird. Die Tiere sind dann nicht mehr schwimmfähig und verbluten und ersticken am Meeresboden. Allerdings werden nur etwa 5 Prozent der Schiffe überhaupt kontrolliert.
Die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Stop Finning – Stop the Trade“ hat das Ziel, dass die Verordnung, die das Finning verbietet, auch auf den Export, Import und Transit von Haien und Rochen ausgeweitet wird. Die Flossen dürfen dann nur transportiert werden, wenn sie sich noch am Körper des (toten) Hais befinden. Dadurch würde der Haifischflossenhandel in Europa unterbunden werden, da er nicht mehr wirtschaftlich wäre. Tausende Haie würden dadurch verschont und der massive Raubbau am Ökosystem Meer eingedämmt werden.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 17. Oktober 2021, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 24. Oktober 2021, 18:30 Uhr.