Supermarkt-Billig-Fleisch gefährdet Mensch und Tier
25.05.2021Start der Grillsaison: Fleisch zu extremen Schleuderpreisen, Rabattwahnsinn und oft fehlender Kennzeichnung
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Fleisch ist nicht viel wert – zumindest in österreichischen Supermärkten. Vier Pfoten hat sich in einer umfassenden Recherche die Preispolitik und die Kennzeichnung von Fleisch bei Billa, Billa Plus, Penny, Spar, Lidl und Hofer angesehen. Sie alle bewerben zum Start der Grillsaison verstärkt Billigfleisch und unterbieten einander mit „Extremaktionen“ und „Superrabatten“.
Lebensmittel verramschen
Bei Billa und Billa Plus gibt es derzeit Preisnachlässe auf Fleisch von bis zu 56 Prozent: Eine Packung Beef Burger war beispielsweise bis vor kurzem um ein Drittel verbilligt und kostete 1,99 Euro. Hühnerfleisch mit AMA Gütesiegel wird nach wie vor mit Kampfpreisen von 2,99 Euro pro Kilo (Hofer, Lidl und Penny) oder gleich mit 3,50 Euro für ein halbes fertiges Grillhuhn mit Erdäpfelsalat (Billa) beworben. Bei Spar kosteten Schweinskoteletts eine Zeitlang 5,24 Euro pro Kilo. Dazu kommt, dass vor allem verarbeitete Produkte wie Würste oft nicht nach Herkunft gekennzeichnet werden. Wenngleich einige Supermärkte schon viel Frischfleisch aus Österreich anbieten, bleibt bei verarbeiteten Produkten die Herkunft oft ungewiss.
„Lebensmittel sind keine Ramschwaren! Dieser Rabattwahnsinn ist gleich mehrfach unanständig: Er bedeutet meist Tierquälerei, weil er letztendlich niedrige Standards in der Tierhaltung auf Dauer zementiert. Die Billigpreise sind außerdem eine Verhöhnung der Landwirtinnen und Landwirte: Der Wettbewerb wird nicht nur völlig verzerrt, sondern auch die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern herabgewürdigt. Wer tier- und umweltfreundlich produziert, hat das Nachsehen. Die Schleuderpreise täuschen aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten, denn ihnen wird suggeriert, dass Fleisch nichts wert ist. Die Botschaft ist verheerend und lässt außer Acht, dass hinter Schweinskotelett und Co. immer ein fühlendes Lebewesen steht, das für unseren Konsum getötet wurde. Wir fordern daher ein generelles Verbot von Billigfleisch-Rabatten“, sagt Veronika Weissenböck von Vier Pfoten dazu.
Keine Kennzeichnung bei verarbeiteten Produkten
Ein weiteres Problem, das die Recherche der Tierschutz-Organisation, wieder einmal bestätigt, ist die mangelnde Transparenz: Während Frischfleisch in Österreich nach Herkunft gekennzeichnet werden muss, gibt es bei verarbeiteten Produkten wie Grillwürsten oder mariniertem Fleisch keine verpflichtende Herkunftsangabe. Vier Pfoten hat daher auch bei allen Supermärkten Würste und andere Artikel ohne Herkunftsangaben gefunden. Eine Ausnahme ist Hofer, der seit neuestem verarbeitete und marinierte Produkte aus Österreich bezieht und auch fast lückenlos kennzeichnet.
Bei Hofer, Lidl, Spar und Penny fanden die Tierschützer*innen auch Geflügel aus Deutschland, Italien, Slowenien, Ungarn oder Polen. „Österreich bietet Mastgeflügel deutlich mehr Platz als andere EU-Länder. Bei der Pute gibt es überhaupt keine von der EU vorgegebenen Mindeststandards. Deshalb ist der Bezug aus dem Ausland, wo die Haltungsstandards horrend sind, natürlich um einiges günstiger“, erklärt Weissenböck.
Rabattaktionen bringen LandwirtInnen unter Druck
Die absurden Rabattaktionen werden den tatsächlichen Preisen für die Fleischproduktion jedenfalls nicht gerecht, weder bei ausländischen noch bei heimischen Produkten. Veronika Weissenböck: „Ein Kilo Schweinskarree wird derzeit bei Billa um 4,79 Euro und damit um 56 Prozent verbilligt angeboten! Zum Vergleich: Ein Liter Red Bull kostet 5,96 Euro. Zigaretten kosten mehr als 5 Euro. Auch wenn das Fleisch aus Österreich stammt: Kein österreichischer Landwirt kann bei solchen Preisen kostendeckend produzieren. Damit wird die gesamte Branche aber unter Druck gebracht, billiger anzubieten. Und das führt natürlich in einen Teufelskreis. Damit werden sich die Bedingungen in der Intensivtierhaltung sicher nicht verbessern, im Gegenteil: Ein bereits krankes System wird so immer weiter geführt.“
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