Gesetzgebung
Tierhaltungskennzeichnung wird in Deutschland verpflichtend
26.06.2023Der Deutsche Bundestag hat das von Bundesminister Özdemir vorgelegte Gesetz für eine staatliche, verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung beschlossen.
This browser does not support the video element.
Diese soll für Transparenz und Klarheit in Bezug auf die Haltungsform von Tieren sorgen und Verbraucherinnen und Verbrauchern eine bewusste Kaufentscheidung ermöglichen. Ebenso beschlossen wurden Änderungen im Baugesetzbuch zur Erleichterung von Stallumbauten.
Die Haltungskennzeichnung umfasst fünf Haltungsformen: "Stall", "Stall+Platz", "Frischluftstall", "Auslauf/Weide" und "Bio". Das Gesetz regelt zunächst die Mast bei Schweinen und soll zügig auf andere Tierarten, weitere Bereiche in der Verwertungskette etwa in der Gastronomie und den Lebenszyklus der Tiere ausgeweitet werden.
Erleichterung von Stallumbauten
Zudem wird es durch den Beschluss des Gesetzes zum Stallumbau für tierhaltende Betriebe künftig einfacher, ihre Ställe an die tiergerechteren Haltungsformen anzupassen. Das Gesetz sieht eine baurechtliche Privilegierung für Unternehmen vor, die ihre Stallanlagen umbauen wollen, um ihre vorhandene Tierhaltung auf die Haltungsformen "Frischluftstall", "Auslauf/Weide" oder "Bio" umzustellen. Tierhalter müssen ihre Bestände dazu nicht verringern. Möglich wird zudem, dass ein Ersatzneubau an anderer Stelle erfolgen kann als das Altgebäude. Damit bleibt die Tierhaltung auch während der Baumaßnahmen für einen Ersatzstall möglich. Beide Gesetze werden nun voraussichtlich am 7. Juli im Bundesrat behandelt, sind dort jedoch nicht zustimmungspflichtig.
Guter Tag für Landwirt:innen und Verbraucher:innen
Bundesminister Cem Özdemir erklärt dazu: "Heute ist ein guter Tag für die tierhaltenden Betriebe in unserem Land und für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Mit der verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung und den Erleichterungen für den Stallumbau gehen wir heute gleich zwei ganz zentrale Bausteine an, die für eine zukunftsfeste Tierhaltung notwendig sind. Damit ist der Umbau der Tierhaltung nach Jahren der Krise und vielen Anläufen bei Kennzeichnungen endlich eingeleitet. Das ist ein großer und gemeinsamer Erfolg der Koalition für unsere Landwirtschaft. Weniger Tiere besser halten und eine gute wirtschaftliche Perspektive für unsere Landwirte, darum geht es uns.
Auch in Zukunft soll gutes Fleisch aus Deutschland kommen. Mit der verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung können Verbraucherinnen und Verbraucher in Zukunft im Regal oder an der Fleischtheke sehen, wie das Tier gehalten wurde. Wir fangen jetzt mit Schweinefleisch an, werden Schritt für Schritt weitere Tierarten hinzunehmen und auch weitere Vertriebswege, so dass Sie als Verbraucherinne und Verbraucher dann auch im Restaurant sehen können, wie Ihr Schnitzel gehalten wurde. Damit stärken wir auch den Tierschutz. Mit Änderungen im Baurecht machen wir es den tierhaltenden Betrieben leichter, ihre Betriebe tiergerecht umzubauen.“
Kritische Stimmen
Die Verbraucherorganisation Foodwatch warnte dagegen, die Herkunftskennzeichnung bringe für den Tierschutz wenig. "Denn Tiere leiden in deutschen Ställen genauso unter Schmerzen und Krankheiten wie in anderen EU-Ländern - auch wenn die Fleischindustrie gerne den Eindruck erweckt, Deutschland sei beim Tierschutz Spitzenreiter", teilte die Organisation mit.
Pflichtkennzeichnung in Deutschland, freiwillig für andere EU-Länder
Allerdings möchte Özdemir für mehr Transparenz sorgen. Vorgesehen ist eine Pflichtkennzeichnung für inländische Erzeugnisse mit fünf Kategorien während der Mast, vom gesetzlichen Mindeststandard bis hin zu Bio. Im Gesetzesentwurf zur Tierhaltungskennzeichnung wurde darüber hinaus die Möglichkeit geschaffen, dass auch Lebensmittel aus anderen EU-Mitgliedstaaten und Drittländern auf freiwilliger Basis gekennzeichnet werden können. Mit der Tierhaltungskennzeichnung wird die Haltungsform, in der das Tier gehalten wurde, auf dem Lebensmittel für die Verbraucherinnen und Verbraucher erkennbar. In einem ersten Schritt wird frisches unverarbeitetes Fleisch von Schweinen gekennzeichnet. Weitere Tierarten und Produkte sollen folgen.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 25. Juni 2023, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 02. Juli 2023, 18:30 Uhr.