Überwältigender Mehrheit der Österreicher ist Tierschutz wichtig
VIER PFOTEN fordert von der neuen Regierung, aktiv zu werden und Tierschutz über wirtschaftliche Interessen zu stellen. Vor allem im Nutztier-Bereich sieht die Tierschutzorganisation ordentlich Aufholbedarf in Österreich.
„Unsere hohen Umwelt-, Tierschutz- und Lebensmittelstandards schützen“ – so steht es im neuen Regierungsprogramm geschrieben. Das Wort „Tierschutz“ wird in dem Pamphlet oft erwähnt, nur was sich wirklich dahinter verbirgt, bleibt offen für Interpretationen. „Papier mag geduldig sein, wir sind es allerdings nicht mehr. Seit Jahren fordern wir konkrete Verbesserungen in Punkto Tierschutz. Der Standard ist in Österreich vor allem im Bereich der Nutztiere bei weitem nicht so hoch, wie oftmals von Politikern behauptet“, sagt Martina Pluda.
Das Leid der Nutztiere
Konkret geht es etwa im Nutztier-Bereich um die gängige betäubungslose Ferkelkastration und die dauernde, ganzjährige Anbindehaltung bei Rindern. Diese beiden grausamen und nicht mehr zeitgemäßen Praktiken wurden mit der Tierschutznovelle 2017 sogar gesetzlich zementiert – nicht zuletzt auf Betreiben der ÖVP. VIER PFOTEN fragt sich daher, wie das zu der Regierungsprogramms-Passage „Tiere als Mitgeschöpfe achten und ihren Schutz verbessern“ passt. „Wir erwarten, dass den Worten auch konkrete Maßnahmen folgen. Deshalb erhoffen wir uns von der neuen Regierung, diese qualvollen Praktiken endlich zu verbieten. Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht auf Kosten leidender Tiere verfolgt werden“, so Pluda.
Herkunftskennzeichnung inklusive Haltungsform
VIER PFOTEN begrüßt grundsätzlich den Vorstoß der neuen Regierung, eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von tierischen Lebensmitteln in Österreich einzuführen. „Nicht zuletzt hat etwa bei den Eiern der Fipronil-Skandal gezeigt, dass Transparenz bei Lebensmitteln nicht verhandelbar ist. Die Aufgabe der Regierung wird es sein, Verbraucher und Tiere gleicher Maßen zu schützen“, sagt Pluda. Darüber hinaus erwartet VIER PFOTEN, dass die im Regierungsprogramm genannte Angabe der „Produktionsstandards“ auch die Haltungsform der Tiere umfasst und diese ehestmöglich als verpflichtender Teil der Kennzeichnung tierischer Produkte eingeführt wird. Denn nur so kann sich der Konsument bewusst für mehr Tierwohl entscheiden, ganz besonders im Fall von verarbeiteten Produkten mit tierischen Bestandteilen.
Öffentlichen Beschaffung: Staat muss mit gutem Vorbild vorangehen
Bislang wurde zwar schon viel über das so genannte „Bestbieterprinzip“ in der öffentlichen Beschaffung gesprochen. De facto gilt nach wie vor das Billigstbieterprinzip. „Die öffentlichen Einrichtungen müssen bei ihrer Beschaffung tierfreundlicher werden. Billiges Fleisch aus Tierqual etwa gehört nicht in Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Mensen. Hier müssen die Standards angehoben werden“, sagt Pluda.
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Nächste Ausgabe von Unsere Tiere: 18. August, 18:30 Uhr.