Tiertransporte: Qualen und Leidenswege durch die Welt
12.10.2020
Rinder, Schweine, Ziegen, Geflügel, etc. werden jedes Jahr in riesigen Mengen quer durch Europa, den Nahosten und Afrika verfrachtet.
This browser does not support the video element.
Millionen Tiere werden alljährlich quer durch Europa und darüber hinaus in Nicht-EU- und andere Drittstaaten verfrachtet. Die Mast- und Schlachttiere werden in LKWs oder in Frachträume von Transportschiffen gezwängt. Für die Tiere ein Leidensweg von ihrem Abhol- bis zum Ziel- und Bestimmungsort. Deshalb war das oe24.TV-Magazin "Unsere Tiere" vom 11. Oktober 2020 zur Gänze dem Thema Tiertransport gewidmet. Dabei werden alle Probleme dieses "Warenverkehrs" aufgezeigt!
Ausgezehrte Nutztiere mit starrem Blick, die über 60 Stunden und mehr in LKWs von Österreich und der EU aus, ohne Ruhepause und ausreichend Wasser fast um die halbe Welt gekarrt werden. Diese grausamen Bilder hat jüngst nicht nur eine TV-Dokumentation gezeigt. Auch die Corona-Krise hat einmal mehr eklatante Missstände in punkto Nutztiertransporte ans Licht gebracht. Besonders jene Transporte, die in sogenannte Drittländer, also Länder außerhalb des EU-Raums gehen, verstoßen vielfach gegen geltendes Recht und fügen den Tieren unnötige Qualen und Leid zu.
„Feinkostladen Europas“
Eigentlich hätte Österreich bei tierischen Lebensmitteln das Zeug dazu, der „Feinkostladen Europas“ zu werden. Dies geht allerdings nur mit Qualität und Seriosität sowohl in der Herstellung als auch im Transport. Daher ist es längst angebracht, gegen diese internationalen Langzeittransporte ein Zeichen zu setzen.
Alexander Rabitsch, Tierarzt und langjähriger Kontrolleur von Tiertransporten, weiß aus der Praxis zu berichten: „Eine rechtskonforme Beförderung von Tieren in weit entfernte Drittstaaten ist nahezu unmöglich. So gibt es außerhalb Europas keine nach europäischem Recht zertifizierten Versorgungsstellen, an denen die Tiere zwischen den Etappen abgeladen werden und ruhen können. Der Großteil der österreichischen Bevölkerung lehnt daher diese Transporte über weite Distanzen zu Recht ab“.
Diese Ablehnung hat sich mittlerweile auch bis nach Brüssel durchgeschlagen. Am 23. September hat im Europaparlament ein Untersuchungsausschuss zum Thema Tiertransporte begonnen, in dem auch der EU-Abgeordnete und Biobauer Thomas Waitz sitzt: „Die aktuelle EU-Verordnung ist veraltet und wird kaum eingehalten. Wir fordern nicht nur ein engmaschiges Netz an Kontrollen, sondern auch kürzere Transportzeiten und eine bessere Versorgung der Tiere während der Reise.“ Was Transporte in Drittstaaten betrifft, so findet Waitz klare Worte: „Tiertransporte in Drittstaaten müssen verboten werden, solange hier die Einhaltung der EU-Tierschutzbestimmungen nicht garantiert werden kann“.
Welttierschutztag am 4. Oktober
Missstände ortet auch die Österreichische Tierärztekammer (ÖTK): „Wir Tierärztinnen und Tierärzte haben zum Thema Tiertransporte eine klare Position. Wir halten an der unmittelbaren Umsetzung der europäischen Tierschutzgesetzgebung fest. Bedauerlicherweise sind eklatante Verstöße gegen den Tierschutz bei Transporten in Drittstaaten und an den EU-Außengrenzen derzeit an der Tagesordnung. Wir setzen uns dafür ein, dass diese entsprechend geahndet werden“, betont ÖTK-Präsident Kurt Frühwirth.
Der Appell von Experten anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober war deutlich: Die Situation bei Nutztiertransporten ist untragbar geworden und bedarf dringender Untersuchung bzw. Verbesserung. Alexander Rabitsch fasst es so zusammen: „Es bedarf dringend einer Untersuchung und Bewertung des Nutztiertransport-Unwesens und seiner Folgeerscheinungen durch unabhängige Experten.“ Thomas Waitz: „Für mich sind diese Missstände ein klarer politischer Auftrag“. Für Kurt Frühwirth darf man das Tierwohl nicht der Wirtschaft untergeordnet: „Wir Tierärztinnen und Tierärzte sind unserem Berufsethos verpflichtet, der wirtschaftlichen Interessen nicht unterworfen werden darf. Zudem darf Tierschutz nicht an der Grenze Österreichs oder Europas enden“.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 11. Oktober 2020, hier in voller Länge sehen.