Die Artenvielfalt ist Teil der biologischen Vielfalt. Österreich ist im mitteleuropäischen Vergleich eines der artenreichsten Länder.
Rund 68.000 Arten, davon ca. 54.000 Tierarten und 3.462 Farn- und Blütenpflanzen, kommen in Österreich vor. Die größte Gruppe machen Insekten mit rund 40.000 Arten aus. Fast 600 Tierarten und ca. 150 Pflanzenarten kommen nur in Österreich vor. Die Bestandsaufnahme der heimischen Fauna und Flora bedarf jedoch einer laufenden Aktualisierung.
Insekten
In Österreich kommen etwa 40.000 Insektenarten vor. Jeweils rund 10.000 Arten zählen zu den Fliegen und Mücken und den Hautflüglern (davon rund 700 Wildbienen-Arten). Es folgen Käfer und Schmetterlinge (davon 215 Tagfalter-Arten) mit jeweils mehreren tausend Arten. Rund 345 Insektenarten sind in Österreich endemisch, das heißt sie kommen weltweit nur hier vor, hauptsächlich entlang des Alpenhauptkamms, in den Hohen Tauern, im Nationalpark Gesäuse sowie in den Südalpen und auf der Koralpe.
Ansiedelungsprojekte des WWF
Der WWF Österreich beschäftigt sich bereits seit vielen Jahrzehnten mit dem Schutz heimischer Tier- und Pflanzenarten. Über die Zeit hat sich der Zugang im Artenschutz aber durchaus verändert. So startete der WWF in den frühen 1980er Jahren mit speziellen Ansiedelungsprojekten. Diese sollten die bedrohte und verschwundene Arten wie Bartgeier oder Braunbär wieder zurückbringen. Später stand die Umsetzung von internationalen und europäischen Richtlinien wie der FFH-Richtlinie und Natura 2000 im Vordergrund. In den letzten Jahren sind viele einst ausgestorbene Arten wieder nach Österreich zurückgekehrt. Die natürlichen Verhaltensweisen dieser Wiederkehrer wie Wolf oder Fischotter sorgen immer wieder für Konflikte zwischen Mensch und Tier. Das macht den Einsatz für bedrohte Arten heute wichtiger denn je. Ziel des WWF ist es diese Arten in ihrem natürlichen Lebensraum zu erhalten und ihren strengen Schutzstatus aufrecht zu erhalten. Um ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen, braucht es mehr Akzeptanz in der Bevölkerung, die Bekämpfung der illegalen Verfolgung dieser Arten und ein kluges Management, um Konflikten vorzubeugen.
„WWF Big 5“
Der WWF Österreich setzt sich für den Schutz bedrohter heimischer Arten ein, besonders für die „WWF Big 5“: Biber, Fischotter, Luchs, Wolf, Seeadler. Diese Arten haben gemein, dass sie in Österreich einst stark dezimiert oder ausgerottet waren, und sich jetzt in Österreich wieder ansiedeln. Gleichzeitig sind diese Arten sogenannte Flaggschiffarten, die stellvertretend für einen bestimmten Lebensraum und eine bestimmte Lebensgemeinschaft stehen. Schützen wir diese Flaggschiffarten, so schützen wir den jeweiligen Lebensraum und viele andere Arten gleich mit.
Einschränkung des tierischen Lebensraums durch den Menschen
Menschliche Nutzungsansprüche führen immer häufiger zu Konflikten mit den Ansprüchen unserer Natur. Wildtier-Populationen leiden massiv unter der voranschreitenden Verbauung. Der zunehmende Straßenbau zerstückelt die übrig gebliebenen Lebensräume in kleine Teile. Täglich pflastern neue Parkplätze und Einkaufszentren die Landschaft zu. Durch den Flächenfraß geraten nicht nur seltene Arten mit großem Raumbedarf, wie Seeadler oder Luchs in Bedrängnis. Auch andere Tiere, wie Feldhamster, Mehlschwalbe oder Wechselkröte sind gefährdet. Auch unsere Flüsse sind stark verbaut, alle 900 Meter steht bereits eine Barriere. Stand 2020, sind nur noch 15 % der heimischen Flüsse in einem sehr guten ökologischen Zustand. Trotzdem ist der Bau vieler weiterer Kraftwerke in Planung.
Verschleppung von Arten
In unserer globalisierten Welt sind natürliche Ausbreitungsbarrieren wie Gebirge oder Ozeane aufgehoben. Mit Schiff oder Flugzeug werden Tiere und Pflanzen in die ganze Welt verschleppt. Unzählige nicht heimische Organismen befinden sich an oder in Verpackungen von Früchten, Blumen, Holz, Pflanzenteilen, Tieren oder an Schiffsrümpfen. In der Vergangenheit kam es auch zum bewussten Import vieler Pflanzen als Zierpflanzen und Tiere für Jagd oder Fischerei. Ob bewusst ausgesetzt oder aus Versehen eingeschleppt: Manche der neuen Arten verursachen Probleme in den heimischen Ökosystemen. Sie verändern z.B. Lebensräume und das Nahrungsnetz. Oft werden heimische Arten verdrängt. Auch neue Parasiten und Krankheitserreger werden eingebracht, die tödlich für die heimischen Arten sind. Darüber hinaus kann es zu enormen ökonomischen Schäden oder gesundheitlichen Auswirkungen für Menschen kommen.
In Österreich sind insgesamt rund 2.000 gebietsfremde Arten bekannt, wovon 80 Arten naturschutzfachlich problematisch sind, 13 von der EU als invasiv mit unionsweiter Bedeutung gelistet werden und 160 Arten negative wirtschaftliche Auswirkungen haben. Durch die Klimakrise kommt es zudem zu neuen Bedingungen in den unterschiedlichen Lebensräumen, die die Ansiedlung neuer Arten begünstigen.
Artenvielfalt und Klimawandel
Die raschen Klimaveränderungen bringen unsere Ökosysteme aus dem Gleichgewicht und führen bereits heute zum Verlust von Tier und Pflanzenarten. Die globale Mitteltemperatur steigt, ab 1,5°C Temperaturerhöhung treten vermehrt unbeherrschbare Schäden auf. Extremwetter, Überschwemmungen und Wüstenbildung, Verbreitung von Krankheiten, Abschmelzen der Gletscher und Pole, Veränderungen der Jahreszeiten und Lebensbedingungen für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Viele sensible Ökosysteme in Österreich sind durch die Erderwärmung gefährdet. Ambitioniertes Handeln ist daher nicht nur für den globalen Klimaschutz entscheidend, sondern liegt auch im unmittelbaren Interesse aller Menschen in Österreich. Ein Beispiel: Besonders naturferne und artenarme Forste sind von der Klimakrise betroffen. Vielerorts – besonders im Mühl- und Waldviertel – sind heute schon standortsfremde, sehr artenarme Fichtenforste von Dürre, Insekten-Massenvermehrungen, Stürmen und Schneedruckereignissen geprägt. Die Prognosen deuten auf eine Zunahme dieser Zustände und gleichzeitig auch auf eine Verschiebung der Waldgrenze und dadurch auf eine Ausweitung der Berg-Nadelwälder in höhere Lagen hin.
Noch immer werden streng geschützte Arten wie Wolf, Luchs oder Seeadler gefangen oder getötet, obwohl ihr strenger Schutzstatus nach österreichischem und europäischem Recht diese Tötungen verbietet. Die direkte Verfolgung dieser Arten hat schon vor vielen Jahren dazu geführt, dass etwa große Säugetierarten oder Greifvögel stark dezimiert bzw. ausgerottet wurden. Das darf kein zweites Mal passieren, denn diese Arten erfüllen eine wichtige Funktion in ihren Lebensräumen.
Gefährdung von Ökosystemen
Die Klimakrise stellt neben der Biodiversitätskrise eine der größten Bedrohungen für die Lebensgrundlagen des Menschen dar. Viele sensible Ökosysteme in Österreich sind durch die Erderwärmung gefährdet. Ambitioniertes Handeln ist daher nicht nur für den globalen Klimaschutz entscheidend, sondern liegt auch im unmittelbaren Interesse aller Menschen in Österreich. Naturnahe Lebensräume sind die beste Vorsorge gegen die Klimakrise für Mensch und Arten. Denn standortstypische Artenvielfalt macht Lebensräume widerstandsfähiger. Zum Beispiel führen lange Trockenperioden, die künftig häufiger auftreten werden, bei vielen Baumarten zu Trockenstress. Dies beeinträchtigt beispielsweise das Wachstum und die Kohlenstoffbindung. Solche Dürre-Effekte werden jedoch von naturnahen Mischwäldern gut abgepuffert, da unterschiedliche (Baum-)Arten unterschiedlich auf den Trockenstress reagieren und das gesamte System widerstandsfähiger (resilienter) machen.
Deshalb setzt sich der WWF für naturnahe Wälder, alpine Freiräume, Wildnis-Gebieteund Schutzgebiete wie in den March-Thaya-Auen und am Neusiedler See ein, um eine große Arten- und Lebensraumvielfalt zu sichern.
Projekte des WWF
Darüber hinaus bringt sich der WWF seit Jahren im Management von Lebensräumen ein, zum Beispiel in den March-Thaya Auen oder am Neusiedler See. Die Organisation bewertet den gegenwärtigen Zustand der Lebensräume, gibt Empfehlungen für das nötige Management ab und liefert Vorschläge in Arbeitsgruppen und Projekten, wie z.B. EuroLargeCarnivores, der nationalen Biodiversitätskommission und dem Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs.
Fakt ist: Ob Fisch, Schildkröte oder Schlange - Wer sein Haustier in die „Freiheit“ entlässt, tut damit weder dem Tier, das nur die Lebensbedingungen in einem Aquarium/Terrarium kennt, noch der Natur einen Gefallen. Bei Pflanzen gilt es, die Einwanderung über Wanderkorridore oder andere Einbringungswege zu unterbinden und bei der Wahl von Balkon- und Gartenpflanzen auf heimische Arten zu setzen.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 19. Februar 2023, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 26. Februar 2023, 18:30 Uhr.