In Südafrika wurden kürzlich 40 Breitmaulnashörner erfolgreich in die Wildnis entlassen. Diese Nashörner stammen von einer privaten Zuchtfarm, die seit dem letzten Jahr von der NGO African Parks betrieben wird.
Der Südafrikaner John Hume, der 15 Jahre und Millionensummen in die Rettung dieser durch Wilderei dezimierten Tierart gesteckt hatte, hatte seine Nashornfarm, die knapp 200 km südwestlich von Johannesburg liegt, im September verkauft. Die NGO African Parks, die rund 20 Naturparks auf dem Kontinent betreibt, wurde Eigentümerin der rund 7.800 Hektar Land und der 2.000 Breitmaulnashörner, die 15 Prozent der Weltpopulation dieser Tiere ausmachen. Diese Organisation hat das ambitionierte Ziel, in den nächsten zehn Jahren die insgesamt 2.000 Nashörner in afrikanischen Schutzgebieten auszuwildern.
Hörnerentfernung als Schutzmaßnahme gegen Wilderei
Die freigelassenen Tiere befinden sich nun in einem Wildreservat in der Provinz KwaZulu-Natal. Um sie vor Wilderei zu schützen, wurden den Nashörnern die Hörner entfernt. Diese präventive Maßnahme soll die Tiere weniger attraktiv für Wilderer machen, da Nashornhörner auf dem Schwarzmarkt sehr begehrt sind.
Die Bedrohung der Breitmaulnashörner durch Wilderei und illegalen Handel
Weltweit existieren schätzungsweise noch etwa 13.000 Breitmaulnashörner, wobei rund 80 Prozent dieser Tiere in Südafrika leben. In den letzten Jahren hat die Wilderei stark zugenommen, und die Hörner werden trotz strenger Handelsverbote vor allem nach Asien verkauft. Dort werden sie in der traditionellen Medizin gegen Fieber und Krämpfe verwendet und gelten zudem als Potenzmittel.
African Parks und lokale Gemeinschaften im Einsatz für den Erhalt des Breitmaulnashorns
African Parks arbeitet eng mit lokalen Gemeinschaften und anderen Naturschutzorganisationen zusammen, um den Lebensraum der Nashörner zu sichern und die Öffentlichkeit über die Bedeutung des Schutzes dieser bedrohten Art aufzuklären. Der Erhalt der Breitmaulnashörner ist nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch für das Ökosystem, in dem sie eine wesentliche Rolle spielen, von großer Bedeutung.
Die Auswilderung der 40 Nashörner in KwaZulu-Natal ist ein weiterer Schritt in Richtung des langfristigen Ziels, die Breitmaulnashörner vor dem Aussterben zu bewahren und ihre Population in freier Wildbahn zu stärken.
Der Kampf ums Überleben: Das Breitmaulnashorn im Fokus
Das Breitmaulnashorn ist das viertgrößte Landsäugetier der Erde – nur die Afrikanischen und Asiatischen Elefanten sind größer. Sie sind leicht an ihrem namensgebenden großen, breiten Maul zu erkennen. Im Grasland-Ökosystem halten sie als „Rasenmäher“ den Bewuchs kurz. Mit den breiten, kantig verhornten Lippen können sie die Grashalme direkt über dem Boden abbeißen. Seit knapp 15 Jahren erlebt Afrika eine Nashrnwildereikrise. Den Nashörnern wird zum Verhängnis, dass in Teilen Asiens dem pulverisierten Horn fiebersenkende, entgiftende, krampflösende und seit neuestem auch krebsheilende Wirkung zugesprochen wird. Wissenschaftlich ist das Humbug. Aufgrund seines hohen Preises entwickelte sich Nashornhorn seit einiger Zeit zu einem Statussymbol der aufstrebenden, reichen Mittelschicht mancher asiatischen Länder. Breitmaulnashörner waren einst in Afrika weit verbreitet. Die Nördlichen Breitmaulnashörner lebten in Ost- und Zentralafrika und die Südlichen Breitmaulnashörner im südlichen Afrika. Von den Südlichen Breitmaulnashörnern gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert nur noch weniger als 100 Tiere. Dank intensiver Schutzmaßnahmen konnte sich bis heute ein Bestand von wieder über 16.000 Tieren entwickeln. Von den Nördlichen Breitmaulnashörnern gibt es hingegen nur noch zwei Weibchen weltweit.
Verheerende Wilderei in Südafrika
Südafrika musste in den vergangenen Jahren die Hauptlast der Wilderei tragen: Rund neun von zehn in Afrika gewilderten Nashörnern wurden hier getötet. 2014 hielt bisher den traurigen Rekord: Mehr als 1.200 gewilderte Nashörner wurden in diesem Jahr dort gezählt.
In großen Schutzgebieten wie dem Krüger-Nationalpark geht man sogar von noch höheren Verlusten aus, da einige Kadaver schlicht unentdeckt bleiben. 2021 hat der wohl berühmteste Park Südafrikas und Heimat der größten Nashornbestände der Welt die letzte Zählung veröffentlicht – mit einem sehr schlechten Ergebnis. In weniger als zehn Jahren fiel die Zahl der Nashörner von gut 10.600 um 75 Prozent auf rund 2.600 Tiere.
Nach einem leichten Rückgang im Jahr 2020, der vermutlich auch den Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie geschuldet war, meldete Südafrika 2021 wieder 451 Wilderei-Vorfälle. Allein im Dezember 2021 gab es Meldungen, wonach Wilderer in Südafrika in nur zwei Wochen 24 Tiere getötet haben.
Auch 2022 fielen laut dem südafrikanischen Ministerium für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt (DFFE) wieder 448 Nashörner der illegalen Jagd in Südafrika zum Opfer.
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2023 zeigt nun leider wieder einen klar ansteigenden Wilderei-Trend, das belegen Zahlen des südafrikanischen Umweltministeriums, die im Februar 2024 veröffentlicht wurden: 2023 wurden in Südafrika 499 Nashörner gewildert – ein Anstieg um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.Besonders betroffen ist die Region in der Provinz KwaZulu-Natal. Hier wurden 2023 325 Fälle illegaler Nashorntötungen registriert. 307 allein im Hluhluwe-iMfolozi Park. Dies entspricht 65 Prozent der Gesamtzahl der Nashörner, die im vergangenen Jahr in Südafrika gewildert wurden und einem provinzweiten Anstieg von 33 Prozent. Der WWF arbeitet seit vielen Jahren in der Provinz. Mit Unterstützung für Ranger:innen und Schutzgebiete vor Ort hilft der WWF dabei, eine noch schlimmere Eskalation zu verhindern.