Unsere Tiere

Was man über Pelz, Wolle, Leder und Co. wissen muss

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Wenn es draußen wieder kälter wird, decken sich viele Menschen mit neuer Winterkleidung ein. Hauptbestandteil von Mützen, Pullis und Jacken sind oft tierische Materialien wie Daunen, Wolle, Leder oder Pelz. 

Damit Konsument:innen beim winterlichen Shoppen nicht gleichzeitig Tierqual mit einkaufen, veröffentlicht VIER PFOTEN einen neuen Einkaufsratgeber. Er informiert über die größten Tierschutzprobleme und stellt Alternativen zu tierischen Materialien vor.

Pelz: Mützen mit Pelzbommel, Fellbesatz an Kapuzen, Krägen, Handschuhen oder Schuhen – hinter jeder noch so kleinen Echtpelzapplikation verbirgt sich enormes Tierleid. Millionen Nerze, Füchse oder Marderhunde werden dafür in Pelzfarmen in engen Käfigbatterien gezüchtet. Andere Wildtiere werden mit Fallen getötet.

VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck appelliert: „Finger weg von Pelz! Tierfreundlich produzierten Pelz gibt es nicht, auch die Zertifizierungsprogramme der Pelzindustrie bieten keine höheren Tierschutzstandards. Echtpelz ist häufig nicht klar als solcher gekennzeichnet und auch aufgrund der Optik oder des Preises oft nicht zuverlässig von Kunstpelz zu unterscheiden. Wir empfehlen daher, sich im Zweifel auf der „Fur Free Retailer“-Webseite zu informieren. Dort finden sich garantiert pelzfreie Unternehmen.“

Merinowolle: Bei in Österreich erhältlichen Produkten aus Merinowolle ist vor allem das sogenannte Mulesing ein Problem: eine blutige Prozedur, die in Australien betrieben wird, dem weltweit größten Wollproduzenten. Dabei schneiden Schafhalter ihren Lämmern mit einer Schere große Streifen Haut am das Gesäß heraus, meist ohne Betäubung. Grund dafür ist die Fliegenmadenkrankheit (Myiasis) – durch das Entfernen von Hautfalten soll verhindert werden, dass die Tiere dort befallen werden.

Weissenböck sagt dazu: „Verbraucher:innen können sich vor dem Einkauf über Marken und Händler direkt im Geschäft oder im Internet informieren. Einige Zertifikate stellen sicher, dass Produkte keine Mulesing-Wolle enthalten, wie zum Beispiel der „Responsible Wool Standard (RWS)“, „Nativa™“ oder „ZQ Merino“. Ohne verlässliche Zertifizierung kann Mulesing nicht ausgeschlossen werden. Grundsätzlich gilt jedoch: Die beste Wolle ist keine Wolle. Nur pflanzliche Alternativen können Tierleid zu 100 Prozent ausschließen.“

Kaschmir-, Mohair- und Alpakawolle: Kaschmirziegen, Angoraziegen und Alpakas leiden vor allem unter den fehlenden Tierwohlrichtlinien in den größten Produktionsländern, etwa Peru, China oder Südafrika. Die Tiere werden meist extensiv gehalten. Das bedeutet, dass sie den Großteil des Jahres draußen auf der Weide oder in der Steppe sich selbst überlassen werden. Die Folgen sind oft unzureichende Verpflegung, kein Schutz vor Wind und Wetter, ausbleibende oder zu späte ärztliche Versorgung sowie eine fehlende Mensch-Tier-Beziehung. Letzteres löst vor allem Stress und Panik aus, wenn es zur Schur oder notwendigen medizinischen Behandlungen (z.B. Wurmkuren) kommt, da die Tiere sehr scheu und den Kontakt nicht gewohnt sind.

„Achten Sie unbedingt darauf, dass die Produkte nach dem „Good Cashmere Standard (RAS)“, dem „Responsible Mohair Standard (RMS)“ oder dem „Responsible Alpaca Standard (RAS)“ zertifiziert sind.“. Rät Veronika Weissenböck

Angorawolle: Angorawolle ist besonders flauschig, stammt vom Angorakaninchen und wird als Luxustextil gehandelt – ebenso wie Kaschmir und Mohair. 90 Prozent der Angorawolle stammen aus China. Dort werden rund 50 Millionen Angorakaninchen gehalten. In China gibt es keine Tierschutzgesetze, Tierquälerei wird nicht bestraft. Die Kaninchen werden alle drei Monate grausam gerupft oder geschoren. Nach zwei bis fünf Jahren wartet die Schlachtbank. Die Tiere werden systematisch überzüchtet, sodass es zu Sehbehinderungen und Augenkrankheiten kommen kann. Aufgrund des unnatürlich starken Fellwuchses können sie außerdem Hitze nicht mehr selbst regulieren. Zudem sind Angorakaninchen sehr soziale Tiere und brauchen Gesellschaft und viel Platz, um sich bewegen zu können. Deshalb ist es nicht artgemäß, die Kaninchen ihr ganzes Leben in Käfige zu sperren. Durch diese Haltung können sie ihre natürlichen Verhaltensweisen kaum ausüben. Es kommt durch den Platzmangel zu Deformationen der Wirbelsäule, zu Verletzungen an den Pfoten und Beinen sowie zu Verhaltensstörungen und Aggressionen durch Unterforderung.

„Es gibt keine tierfreundliche Produktion von Angorawolle, daher ist auch jeder Angora-Tierwohlstandard inakzeptabel. Wir lehnen die Verwendung und den Kauf von Angorawolle vehement ab.“, so Veronika Weissenböck.

Daunen: Daunen in Jacken, Kissen, Decken und ähnlichen Produkten stammen in der Regel von Gänsen und Enten aus der Intensivtierhaltung. Im schlimmsten Fall leiden die Tiere unter grausamem Lebendrupf oder unter Stopfmast.

„Möchten Verbraucher:innen Tierleid ausschließen, sollten sie auf Daunen-Alternativen (siehe Liste unten) zurückgreifen – diese nehmen es in puncto Wärme und Qualität locker mit Daunen auf. Wer auf Daunen nicht verzichten kann, kann sich vor dem Einkauf direkt im Geschäft oder im Internet über Marken und Händler informieren. Das Siegel „Responsible Down Standard (RDS)“ schließt zumindest Lebendrupf und Stopfmast aus.“ So Weissenböck

Leder: Leder wird oft als sogenanntes Nebenprodukt der Fleischproduktion wahrgenommen. Aber auch die Herstellung von Leder ist mit Schmerzen für die Tiere verbunden. Informationen darüber, woher Unternehmen Leder für Schuhe, Gürtel oder Jacken beziehen, gibt es kaum – und somit auch keinen Tierschutzstandard. Außerdem sind bisher kaum Herkunftslandbezeichnungen auf Lederprodukten zu finden. Aufgrund von mangelnder Transparenz ist es für Konsument:innen so gut wie unmöglich, zu erkennen, wie das Tier gehalten wurde, bevor es zu Leder verarbeitet wurde. VIER PFOTEN ist derzeit kein Unternehmen bekannt, das die komplette Lederlieferkette im Hinblick auf Tierschutzaspekte transparent offenlegt. Zu den weltweit über eine Milliarde zählenden Schafen, Ziegen und Rindern, die für die Lederindustrie genutzt werden, kommen Millionen Wildtiere wie Reptilien, Kängurus oder Strauße, die für ihre Haut getötet werden.

„Auch wenn wir es begrüßen, dass einige Marken damit begonnen haben, eigene Lieferketten aufzubauen und sich beispielsweise um regionales Bio-Leder bemühen, sind ethische Kaufentscheidungen für Lederprodukte so gut wie unmöglich. Leder von Wildtieren sollte man immer meiden. Auch von Leder von landwirtschaftlichen Tieren raten wir ab, wenn die Herkunft und damit der Tierwohlstatus unbekannt ist, da die meisten Tiere in sehr schlechten Haltungsbedingungen leben.“ Sagt Weissenböck.

Ohne Zweifel ist ein Kleiderschrank ohne tierische Materialien die tierfreundlichste Alternative, denn auch Tierwohllabels können Tierleid nie zu 100 Prozent ausschließen. Heute gibt es mehr nachhaltige und tierfreie Materialien als je zuvor: Darunter ist das weit verbreitete recycelte Acryl – hergestellt aus recyceltem Kunststoff, recyceltes Polyester – hergestellt aus recycelten Plastikflaschen. Ebenfalls weit verbreitet und benötigt nur 30 Prozent der Energie, die Polyester benötigt. Bio-Baumwolle wird ohne Verwendung schädlicher synthetischer Chemikalien oder Zusatzstoffe hergestellt, TENCEL™ Lyocell – hergestellt aus Holzzellstoff. Dieser wird in einem umweltfreundlichen Verfahren hergestellt und ist biologisch abbaubar und wiederverwertbar.

Auf dem Markt gibt es bereits viele etablierte Alternativen zu Daunenprodukten, wie PrimaLoft® oder recyceltes Polyester. Ebenso empfehlenswert sind pflanzliche Daunenalternativen wie zum Beispiel Tencel™ (Lyocell) oder Kapok. Kapok ist eine Hohlfaser aus den Schalen des tropischen Kapokbaums, die zu 80 Prozent aus Luft besteht und von Natur aus mit einer wasserabweisenden Wachsschicht überzogen ist.

Neben dem aus Kunststoff bestehenden Kunstleder gibt es heute auch viele pflanzliche Lederalternativen, z.B. Ananasleder, Apfelleder oder Pilzleder.

VIER PFOTEN setzt sich im Rahmen des Wear it Kind-Programms für eine tierfreundliche Zukunft der Mode ein. Weitere Informationen zu tierischen Materialien, Alternativprodukten und wie Sie unsere Arbeit unterstützen können finden Sie unter media.4-paws.org.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 22.10.2023, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 29.10.2023, 18:30 Uhr  


  

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